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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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Tor stand, die behauptete, nicht nur ein Ritter zu sein, sondern auch noch ein Paladin des Tomanâk! Kaeritha konnte den Mann sehr gut verstehen, dennoch hoffte sie, dass die durchschnittliche Geisteskraft von Trisus Offizieren und Bediensteten höher war, als dieser Bursche glauben machte.
    »Ich bekomme bereits einen Krampf im Nacken, weil ich die ganze Zeit zu Euch hinaufschreien muss!«, erklärte sie freundlich. Selbst von Wölkchens Sattel aus konnte sie die flammende Röte sehen, die das Gesicht des unseligen Wachoffiziers überzog.
    Er wandte sich wieder von ihr ab.
    »Öffnet das Tor!«, schrie er jemandem im Wachhaus zu. Die Angeln quietschten, als jemand gehorsam begann, einen der massiven Torflügel zu öffnen.
    Kaeritha wartete geduldig und ließ ihre Hände gut sichtbar auf ihrem Sattelknauf liegen, bis das Tor ganz offen stand. Dann bedankte sie sich mit einem Nicken bei dem verlegenen Wachoffizier und schnalzte leise mit der Zunge. Wölkchen warf den Kopf hoch, als amüsierte sie sich ebenso wie ihre Herrin über den Aufruhr, den sie ausgelöst hatten, und trottete dann mit zierlichen, fast damenhaften Schritten weiter.
    Der unselige Wachoffizier war von den Zinnen heruntergestiegen und wartete bereits im Hof unter dem Torhaus auf sie, als sie aus dem Torweg herauskam. Aus der Nähe betrachtet, wirkte er erheblich anziehender, als Kaerithas erster Eindruck hatte vermuten lassen. Was allerdings auch nicht schwierig war, dachte sie spöttisch.

    Der Mann hatte für einen Sothôii eine ungewöhnlich dunkle Haut und starrte mit seinen braunen Augen das eingestickte Symbol des Tomanâk auf ihrem Poncho an, den Morgenstern und das Schwert, dessen goldene Fäden glitzerten. Seine Miene verriet, dass er einen feuerspeienden Drachen weit weniger erstaunlich gefunden hätte, doch wenigstens versuchte er, die Lage so zu handhaben, als wäre das ganz gewöhnlich.
    »Bitte vergebt mir meine scheinbare Unhöflichkeit, Dame … Kaeritha«, sagte er. Er sprach ihren Namen leicht fragend aus, und Kaeritha nickte freundlich, womit sie gleichzeitig seine Entschuldigung annahm als ihm auch andeutete, dass er ihn richtig ausgesprochen hatte. »Leider«, fuhr der Offizier mit einem Lächeln fort, das verblüffend echt schien, »empfangen wir hier in Lorham nicht sehr viele Paladine des Tomanâk.«
    »Das liegt sicher daran, dass es gar nicht so viele von uns gibt«, gab Kaeritha liebenswürdig zurück. Sie ging auf sein Spiel ein, so zu tun, als wäre dies der wahre Grund für seine Verwirrung.
    »Ich habe Lord Trisu bereits von Eurem Eintreffen benachrichtigt«, fuhr er fort. »Er wird sicher gleich hier am Tor erscheinen, um euch in eigener Person und gebührend zu begrüßen.«
    Oder um mich mit einem Fußtritt hinauszubefördern, wenn er der Meinung ist, ich wäre kein Paladin, dachte Kaeritha. Andererseits muss man ja die Form wahren, nicht wahr?
    »Danke, Hauptmann …?«
    »Verzeiht mir!« Der Hauptmann verbeugte sich hastig. »Ich scheine meine Manieren heute vollkommen vergessen zu haben! Man nennt mich Sir Altharn.«
    »Danke, Sir Altharn«, meinte Kaeritha. »Ich weiß die prompte und wirksame Art und Weise zu schätzen, in der Ihr Eure Pflicht erfüllt.«
    Die Worte waren herzlich und formell, aber Sir Altharn nahm offenbar den freundlichen Spott in ihrem Unterton wahr. Einen
Augenblick lang stieg ihm die Farbe in die Wangen, dann schüttelte er den Kopf und lächelte Kaeritha zu ihrer Überraschung offen an.
    »Das habe ich mir wohl selbst eingebrockt«, erklärte er. »Ihr dürft mir glauben, Dame Kaeritha, ich bin nur sehr selten so unfähig, wie ich heute Morgen auf Euch gewirkt haben mag.«
    »Das glaube ich.« Kaeritha merkte verblüfft, dass sie dies tatsächlich tat.
    »Danke. Ihr seid freundlicher, als ich es verdient habe«, erklärte Sir Altharn. »Ich hoffe, dass ich noch Gelegenheit bekomme zu beweisen, dass ich nicht immer so begriffsstutzig bin. Vorausgesetzt natürlich, ich bemerke die Gelegenheit, falls sie denn überhaupt kommt.«
    Er lachte, und dieses Lachen wirkte so natürlich, dass Kaeritha unwillkürlich darin einstimmte. Vielleicht steckte doch noch mehr in diesem Kerl, als es auf den ersten Blick den Anschein gemacht hatte.
    »Ich bin sicher, diese Gelegenheit wird kommen«, sagte sie. »Ich glaube sogar …«
    Sie unterbrach sich, als vier Männer aus der Richtung des Hauptfrieds auf sie zukamen. Einer von ihnen war der Bote, den Altharn losgeschickt hatte. Bei dem Mann an der Spitze

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