Die dunkle Göttin
missverstanden hatte.
Leider hatte er das nicht er ließ die Schultern hängen.
»Milord?«, fragte jemand. »Windbruder?«, fragte sie schärfer, als er nicht antwortete. Tellian schüttelte sich.
»Ja
ja, Hathan.« Er hob den Kopf und begegnete dem besorgten Blick seines Windbruders.
»Was ist los? Doch hoffentlich nicht die Baronin
?«
»Nein.« Tellian schüttelte heftig den Kopf, als wollte er seinen Verstand von der Lähmung befreien, die ihn überfallen hatte. »Nein, Hanatha geht es gewiss gut. Es ist
«
Er blickte wieder auf Jahlahans Nachricht und knüllte das Papier so fest zusammen, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
»Es geht weder um Hügelwacht noch um Balthar«, erklärte er mit belegter Stimme. »Es gab einen
Notfall bei den Warmen Quellen. Prinz Bahzell ist bereits dorthin unterwegs.«
»Verstehe.« Hathan musterte ihn abwartend, und Tellian nahm Verbindung mit seinem Windrenner Dathgar auf.
Bruder, bitte Gayrhalan Hathan davon abzuhalten, mir weitere Fragen zu stellen. Er soll ihm sagen, dass ich ihm alles in Kürze erklären werde.
Gern, erwiderte sein Windrenner trocken. Ich darf doch hoffen, dass du mich dann ebenfalls einweihst?
Natürlich erkläre ich es dir. Tellian fühlte sich von Dathgars
ironischer Art seltsam getröstet, aber das täuschte ihn nicht darüber hinweg, dass sein Windrenner auf diese Nachricht ebenso entsetzt reagieren würde wie er.
»Gut, Tarith!« Er wandte sich an seinen Offizier. »Wie Ihr sicher schon erraten habt, enthält Sir Jahlahans Botschaft keine guten Nachrichten. In Balthar und auf Hügelwacht ist jedoch alles in Ordnung. Das Problem liegt weiter nördlich, und wie ich bereits zu Hathan sagte, Prinz Bahzell und Lord Brandark haben Hügelwacht verlassen, um sich dessen anzunehmen. Dennoch bin ich der Lordhüter des WestGeläufs, also obliegt es meiner Verantwortung, nicht der von Prinz Bahzell, dem Hilfeersuchen meines Lordhüters nachzukommen. Bei diesem besonderen Problem könnt ihr«, er ließ den Blick über seine Männer gleiten, »mir nicht helfen. Also werden Hathan und ich Euch hier zurücklassen und allein nach Hügelwacht vorausreiten.«
»Milord!« Tarith protestierte beinahe sofort, doch Tellian schüttelte entschlossen den Kopf.
»Wir werden nicht darüber streiten, alter Freund«, erklärte er. »Hathan und ich reiten allein nach Hügelwacht. Ich will nicht, dass Ihr Eure Pferde bei dem Versuch, uns einzuholen zuschanden reitet!« Er sah seinen Offizier streng an. »Eure Rösser können nicht mit uns Schritt halten, also versucht es gar nicht erst. Haben wir uns verstanden?«
Tarith hätte gern weitere Einwände gemacht, was ihm mit der Sturheit eines langjährigen treuen Dieners gewiss auch gelungen wäre. Doch eben weil er seit seiner Jugend den Bogenmeistern von Balthar gedient hatte, erkannte er, wie ernst es dem Baron war. Und er wusste auch, wann es besser war, nicht zu widersprechen.
»Jawohl, Milord«, erwiderte er unglücklich.
»Danke.« Tellian gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die gepanzerte Schulter und drehte sich zu Hathan um.
»Reiten wir, Windbruder.«
5
DIE FESTE THALAR, das Heim des Lordhüters Trisu von Lorham und der uralte Familiensitz der Spitzhacken von Lorham, war eine deutlich bescheidenere Festung als Schloss Hügelwacht. Allerdings war die Ortschaft Thalar sie als Stadt zu bezeichnen wäre eine maßlose Übertreibung gewesen auch erheblich kleiner als Balthar. Trotzdem flößte die alte Festung mit ihren beiden Ringmauern und dem massiven, trotzigen, viereckigen Hauptfried Respekt ein. Kaerithas registrierte mit ihrem erfahrenen Blick, dass die äußeren Befestigungen mindestens zwei Jahrhunderte jünger zu sein schienen als der ursprünglichere Fried.
Die Architektur der Festung verzichtete auf jede Raffinesse. Sie war kompromisslos eckig und von einem geschulten Auge offenbar so konstruiert, dass die Bogenschützen im Notfall freie Schussbahn hatten. Wer auch immer dieses Bauwerk geplant hatte falls bei seiner Errichtung überhaupt so etwas wie ein Plan eine Rolle gespielt hatte -, er hatte sich offenbar nicht den Kopf darüber zerbrochen, was ein Feind mit wirkungsvollen Belagerungsmaschinen anrichten könnte. Die Festung wurde von einem höheren Felskamm im Osten überragt, der zwar außerhalb der Schussweite von Bogenschützen lag, von dem sie aber Katapulte, wie das Reich der Axt sie verwendete, sehr wohl erreichen konnten. Zudem wies sie keinen Burggraben
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