Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
Vom Netzwerk:
sich meine schlimmsten Befürchtungen als zutreffend erweisen, wird er Fahlthu zur Nachhut abkommandieren, wo ihn niemand von uns vermisst. Abgesehen davon«, Chlathar lächelte freudlos, »wissen alle, dass Fahlthu kaum besser als ein gemeiner Söldner ist. Sollte ihm ein ›Unglück‹ widerfahren, dürfte Baron Cassan zu dem Schluss kommen, dass Sir Fahlthu von Lordhüter Dathian bestochen wurde, Eure Befehle maßlos zu übertreiben. Und Dathian ist Tellians Vasall, nicht der des Barons.«
    »Ihr argumentiert wie immer sehr trefflich, Chalthar.« Saratic schnurrte fast. »Kümmert Euch darum. Und veranlasst, dass Baron Cassans Mann, dieser Warshu, dem Regiment von Sir Fahlthu zugeteilt wird.« Als Chalthar ihn nun fragend ansah, zuckte Saratic die Achseln. »Etwas an dem Mann ist mir nicht geheuer, Chalthar. Meine Bedenken reichen nicht aus, um mich den Befehlen von Baron Cassan zu widersetzen. Und dieser Warhsu hat sich weiß Gott bei allem, was wir von ihm verlangt haben, sehr geschickt angestellt. Aber wenn er eine Klinge ist, die sich möglicherweise gegen uns richten könnte, so wäre es mir lieber, wenn er Fahlthus Finger abhackt als die von Halnahk. Und wenn er unter denen ist, die von Dathian ›bestochen‹ wurden, ist das auch nicht schlecht.«
     
    »Soeben ist ein Bote von Sir Jahlahan eingetroffen, Milord.«
    Baron Tellian blickte beim Klang von Tarith Schildarms Stimme von seinem Frühstück auf, das er gerade am Feuer des Lagers einnahm, das sie an der Hohen Straße nach Balthar aufgeschlagen hatten.
    Er und seine Bewaffneten befanden sich noch knapp zwei Tagesreisen von Schloss Hügelwacht entfernt. Zumindest galt das für die Soldaten, die nicht auf Windrennern unterwegs waren. Sie waren in gemäßigtem Tempo geritten, damit sich die Kriegsrösser, denen sie bei der Verfolgung von Leeana so viel abverlangt hatten, etwas erholen konnten. Dennoch war es
kein angenehmer Ritt gewesen, besonders für Tarith nicht. Der stämmige, dunkelhaarige Soldat mit den fast schwarzen Augen diente Leeana, seit sie laufen konnte, als Leibwächter. Schon als kleines Kind hatte sie sein Herz gewonnen, es in ihre kleinen, pummeligen Hände genommen und nie wieder losgelassen. Von allen Bewaffneten Tellians hatte Tarith am härtesten daran zu arbeiten, dass sie die Tochter des Barons an die Kriegsbräute verloren hatten. Und er gab sich selbst die Schuld daran. Das war natürlich Unsinn, Tellian wusste es sehr wohl, aber Tarith beharrte darauf, dass er sich Leeanas Befehl hätte widersetzen und sich weigern müssen, sich von ihr einfach wegschicken zu lassen. Dass sie einen vollkommen nachvollziehbaren Grund dafür ersonnen hatte, ließ er nicht gelten. Tellian konnte nur hoffen, dass die Zeit seine Trauer heilen und seine schrecklichen Schuldgefühle lindern würde.
    »Von Sir Jahlahan?« Der Baron riss sich aus seinen Gedanken.
    »Ja, Milord.« Tarith hielt ihm eine versiegelte Botentasche hin.
    Tellian nahm sie mit einem Knurren des Dankes entgegen, mit dem er seine Besorgnis überspielen wollte. Absichtlich hatte er darauf verzichtet, Boten nach Balthar vorauszusenden. Trotz des recht mäßigen Tempos, das er eingeschlagen hatte, hätten er und seine Leute Schloss Hügelwacht zwei, höchstens zweieinhalb Tage später erreicht als jeder Bote, den er aus Kalatha vorausschicken konnte. Er wollte seine Gemahlin Hanatha nicht schriftlich darüber benachrichtigen, dass sie ihre Tochter für immer verloren hatten, da es nur so wenig Zeit mehr kostete, es ihr persönlich sagen und sie dabei in die Arme schließen zu können, wenn sie weinte.
    Jahlahan musste gewusst haben, dass Tellian mittlerweile mit oder ohne Leeana auf dem Rückweg war. Was also konnte so dringend sein, dass sein Seneschall nicht hatte auf seine Rückkehr warten wollen, um es ihm nach seinem Eintreffen persönlich zu sagen?

    Er betrachtete einen Augenblick lang unschlüssig die Botentasche, bevor er tief Luft holte und das Siegel brach. Dann zog er die Nachricht heraus, faltete das Blatt auseinander, hockte sich auf die Absätze und las.
    Schon der zweite Satz der Botschaft ließ ihn jedoch ruckartig aufspringen. Er war leichenblass und stieß einen ungläubigen Fluch aus.
    Er konnte fühlen, wie ihn seine Männer anstarrten, und ihm war klar, dass seine Miene viel zu viel verriet, doch er konnte nichts dagegen tun. Er las die kurze, entsetzliche Nachricht bis zu Ende, und las sie dann noch einmal von vorn, um ganz sicher zu gehen, dass er nichts

Weitere Kostenlose Bücher