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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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Windreiter diese großen, silbernen Muscheln an unsere Sättel. Und ihre Halfter dienen nur dazu, noch mehr Silberschmuck anbringen zu können. Allerdings lieben es einige Windrenner, unter anderen Walasfro, sie auch noch mit kleinen Glöckchen zu behängen. Es würde uns dagegen nicht einmal im Traum einfallen, ihnen Zügel zuzumuten! Das ist eines der Dinge, die die Kavallerie
anderer Länder in den Wahnsinn treibt, wenn sie es mit Windreitern zu tun bekommen.«
    Er lachte wieder, diesmal eine Spur boshaft.
    »Unsere Windrenner wissen genauso gut wie wir, was sie tun müssen und denken in der Schlacht mit uns. Wir brauchen uns nicht mit Worten zu sagen, was wir vorhaben. Und dass wir keine Zügel benötigen, gibt uns die Freiheit, beide Hände einsetzen zu können, um dem Gegner … sagen wir, unangenehme Dinge zuzufügen.«
    »Das verstehe ich«, erwiderte Bahzell lachend. Dann verfiel er jedoch in Schweigen, und Kelthys widmete sich wieder dem Sattelzeug, das er für Lord Edinghas reparierte. Wie viele Sothôii war er ein wortkarger Mann. Aber diesmal hatte er einen anderen Grund für sein behagliches Schweigen. Bahzell lag etwas auf dem Herzen und Kelthys hatte nichts Dringendes vor. Wenn der Paladin Zeit brauchte, um auszusprechen, was ihn beschäftigte, so sollte ihm das recht sein.
    Bahzell lehnte sich gegen die Stallwand, verschränkte seine kräftigen Arme vor der Brust und blickte durch die offene Stalltür hinaus. Die Nachmittagssonne brannte heiß vom Himmel, im Stall aber war es dämmrig und kühl, fast wie in einer Höhle. Er genoss diese friedliche Stille.
    Auch wenn Bahzell wusste, dass dieser Frieden trügerisch wirkte. Ihm war zwar noch nicht alles klar, was der Herde von den Warmen Quellen zugestoßen war, aber was er erfahren hatte, genügte. Als er und Gayrfressa verschmolzen, sah er einen Augenblick lang, was sie gesehen hatte, hörte, was sie gehört hatte und … fühlte, was sie empfunden hatte. Auch Tomanâk war diesmal ein wenig zuvorkommender gewesen als gewöhnlich. Er hatte mehr Kenntnisse in den Winkeln von Bahzells Hirn versteckt, als der Pferdedieb erwartet hatte. Daher besaß er jetzt eine weit bessere Vorstellung von dem, was da draußen auf der Ebene des Windes auf sie wartete, als zu dem Zeitpunkt, da er mit Brandark und Hurthang das Hurgrumer Kapitel des Ordens nach Navahk geführt und Sharnâs Tempel zerstört hatte.
    Was ihm jedoch die Entscheidung, was genau er jetzt tun musste, kein bisschen leichter machte. Außerdem gab es da noch Gayrfressa …
    »Sir Kelthys.« Endlich brach Bahzell das Schweigen.
    »Ja, Milord?«, antwortete der Windreiter höflich, während er weiterhin geschickt das Zaumzeug reparierte.
    »Ihr seid doch ein Windreiter, und, wenn ich richtig liege, dies auch schon seit mehr als zwanzig Jahren?«
    »Stimmt.«
    »Ich nehme an, dass Ihr in dieser Zeit sicher mehr über Windrenner gelernt habt als ich.«
    »Das möchte ich doch annehmen.« Diesmal lächelte Kelthys. »Warum?«
    »Es geht um Gayrfressa«, gab Bahzell gleich darauf zu, verstummte jedoch wieder.
    »Was ist mit ihr?«, hakte Kelthys sanft nach. »Na ja«, fuhr Bahzell gedehnt fort, »als Er Höchstselbst und ich sie heilten, gab es einen Augenblick, an dem alles … zusammenfloss, könnte man sagen.« Er verzog das Gesicht, und seine beweglichen, fuchsartigen Ohren zuckten, als er vergeblich nach einem passenderen Wort suchte. »Es gab einen Zeitpunkt, er dauerte nur einen Herzschlag lang, oder vielleicht zwei, als sie und ich … verschmolzen. Als gäbe es nur noch uns zwei.« Er sah den Windreiter an. »Habt Ihr so etwas zufällig auch schon erlebt, oder kennt Ihr vielleicht jemandem, dem das geschehen ist?«
    »Ich … nicht dass ich wüsste.« Kelthys wählte seine Worte jetzt ebenso vorsichtig und bedachtsam wie Bahzell. »Die meisten Windreiter, nicht alle, wohlgemerkt, aber die meisten, erleben etwas Ähnliches, wenn wir das erste Mal das Band mit unseren Brüdern knüpfen. Wir nehmen uns wahr , könnte man sagen. Wir wissen in diesem Augenblick alles voneinander, was es zu wissen gibt. Wir können fast die Gedanken des anderen erkennen. Aber wir verschmelzen nicht, ebenso wenig, wie wir uns vereinigen. Nicht im wörtlichen Sinn, obwohl wir diese
Begriffe manchmal etwas leichtfertig benutzen. Wir bleiben voneinander getrennt. Wir stehen uns anschließend zwar näher als selbst unseren Geschwistern oder Geliebten, aber wir bleiben getrennt. Und das klingt nicht so wie die Erfahrung, die Ihr

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