Die dunkle Göttin
einmal, doch seine beweglichen Ohren zuckten und bewegten sich im vollendeten Gleichklang mit Walsharnos Lauschern noch vorn. Der Hradani spürte die Antwort seines Windrenners wie ein Echo seiner eigenen, doch Walsharno reagierte auf diesen rauschenden, musikalischen Donner der göttlichen Stimme weit gelassener als Bahzell bei seiner ersten Unterhaltung mit Tomanâk. Seine Gefühle waren zwar mit tiefem Respekt unterlegt, und auch mit einem Hauch von Verwunderung und Entzücken, aber nicht gerade mit übermäßig viel Ehrfurcht.
Was ist das für eine alberne Frage?, dachte Bahzell an seine Gottheit gerichtet. Glaubst Du, ich gehe davon aus, dass wir zu einem netten, kleinen Sonntagspicknick reiten?
Walsharno teilte keineswegs die Unruhe, die oft an blankes Entsetzen grenzte, und mit der die meisten Zweibeiner auf Bahzells doch recht provokanten Wortwechsel mit seinem Gott antworteten. Stattdessen trottete er munter weiter, peitschte mit dem Schwanz eine besonders lästige Fliege ins Nirwana und hörte mit vergnügtem Interesse zu. Er hockte wie ein unbeteiligter Beobachter in Bahzells Verstand.
Bahzell, fuhr die tiefe, klingende Stimme mit einer Art gequälter Belustigung fort, ich weiß, dass du nicht gerade das konventionellste Schwert bist, das ich je besaß, aber du könntest
wirklich ein wenig an deinen Manieren arbeiten, wenn wir miteinander plaudern.
Das könnte ich natürlich, aber wenn ich es täte, würde Dich das vielleicht verwirren, und Du würdest dich fragen, ob Du Dich wirklich mit dem richtigen Bahzell unterhältst.
Das bezweifle ich, Bruder , mischte sich Walsharno ein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass selbst Er zwei Paladine ertrüge, die so penetrant sein können wie du.
War klar, dass du dich auf seine Seite schlägst, nur weil er ein Gott ist und so weiter , warf Bahzell ein, und das erderschütternde Gelächter Tomanâks durchbrauste ihn. Als der Gott weitersprach, klang seine Stimme etwas sanfter.
Wie Ich sehe, passt ihr beide genauso gut zusammen, wie wir Vom Licht es uns erhofft haben, meine Kinder. Das ist gut so. Ihr habt einen weiten Weg vor euch. Erfreut euch aneinander und wertschätzt das, was euch verbindet.
Ja, das tun wir , antwortete Bahzell. Seine innere »Stimme« klang erheblich sanfter als zuvor. Er fühlte Walsharnos unausgesprochene Zustimmung im Einklang mit seiner eigenen, und schüttelte sich dann. Letztlich , fuhr er fort, klingt das so, als hätten wir noch so etwas wie einen gemeinsamen Weg vor uns, nachdem wir dieses kleine Abenteuer erlebt haben, das uns da erwartet.
Ich wünschte, ich könnte dir das versprechen, Bahzell , erwiderte Tomanâk ernst. Bedauerlicherweise kann ich das aber nicht. Nicht einmal ein Gott kann dir sagen, was sein wird. Ich kann dir nur verraten, was sein könnte.
Tatsächlich? Walsharno zuckte neugierig mit seinen Ohren. Verzeiht mir, Tomanâk, aber ich habe immer angenommen, ein Gott könnte die Zukunft ebenso leicht einsehen wie die Vergangenheit.
Die Schwierigkeit, Walsharno , gab Tomanâk zurück, ist dabei, dass es in Wirklichkeit keine Zukunft oder Vergangenheit gibt. Alle Zeiten und alle Ereignisse existieren gleichzeitig. Sterbliche leben in einer Art von sich bewegendem Fenster,
das kurz einen Ausschnitt zeigt, den sie als einen Zeitpunkt in dieser einzigen Wirklichkeit wahrnehmen. Es liegt an ihrer Sterblichkeit, dass sie unfähig sind, das Ganze zu erkennen. Deshalb ordnen sie das, was sie sehen und erleben in eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft ein.
Bahzell runzelte gefesselt die Stirn. Ein Teil von ihm achtete aufmerksam auf die Bewegungen von Walsharnos Muskeln unter ihm, auf die sanfte, fast liebkosende Brise dieses Spätnachmittags, der sich bereits zur Dämmerung neigte, auf das Klingeln der Panzer und Waffenharnische, das Knarren des Sattelleders und den leicht rauchigen Duft des Grases, das unter den Hufen der Windrenner und Kriegsrösser zerdrückt wurde. Doch der größere Teil seiner Aufmerksamkeit widmete sich dieser Antwort seines Gottes auf eine Frage, die er niemals gestellt hätte.
Ich kann nicht unbedingt behaupten, dass ich das auch nur annährend verstehe , warf er ein. Aber ich bin todsicher, dass ich dieses »Ganze« überhaupt nicht begreife.
Ich auch nicht, fiel Walsharno ein. Und Ihr sagt, Götter könnten alle Zeiten in einem einzigen Augenblick sehen? Wenn das stimmt, wenn Ihr das, was wir Vergangenheit und Zukunft nennen, gleichzeitig sehen könnt, warum sagt Ihr dann,
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