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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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mir eben geschildert habt.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht.« Bahzell seufzte.
    »War es denn ein so schreckliches Erlebnis?«, wollte Kelthys etwas spöttisch wissen. Bahzell schnaubte.
    »Schrecklich?« Er schüttelte den Kopf. »Es war ganz und gar nicht schrecklich, Sir Kelthys. Trotzdem möchte ich eine solche Erfahrung nicht so bald wieder machen! Nein, und ich wünsche auch keinem Windrenner, dass er das durchmachen muss, was diese Herde erlebt hat!«
    Der Klang seiner Stimme war bei seinen letzten Worten dunkler geworden, doch dann schüttelte er die finsteren Erinnerungen ab.
    »Letztlich muss ich zugeben, dass dies wahrscheinlich sogar eines der schönsten Erlebnisse in meinem Leben war. Sie sind wirklich Gottes eigene Geschöpfe, hab ich Recht?«
    »Das finde ich auch«, stimmte ihm Kelthys ruhig zu.
    »Ja. Aber Ihr seid schließlich auch ein Sothôii, wohingegen ich ein Hradani bin. Ein Pferdedieb-Hradani. Bisher ist noch kein Windrenner geboren worden, dem wir Hradani sonderlich am Herzen liegen würden. Also könnte man sagen, dass dies die traditionelle Beziehung war, in der unsere beiden Rassen sich bisher wohl fühlten.«
    Kelthys sah ihn fragend an, woraufhin der hünenhafte Hradani beinahe verlegen die Schultern zuckte.
    »Gayrfressa und ich dagegen …«, begann er. »Wir fühlen uns damit jetzt nicht mehr so wohl. Ich will nicht behaupten, dass das, was zwischen uns passiert ist, dasselbe Gefühl wäre, das Euch und Euren Walasfro verbindet, aber es ist anders als jede Beziehung, die zwischen irgendeinem Windrenner und irgendeinem Hradani bisher geherrscht hat, darauf könnt Ihr Euch verlassen. Ich …«

    »Verzeiht mir, Prinz Bahzell«, unterbrach ihn Kelthys sanft. »Aber fällt es Euch wirklich so schwer zuzugeben, dass ihr beide euch liebt?« Bahzell sah ihn scharf an. Kelthys unterstrich seine Worte mit einer ausholenden Handbewegung. »Ich bezweifle sehr, dass jemand anders als ein Windreiter jemals etwas erlebt hat, das dem, was Ihr mir soeben beschrieben habt, auch nur annährend ähnlich ist, Milord Paladin. Aber es kommt vor, dass Windrenner tiefe Freundschaften mit Menschen eingehen, die keine Windreiter sind. Sie lieben sie, Prinz Bahzell. Denkt an Dathgar und die Baronin Hanatha, oder an Lady Leeana. Diejenigen, die sie nicht gut kennen, vergessen leicht, dass Windrenner mindestens so klug sind wie alle Menschenrassen. Falls sie es überhaupt jemals begriffen haben. Und sie haben ein viel, viel größeres Herz als die meisten von uns.«
    »Das kann ich verstehen«, murmelte Bahzell. »Aber ich bin nicht sicher, ob andere Windrenner, die nicht hier waren und es gesehen haben, hinnehmen werden, dass Gayrfressa ein solches Gefühl zu einem Hradani wie mir hegt. Ehrlich gesagt dürften das auch viele aus meinem Volk noch weit befremdlicher finden als die Windrenner.«
    »Ich glaube, Ihr braucht Euch über die Reaktionen der anderen Windrenner keine Sorgen zu machen«, versicherte ihm Kelthys. »Sie kommunizieren auf eine Art und Weise miteinander, die keiner, nicht einmal die Windreiter, jemals ganz verstanden haben oder verstehen werden.« Er schüttelte den Kopf. »Vertraut mir, Prinz Bahzell. Wenn Gayrfressa bereit ist, Euch solche Gefühle entgegenzubringen, dann wird jeder andere Windrenner, dem sie begegnet, auch den Grund dafür verstehen. Damit will ich nicht behaupten, dass sie alle mit ihr übereinstimmen, versteht mich nicht falsch. Aber ich glaube kaum, dass einer von ihnen ihre Gefühle anzweifeln oder ihr deswegen Vorwürfe machen wird.«
    »Ehrlich gesagt«, antwortete Bahzell bald darauf, »ist das im Augenblick meine geringste Sorge. Ich denke eher darüber
nach, dass sie nicht damit einverstanden ist, zurückgelassen zu werden.«
    »Verzeihung, Prinz Bahzell, wollt Ihr damit andeuten, dass Ihr und Gayrfressa immer noch irgendwie miteinander verbunden seid?«
    »Verbunden würde ich es nicht nennen«, gab Bahzell nachdenklich zurück. »Aber irgendwas in dieser Richtung trifft es wohl schon.« Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Es ist nicht so, dass ich sie ›hören‹ könnte, oder als würden wir uns immer noch im Gehirn des jeweils anderen befinden. Trotzdem weiß ich ohne den geringsten Zweifel, was sie gerade denkt. Und auch, da wir eben davon sprechen, wo sie sich gerade jetzt aufhält.«
    Kelthys riss überrascht die Augen auf und legte zum ersten Mal, seit Bahzell den Stall betreten hatte, das Zaumzeug zur Seite. Der Hradani kniff die Augen

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