Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
Vom Netzwerk:
eine gegenseitige Abneigung entwickelt?« Trisu lachte, als Kaeritha seine Worte wiederholte.
    »Milady, ich könnte sie niemals so verabscheuen, wenn sie mich nicht ebenfalls verachtete! Denn es spielt für mich keine Rolle, wie heilig Die Stimme der Lillinara in den Augen Ihrer Anhängerinnen angeblich ist.«
    Kaeritha musste unwillkürlich lachen, doch er fuhr ungerührt fort:
    »Es ist wohl nicht ungewöhnlich, dass der Lord einer Domäne gerade in den Bereichen eine andere Meinung als die Hohepriester und Hohepriesterinnen hat, in denen sich ihre Autoritäten und Verantwortungen überschneiden. Jeder von uns will gern der Herr im eigenen Haus sein, und wenn wir widerstreitende Ansichten oder Ziele haben, verstärkt sich diese natürliche Ablehnung noch.
    Doch in diesem Fall ging das erheblich weiter.«
    Er hielt inne und Kaeritha betrachtete sein Gesicht. Es war so hart und kompromisslos wie immer, aber hinter seiner Miene verbarg sich noch etwas anderes. Sie wusste nicht genau, um welches Gefühl es sich handelte, spürte aber, dass es vorhanden war.
    »Wie das, Milord?«, fragte sie, nachdem das Schweigen einige Atemzüge lang angehalten hatte.

    »Ich …« Er unterbrach sich. »Nein, Dame Kaeritha, das stimmt nicht. Ich wollte sagen, dass ich nicht wüsste, wie ich Eure Frage beantworten soll, aber das weiß ich sehr wohl. Ich habe gezögert, weil ich fürchtete, dass meine Ehrlichkeit Euch gegen mich einnehmen würde.«
    »Ehrlichkeit ärgert mich vielleicht, Milord.« Sie antwortete so ernst, wie sie es seinem aufrichtigen Ton und Verhalten schuldig war. »Das sollte nicht so sein, aber ich bin nur der Paladin eines Gottes, nicht der Gott selbst. Ich verspreche Euch jedoch, bei meinem und bei Seinem Schwert: solange Ihr ehrlich zu mir seid, werde ich Euch mit offenem Ohr und unvoreingenommenem Verstand begegnen.« Sie lächelte. »Da Ihr ehrlich zu mir seid, will ich auch ehrlich zu Euch sein. Ihr hegt bestimmte Meinungen und Überzeugungen, die mir ebenso viel Unbehagen bereiten wie Euch offenkundig die Kriegsbräute. Zweifellos habt Ihr das bereits bemerkt. Ob ich mit Euch in diesen Punkten übereinstimme oder nicht, hat nicht das Geringste damit zu tun, ob ich Euren ehrlichen Worten vertraue oder nicht.«
    »Wohl gesprochen, Milady.« Zum ersten Mal zeigte er eine Wärme, die von keinen Vorbehalten durchsetzt war. Dann holte er tief Luft.
    »Wie Euch Domina Yalith gewiss gesagt hat, wurde die eigentliche Stadt Quaysar fast vollkommen von dem dortigen Tempel aufgesogen. Dabei verschmolz das Amt Der Stimme des Tempels mit dem Amt der Bürgermeisterin von Quaysar. Der Tradition gehorchend hatte in den letzten mehr als siebzig Jahren dieselbe Person diese beiden Ämter inne. Was bedeutet: Die Stimme ist nicht nur die Hohepriesterin des Tempels, sondern auch die weltliche Führerin der Gemeinde. In dieser Rolle gehört sie zu meinen Vasallen, was gelegentlich zu Reibungen zwischen Den Stimmen und meinem Vater und Großvater geführt hat. Das war unausweichlich, da es Den Stimmen schwer gefallen sein dürfte, ihre weltlichen Pflichten den Lords von Lorham gegenüber mit ihren geistlichen Verpflichtungen
im Hinblick auf ihre Gläubigen in Einklang zu bringen. Und natürlich mit ihrer Verantwortung für die Kriegsbräute, über die mein Haus keinerlei Autorität hat.
    Mein Vater hat dafür gesorgt, dass ich auf solche Schwierigkeiten vorbereitet war, obwohl sie nur selten vorkamen. Ich glaube, er hatte Angst, dass ich ohne dieses Wissen nicht bereit gewesen wäre, die Kompromisse in Erwägung zu ziehen, die diese delikate Lage erforderte. Er hat bei meinem Onkel Saeth gesehen, wohin ein solches Verhalten führt, und ich muss leider zugeben, dass ich schon als Kind nicht gerade dafür bekannt war, gern Kompromisse einzugehen.« Er lachte und schüttelte den Kopf, als Kaeritha ihn fragend ansah. »Verzeiht, Milady. Ich musste nur gerade daran denken, wie nachdrücklich meine verschiedenen Lehrer und Waffenmeister meine letzte Bemerkung bestätigen würden.«
    Kaeritha nickte. Immerhin kann er über sich lachen, dachte sie.
    »Jedenfalls«, fuhr er fort, »war ich darauf vorbereitet, dass die neue Stimme und ich uns nicht sofort ins Herz schließen würden. Worauf ich allerdings nicht vorbereitet war … das war die Aura von … Falschheit , die sie ausstrahlte.«
    »Falschheit?«, wiederholte Kaeritha bedächtig.
    »Ich weiß kein besseres Wort dafür«, gab Trisu zu. »Es war mir, als klinge jedes Wort, das sie

Weitere Kostenlose Bücher