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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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Erwartungen. Schon nach dem ersten
Tag hatte Leeana begriffen, dass sie sehr genau wussten, was sie taten. Im Gegensatz zu ihr. Was bedeutete: Sie brauchte sich nur an das zu halten, was ihr die beiden sagten.
    Das tat sie nun, und dabei entdeckte sie, dass sie tatsächlich eine gewisse Begabung für die harten körperlichen Übungen besaß, die ihre Lehrerinnen ihr zumuteten. Irgendwie überraschte sie das, und sie hatte etwas pikiert reagiert, dass es die beiden Ausbilderinnen offenbar keineswegs verblüffte. Vermutlich war das wohl ein Kompliment, aber der selbstzufriedene Ausdruck, den sie manchmal auf ihren Gesichtern entdeckte, wenn sie sich unbeobachtet fühlten, machte es ihr schwer, es zu schlucken.
    Sie begannen Leeanas Ausbildung sehr behutsam, auch wenn ihr das damals nicht so vorgekommen war. Doch das Programm, das sie für sie zusammengestellt hatten, steigerte sich zunehmend. Leeana hatte zu wenig Erfahrung mit konzentrierter, körperlicher Anstrengung, als dass sie hätte erkennen können, wie anspruchsvoll die Geschwindigkeit war, mit der Erlis und Ravlahn vorgingen. Niemand hatte ihr jemals erzählt, dass sie auch vor Erschöpfung zusammenbrechen oder wimmern könnte, dass man sie zu hart rannahm. Also unterwarf sie sich einfach der Herausforderung, den Anforderungen ihrer Ausbilder gerecht zu werden, und stellte bald fest, dass es ihr Freude bereitete – trotz der Erschöpfung. Sie machte sogar allmählich Fortschritte in ihrer Kampftechnik, auch wenn sie immer noch mehr oder weniger Anfängerin war. Wenigstens konnte sie ihrer Beweglichkeit trauen, und Ravlahn sowie Garlahna hatten dafür gesorgt, dass sie ihre »Oh, ich könnte niemals jemandem wehtun!« – Haltung sehr schnell überwand.
    Sie tastete mit der Zunge nach einem lockeren Zahn und grinste. Solange meine Deckung nicht besser wird, dachte sie, komme ich allerdings kaum in die Verlegenheit, jemandem wehzutun!
    Jedenfalls entwickelte sich ihre körperliche Ausbildung weit besser als ihre Fähigkeiten in der Küche. Sie schnitt sich
ständig, wenn sie Kartoffeln schälte, Zwiebeln oder Karotten hackte. Mittlerweile hatte sie dafür schon den Spitznamen »Leeana Blutfinger« eingeheimst, und ein oder zwei Frauen vom Küchenpersonal sprachen von »Leeana-Brühe«, wenn sie Tomatensuppe meinten. Diese Spitzfindigkeiten fand Leeana alles in allem nicht sonderlich lustig, bis auf die unbeabsichtigte Ähnlichkeit mit Prinz Bahzells Zunamen. Aber sie schätzte sie trotzdem. Vor allem seit der Nacht, in der eine der Bänkelsängerinnen von Kalatha, Filkhata Yanakfressa, unter schallendem Gelächter die »Ballade von Leeana Blutfinger« aus der Taufe gehoben hatte. Es bewies, dass sie als die Person wirklich anerkannt wurde, die sie war, ohne dass diejenige, die sie einst gewesen war, ihr neues Leben überschattete.
    Wenn der Tag nur fünf Stunden mehr gehabt hätte! Denn bei ihren morgendlichen Leibesübungen, den beiden täglichen Kursen mit Ravlahn, der Stunde als Hilfslehrerin bei Lanitha und den täglichen Gemeinschaftsarbeiten im Stall, um das Geld für Boots zu verdienen, sowie in der Küche, die jede Kriegsjungfer als Gegenleistung für freie Kost und Logis erbringen musste, blieb ihr fast keine Zeit mehr, sich richtig um Boots zu kümmern.
    Wenigstens war die Koppel im Stall so groß, dass der Wallach sich etwas Bewegung verschaffen, alles erkunden oder aber »Folgt dem Leithengst« mit den anderen Pferden spielen konnte. Für ein ruhiges Pferd oder eines, das sein Gnadenbrot bekam, mochte das genügen, aber Boots reichte dies ganz und gar nicht! Er brauchte regelmäßige Herausforderungen, wenn er gesund bleiben sollte, und irgendwie musste sie Zeit finden, ihn wenigstens an der Lounge herumführen zu können. Einen ausführlichen Ausritt mit ihm zu unternehmen wäre noch besser gewesen, aber das hätte sie sehr viel Zeit gekostet. Da sie seinen Stall selbst ausmisten, Boots putzen, füttern und wässern musste, abgesehen von der Bewegung, die sie ihm verschaffte, hatte sie nicht gerade Freizeit im Überfluss. Vor allem
nicht, wenn sie dafür sorgen musste, dass sie genug arbeiten konnte, um das Geld zu verdienen, mit dem sie die Stallgebühren bezahlen wollte, die nicht von ihrer Arbeit als Stallknecht des Stallmeisters abgedeckt wurden.
    Leeana Bogenmeister hatte sich nie viel Gedanken über Geld gemacht, doch Leeana Hanathafressa brannte das Thema mittlerweile auf den Nägeln.
    Glücklicherweise hatte sie einen Bereich entdeckt, wo

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