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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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Leeana hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als sie wahrnahm, wie kalt ihre Stimme plötzlich klang.
    »Tharnha ist nicht gerade für ihre Feingefühl berühmt«, bemerkte Soumeta grinsend und versetzte der dunkelhaarigen Frau einen spielerischen Klaps auf den Hinterkopf. Dann richtete die Blonde ihren Blick wieder auf Leeana. »Dennoch spricht sie nur das aus, was die meisten von uns denken. Wir fragen uns alle, warum du wohl zu uns gekommen bist, und ob du deine Entscheidung nicht schon bereust.« Sie legte den Kopf schief, als sie Leeana nachdenklich ansah. »Das musst du doch zugeben, Leeana, es ist wirklich kein alltäglicher Anblick, die Thronerbin eines Barons jeden Tag in einem Chari und einem Yathu herumspazieren zu sehen!«
    »Nein, das kann ich mir vorstellen.« Leeana zuckte mit den Schultern und sah Tharnha an. »Tut mir Leid, wenn ich jetzt beleidigt wirke, Tharnha. Aber das ist eine wunde Stelle.«
    »Woher wir kamen und aus welchem Grund, das ist für die meisten von uns eine ›wunde Stelle‹«, erwiderte Tharnha. »Ich hätte lieber meine große Klappe halten sollen.«
    »Das stimmt«, pflichtete ihr Eramis bei. »Aber wie Soumeta sagt, wir werden innerlich vor Neugier fast aufgefressen, weil wir dich nicht offen danach fragen wollen, Leeana.« Sie lächelte die junge Frau an. »Wenn du uns sagst, wir sollen den Mund halten und uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern, so tun wir das natürlich. Aber dir muss klar sein, dass wir uns trotzdem den Kopf darüber zerbrechen werden.« Ergeben hob sie ihre Hände. »Wir sollten es nicht tun, aber wir sind auch nur Frauen, verstehst du?«
    »Sicher verstehe ich das.« Leeana seufzte. Sie dachte ein wenig nach und blickte stirnrunzelnd in das heiße Wasser ihres Beckens.
    »Ich möchte es so ausdrücken«, begann sie dann. »Ich habe meine Familie nicht deshalb verlassen, weil sie mir etwas angetan hätten, versteht ihr? Es war eine politische …« Sie hielt inne. »Mein Vater hat einen Heiratsantrag für mich erhalten.
Einen, den ich nicht annehmen wollte.« Sie verzog das Gesicht. »Niemand hätte gewollt, dass ich dies tue. Vater hätte mich niemals dazu gezwungen, aber er hätte eine Menge politischen Druck aushalten müssen, von Leuten, die wollten, dass er ihn für mich annimmt. Deshalb habe ich beschlossen, lieber eine Kriegsbraut zu werden.«
    Sie dachte über ihre Worte nach und kam zu dem Schluss, dass sie die Sache umfassend genug beschrieben hatte.
    »Und ob ich meine Entscheidung bereue, hierher gekommen zu sein … danach müsst ihr mich in einem Monat noch einmal fragen! Bis dahin bin ich hoffentlich wieder zu Atem gekommen.«
    Soumeta lachte und die beiden Kriegsbräute neben ihr kicherten.
    »Ich glaube nicht, dass es so lange dauert«, meinte Soumeta. »Du scheinst dich weit besser zurechtzufinden als die meisten anderen Kriegsjungfern. Und wie ich höre, hast du auch schon eine Arbeit gefunden, um die Kosten für dein Pferd bezahlen zu können.«
    »Und was für ein Pferd!« Tharnha verdrehte anerkennend die Augen.
    »Ja, das stimmt«, gab Leeana etwas verlegen zu. Sie erinnerte sich an Domina Yaliths Warnung vor dem Neid der anderen Kriegsbräute.
    »Ich beneide dich zwar um dein Pferd«, Soumeta schien ihre Gedanken gelesen zu haben, »aber ganz bestimmt nicht um all die zusätzliche Arbeit, die du dafür leisten musst!«
    »Natürlich nicht!« Eramis gluckste spöttisch. »Das würde deinen … privaten Kalender erheblich durcheinander bringen.«
    »Lässt du bitte meinen Terminkalender aus dem Spiel, Mistress Klatschtante?« Soumeta warf ihr einen halb spöttischen, halb ernsten Blick zu.
    »Warum? Schließlich weiß so ziemlicher jeder in Kalatha von deinem lebhaften Liebesleben, Soumeta.« Tharnha verdrehte
die Augen. Sie schien darüber ebenso neidisch zu sein, wie über Leeanas Boots.
    »Ich versuche nur«, erwiderte Soumeta ein wenig klagend, »die Waagschalen etwas auszugleichen.«
    »Die Waagschalen auszugleichen?« Leeana errötete. Die Frage war ihr unwillkürlich über die Lippen gekommen. Soumetas träger Blick richtete sich wieder auf sie. Leeana war wütend auf sich. Sie hatte gar nichts dazu sagen wollen. Was die anderen Leute mit ihren Leben anfingen, ging sie nicht das Geringste an. Trotzdem …
    »Sicher.« Soumeta fand Leeanas Verlegenheit offenbar höchst unterhaltend. »Denk nur an all die Jahre, in denen die Männer den Frauen nachgestellt haben, als wären sie rossige Stuten und sie selbst

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