Die dunkle Göttin
gab tatsächlich kaum jemanden, der die Reitkünste eines Menschen oder auch eines Hradani besser beurteilen konnte als ein Windrenner. »Trotzdem«, fuhr der Mensch hoffnungsvoll fort, »er lernt schneller als so ziemlich jeder andere, dem ich bei seinen ersten Reitversuchen zugesehen habe.«
Das könnte stimmen , räumte Walasfro nachdenklich ein. Ich wünschte, wir würden besser verstehen, was für eine Art Herdensinn dieser Paladin da offenbar entwickelt hat. Ich frage mich
»Du fragst dich was?«, setzte Kelthys nach einer Weile nach.
Ich frage mich, ob ihm das, was ihm erlaubt, seine Verbindung mit Walsharno tiefer zu knüpfen, als wir anderen es vermögen, auch in der Schlacht hilft? Beobachte ihn, Bruder. Er lernt tatsächlich viel schneller, als es eigentlich möglich wäre. Glaubst du, dass ihm seine Art des Herdensinns ermöglicht, Walsharnos Bewegungen vorauszuahnen?
»Ein bemerkenswerter Gedanke«, erwiderte Kelthys leise. »Und da wir gerade dabei sind, ich habe noch eine interessante Frage für dich. Hast du jemals von einem anderen Paladin des Tomanâk gehört, der sich mit einem Windrenner verbrüdert hätte?«
Nein, antwortete Walasfro nach einigem Nachdenken. Du, Bruder?«
»Nein, ich auch nicht«, gab Kelthys zu. »Denn es hat so etwas noch nie zuvor gegeben. Ich frage mich, wie Bahzells Beziehung zu Tomanâk Walsharno beeinflussen könnte.«
Das kann ich mir nicht einmal annährend vorstellen , gab Walasfro ohne Umschweife zu. Dann wieherte er leise schnaubend, was einem Lachen entsprach. Trotzdem könnte es weit weniger überraschend sein, als du annimmst, Bruder. Immerhin ist Walsharnos Name eines Gefährten des Paladin von Tomanâk würdig.
»Allerdings.« Kelthys lachte ebenfalls. »Ob sein Leithengst so etwas geahnt hat, als er ihm den Namen gab?«
Es haben sich schon merkwürdigere Dinge unter der Sonne ereignet. Außerdem spielt es keine Rolle, ob er es gewusst hat. Der Name passt jedenfalls.
»Ja. Und außerdem passt er auch zu Bahzell.«
Walasfro warf den Kopf hoch. Diese zustimmende Geste hatten die Windrenner schon vor langer Zeit von den Menschen übernommen. In der Sprache der Sothôii bedeutete »Walsharno« Sonne des Krieges, man konnte es jedoch auch mit Schlachtendämmerung übersetzen.
»In jedem Fall«, fuhr Kelthys fort, »und einmal abgesehen davon, dass Bahzell ein Paladin des Tomanâk ist, sollte die Tatsache, dass ein Hradani als Windreiter auserkoren wurde, uns andere dazu ermahnen, dieses Band so vorurteilsfrei wie nur möglich zu betrachten.«
Das dürfte einigen leichter fallen als anderen , erwiderte Walasfro bissig. Aber wie schnell er auch lernt, haben wir wirklich Zeit abzuwarten, bis die beiden ihr Band fester geknüpft haben? Was Gayrfressas Herde angegriffen hat, lauert nach wie vor dort draußen. Wenn es nun eine andere Herde angreift? Oder die Warmen Quellen selbst?
»Ich weiß es nicht«, gab Kelthys ehrlich zu. »Aber ich weiß, dass sich Bahzell wegen derselben Frage den Kopf zerbricht.
Trotzdem wird er frühestens in zwei oder drei Tagen aufbrechen.«
Warum?
»Weil ich ihn darum gebeten habe«, erwiderte Kelthys gelassen. Walasfro schwang seinen Schädel herum und sah ihn an. Kelthys zuckte die Achseln. »Sicher, wir müssen schnell reagieren. Und ja, die letzte Verantwortung liegt bei Bahzell und bei seinem Orden. Aber was auch immer da draußen vorgeht, Walasfro, es geschieht auf der Ebene des Windes. Das ist unser Land, und dieses Böse greift unsere Windrenner an und massakriert sie. Im Augenblick, sind du und ich und
na ja, wir beide und Bahzell und Walsharno die einzigen Windreiter hier. Deshalb habe ich Boten ausgesandt, schon bevor wir Tiefwasser verließen. Mittlerweile müssten über ein Dutzend Windreiter unterwegs zu den Warmen Quellen sein. Ich erwarte, dass die Ersten spätestens morgen eintreffen. Glaubst du nicht, unsere Ehre und Verantwortung erforderten es, dass die Windgeborenen und unsere Brüder in Zeiten wie diesen an der Seite der Krieger Tomanâks reiten?«
Walasfro hatte ihn unterbrechen wollen, hörte sich dann jedoch ruhig an, was Kelthys sagen wollte. Am Ende schnaubte er einmal und hob zustimmend den Kopf.
Es klaffen vermutlich gähnende Löcher in deinem Verstand, Bruder, aber keine in deinem Herzen. Ich glaube, wir können unseren Küken hier auf der Koppel noch zwei Tage Zeit zum Üben gewähren.
»Verzeiht, Milord, seid Ihr Euch wirklich sicher?«
Saratic Richthof, der Lordhüter des
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