Die dunkle Göttin
Übeltäter Kriegsbräute sind.«
»Wahrscheinlich
nein, sicherlich habt Ihr Recht, Dame Kaeritha. In dieser Hinsicht steht er übrigens nicht allein da. Wir hatten im Laufe der Jahre einige Meinungsverschiedenheiten mit Kalatha. Als Lord Trisus Onkel Saeth, der jüngere Bruder seines Vaters, Lord Triahms Vater, vor einigen Jahren bei einem Jagdunfall ums Leben kam, behaupteten einige, Beweise dafür zu haben, dass es kein Unfall gewesen wäre. Sondern dass die Kriegsbräute ihn geplant hätten, weil Saeht ihre Lebensweise so offen verurteilt hätte. Mir persönlich fiel es zwar schwer, das zu glauben, aber dass diese Behauptungen eine so breite Zustimmung fanden, unterstreicht wohl nachdrücklich, dass Lord Trisu mit seiner Abneigung gegen die Kriegsbräute nicht allein steht. Und selbst wenn es so wäre, hätte das wirklich Auswirkungen darauf, ob unsere Deutung der Texte vor den Augen des Gesetzes richtig oder falsch ist?«
»Nein.« Kaeritha spürte zarte Gewissensbisse, weil sie sich insgeheim wünschte, es würde doch eine Rolle spielen. Letztlich waren die Paladine des Tomanâk jedoch nur Sterbliche. Sie hatten wie jeder andere auch Vorurteile und Meinungen. Aber sie verfügten ebenfalls über die einzigartige Fähigkeit, sie zu erkennen und diese Voreingenommenheiten zu überwinden, statt sich bei ihren Entscheidungen oder Taten von ihnen beeinflussen zu lassen.
»Seid Ihr zufällig mit den Fähigkeiten vertraut, Sir Salthan«, fuhr sie nach einer Weile fort, »mit denen Tomanâk Seine Paladine ausstattet, wenn Er ihnen das Schwertgelübde abnimmt?«
»Wie bitte?« Salthan war von diesem sprunghaften Themenwechsel sichtlich überrascht. Er fasste sich jedoch rasch.
»Vertraut würde ich das wohl kaum nennen, Milady. Ich
bezweifle, dass viele Leute überhaupt davon wissen. Ich habe natürlich darüber gelesen. Ehrlich gesagt, ich habe sogar gründlicher recherchiert, als mir Lord Trisu mitteilte, uns würde ein Paladin besuchen. Bedauerlicherweise ist unsere Bibliothek nicht sonderlich reichhaltig mit entsprechender Literatur ausgestattet. Ich konnte nur herausfinden, dass Tomanâk etwas weniger
konsequent als die meisten anderen Götter des Lichts ist, was die Ausstattung Seiner Paladine betrifft.«
»Weniger konsequent«, murmelte Kaeritha und lächelte. »Das ist ebenso höflich wie treffend ausgedrückt, Sir Salthan. Es kommt häufig vor, dass ich mir wünschte, Er wäre mehr wie
sagen wir Toragan oder Torframos. Oder von mir aus auch wie Lillinara. Deren Paladine scheinen allesamt mehr oder weniger dieselben Fähigkeiten zu besitzen. Tomanâk dagegen zieht es vor, jedem Seiner Paladine einzigartige Fähigkeiten zu schenken. Meistens scheinen sich diese Fähigkeiten mit den Talenten zu vermischen, die wir bereits besaßen, bevor wir Seinen Ruf hörten. Manchmal jedoch kann keiner begreifen, warum ein spezieller Paladin eine besondere Fähigkeit haben soll. Selbstverständlich hält dieses Unwissen nur so lange an, bis er oder sie genau diese Fähigkeit benötigt.«
»Und hier handelt es sich um eine solche Gelegenheit, Milady?« Salthans Blick wurde noch eindringlicher.
»Ja und nein.« Kaeritha zuckte die Achseln. »Ich habe fast alle Fähigkeiten, mit denen Er mich beschenkt hat, bereits eingesetzt. Ich hätte jedoch zugegebenermaßen längst vermuten sollen, dass Er mich aus einem besonderen Grund hierher entsendet hat, um dieses Problem zu lösen. Vor allem, als Lord Trisu mich daran erinnerte, dass die Auslegung der Gesetzespassagen selbst der Streitpunkt ist.«
»Ich wünschte wirklich, ich hätte die Möglichkeit gehabt, die Originale in Kalatha zu überprüfen«, sagte Salthan fast bedauernd. »Es war von Anfang an unübersehbar, dass es einen fundamentalen Widerspruch zwischen dem geben musste,
was ich hier lesen konnte, und den Passagen, die Domina Yalith und ihre Richterinnen zitierten. Aber ohne die Chance, die Originale selbst einsehen zu können, konnte ich natürlich nicht einschätzen, wie genau oder ehrlich ihre Zitate waren.«
»Ich hatte die Gelegenheit, beide Dokumente zu überprüfen«, erklärte Kaeritha. Sie stand auf und trat zu einem anderen Tisch unter dem Fenster der Bibliothek, auf dem sie bei ihrem Eintritt ihr Schwertgehänge abgelegt hatte. Kein Paladin des Tomanâk trennte sich je von seinem Schwert oder in ihrem Fall: von ihren Schwertern -, wenn sie in einer offiziellen Mission unterwegs waren. Sie waren das Wahrzeichen ihrer
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