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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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schmerzhaften Sekunden begann das heiße Wasser mit seiner magischen Wirkung und löste langsam den Schmerz aus Muskeln und Sehnen.
    Garlahna gesellte sich ein wenig später zu ihr, wobei sie sich allerdings deutlich mehr Zeit ließ.
    »Mir ist aufgefallen, dass sie das Feuer unter dem Wasserkessel etwas höher brennen lassen als gewöhnlich«, bemerkte Soumeta in die Runde. Leeana warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und lachte dann, als sie den wissenden Blick der anderen Frau bemerkte.
    »Ja, das stimmt«, sagte sie nachdrücklich, und Soumeta lächelte sie an.
    »Aber eigentlich«, fuhr Leeana fort, »ist das auch nur gut so. Ich kann das heiße Wasser gut gebrauchen. Nachdem mich
Hundert Ravlahn gerade ein Jahrzehnt lang in der Halle herumgehetzt hat. Und mich auch noch fast bewusstlos prügelte, wenn sie mich einholen konnte!«
    »Ich glaube, du bist etwas zu hart mit dir«, antwortete Soumeta. Leeana sah sie überrascht an, und die ältere Frau lachte. »Ich will nicht behaupten, dass du bereits losgehen und Briganten abschlachten könntest, das noch lange nicht! Aber ich habe viele Kriegsjungfern gesehen, die sich weit schlechter angestellt haben als du heute.«
    »Wie ich zum Beispiel.« Eramis kicherte und schüttelte den Kopf. »Es hat Wochen gedauert, bis ich wirklich den Mumm gefunden habe, gegen Erlis zurückzuschlagen. Sie hat die Ausbildung damals noch selbst geleitet, trotz ihres fehlenden Arms. Und du hast es immerhin versucht, Leeana.«
    »Sie hat sogar Ravlahns Deckung durchbrochen. Einmal, immerhin!«, merkte Garlahna an.
    »Das habe ich gesehen!« Soumeta nickte.
    »Ach, das hat sie absichtlich zugelassen!«, protestierte Leeana und errötete erneut. Außerdem , sie blickte auf ihre Brüste, die halb unter Wasser lagen, bin ich überall … rosa. Na wundervoll !
    »Hundert Ravlahn lässt niemanden ›absichtlich‹ ihre Deckung durchbrechen«, widersprach Soumeta. »Ich will nicht abstreiten, dass du sie überrascht hast, aber du bist schnell, Leeana, sehr schnell sogar.« Anerkennend betrachtete sie die jüngere Frau. »Ich glaube, du könntest es in der Stadtwache weit bringen, wenn du erst deine Probezeit bestanden hast.«
    Leeana war davon überzeugt, dass Soumeta sie verspottete. Doch als sie hochblickte, wirkte die Miene der älteren Kriegsbraut vollkommen ernst.
    »Ach, ich glaube nicht …« Leeana unterbrach sich, als ihr klar wurde, dass sie gar nicht wusste, was sie eigentlich sagen wollte.
    Das Letzte, was sie hatte werden wollen, war eine weibliche Kriegerin, eine Amazone. Nicht etwa aus Angst, sondern weil
es ihr einfach noch nie in den Sinn gekommen war. Außerdem, gestand sie ehrlich, flößte es ihr mehr Furcht ein, andere Menschen zu verletzen, als selbst verwundet zu werden. Und Illusionen über den so genannten »Schlachtenruhm« machte sie sich ebenfalls nicht. Sie war Tochter und Enkelin eines Geschlechts von Kriegern, Erbin von Generationen von Frauen, die zahllose Ehemänner und Söhne in den Krieg geschickt hatten, die nur allzu oft nicht nach Hause zurückgekehrt waren. Die Vorstellung, in eine Schlacht zu ziehen, reizte Leeana Hanathafressa nur sehr wenig.
    Dennoch musste sie einräumen, dass sie zu diesen fröhlichen Verrückten gehörte, die die körperlichen Übungen genossen. Und nicht nur das, sie empfand ein merkwürdiges, geheimnisvolles, aber nichtsdestoweniger starkes Vergnügen dabei, die anspruchsvollen Aufgaben zu bewältigen, die Hundert Ravlahn ihr stellte. Sie arbeiteten zwar im Augenblick fast ganz ohne Waffen, Leeana freute sich jedoch bereits auf den Tag, an dem sich das änderte.
    Außerdem, dachte sie, gibt es einige wenige Dinge, die wichtig genug sind, dass man dafür kämpft. Nur weil Ruhm ganz sicher nicht dazu gehörte, bedeutete dies nicht, dass es nicht noch andere, weit wertvollere Ziele gab.
    »Du musst dich ja nicht gleich morgen entscheiden«, erklärte Soumeta. »Immerhin wird Fünfhundert Ermath dich wohl kaum bitten, ihre Pflichten nächste Woche schon zu übernehmen!«
    »Eben. Ich bin sicher, dass sie damit noch wartet, sagen wir, mindestens einen Monat«, stimmte ihr Tharnha lachend zu. Auch Leeana musste grinsen.
    »Aber wie lebst du dich sonst ein, abgesehen von deiner körperlichen Ausbildung?«, fragte Soumeta.
    »Besser, als ich erwartet habe«, gab Leeana zu.
    »Das muss schwer sein, wenn man aus einer Familie wie der deinen kommt«, murmelte Tharnha.
    »Ich denke, es ist schwer, ganz gleich, aus welcher Familie
man kommt.«

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