Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
zu ihm herüber. Ruk indes bemerkte, dass seine beiden Begleiter sich seltsam bewegten. Er erkannte, dass sie beide verletzt sein mussten, und mit einem Mal fühlte er sich schlecht.
Es wurde still auf dem Platz.
»Ich habe euch gerufen, weil ich schlechte Nachrichten überbringen muss.«
»Hä? Was ist denn?«, flüsterte Breg, woraufhin ihm Ruk mit dem Ellbogen einen Stoß in die Rippen verpasste.
»Halt dein Maul und hör zu.«
Israk ging langsam im Kreis, sein Gesicht von Sorge gezeichnet. »Heute Nacht gab es einen Angriff auf uns!«
Verwunderte Blicke überall. Niemand schien etwas davon mitbekommen zu haben.
»Nicht hier und nicht auf uns alle. Aber unsere Macht wurde herausgefordert. Der Feind war heimtückisch. Nutzte Magie!«
Es kam Bewegung in die Trolle. Einige knurrten, andere schüttelten wütend die Köpfe. Ruks Herz sank, denn Israk beendete seine Runde genau vor ihm.
»Und wir haben Verluste erlitten.«
Etwas in Ruk zerbrach. Israk blickte ihn nun direkt an. Dann legte er ihm die Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid.«
»Nein«, murmelte Ruk. »Was ist… Was willst du damit sagen?«
Israk sah ihm noch einen Moment lang mitfühlend in die Augen, dann wandte er sich ab. »Elfen haben Karn getötet!«
Ruk brüllte auf, schrie seinen Schmerz in die Welt. Er schlug sich mit den Fäusten auf die Brust, heulte und schrie. Lange brüllte er, bis seine Stimme erstarb. Seine Kehle brannte, doch der Schmerz war nichts im Vergleich zu dem dunklen Feuer, das die Worte in seinem Herzen entzündet hatten. Sein Geist war von einer immensen Trauer und Wut erfüllt, die er auch in jeder Faser seines Leibes spürte.
»Wie?«, brachte er knurrend hervor. »Wann?«
Alle sahen zu ihm, keiner sprach.
Israk kehrte zu ihm zurück. »Ich hatte Berichte erhalten, die vor mehr Elfenspähern vor der Stadt warnten. Wir sind mit einigen Jägern aufgebrochen, sie zu suchen. Karn hat sich uns angeschlossen. Aber es war ein Hinterhalt der Elfen der Steppe. Wir mussten kämpfen. Karn hat es nicht geschafft.«
Ruk schluckte. Dachte fieberhaft nach. Er konnte die Neuigkeit nicht fassen. Es erschien ihm ungeheuerlich, nein, unmöglich. Sein Bruder war tot, erschlagen von Elfen.
»Wo ist er?«
»Sie haben ihn in eine Felsspalte gestürzt, mit heimtückischer Magie. Wir konnten nichts tun.«
»Und die Elfen?«
»Sind geflohen.« Israk drehte sich wieder zu der Versammlung um. »Diese Feiglinge! Sie sind schwach, deshalb nutzen sie Magie. Sie sind feige, deshalb kämpfen sie nicht offen. Sie fürchten alles, deshalb verstecken sie sich in ihren Städten.«
Ruk spürte eine Hand auf seiner Schulter. Es war Breg, der ihn mit offenem Mund ansah. In seinen Augen zeigte sich tiefe Trauer. Es war kein Trost, aber es tat gut.
Israk ignorierte ihn nun, ging weiter im Kreis, beschimpfte die Elfen: »Ein Pack, das sich gegen uns erhebt! Das in der Nacht tötet! Das uns mit Magie auslöschen will!«
»Ich will die Elfen töten«, brüllte Ruk. »Die Gefangenen, sie sollen büßen!«
Israk wirbelte herum. »Ja, genau so! Ich habe sie schon getötet, zerfetzt! Unser ist die Rache!«
Die Menge der Trolle jubelte. Ruk konnte nicht mit einstimmen. Er wollte etwas tun, etwas sagen, aber er konnte nur dastehen, bewegungslos, schweigend. Es gab keine Taten, keine Worte, die ihm helfen konnten.
»Sie haben einen Fehler gemacht, diese Elfen! Sie haben sich den falschen Gegner ausgesucht! Wir sind Trolle!«
Zahllose Stimmen wiederholten den Ruf: »Wir sind Trolle!« Wieder und wieder, vollkommen durcheinander, ein ohrenbetäubendes Gebrüll, das den Boden erbeben ließ.
Israk drehte sich im Zentrum der entfesselten Menge im Kreis, die Arme ausgebreitet, den Kopf in den Nacken gelegt. Er wartete, bis sich die Rufe gelegt hatten, bis wieder Ruhe einkehrte.
»Ich weiß, woher sie gekommen sind. Ich kenne ihre Stadt. Sie ist versteckt, verborgen, mit Magie geschützt. Aber sie haben sich verraten, und jetzt wissen wir, wo wir sie finden können.«
Er hielt inne, schien zu lauschen.
»Töten wir sie!«, erklang eine einzelne Stimme aus der Menge.
»Zerquetschen wir ihre Leiber!«
»Vernichten wir ihre Stadt!«
Mehr und mehr Stimmen wurden laut, schrien immer heftigere Wünsche, schrecklichere Pläne. Israk nickte bei jedem Ruf, stimmte ihnen zu.
»Ja! Ja!«
Er ließ die Rufe wieder verstummen, was diesmal längere Zeit brauchte.
Seine Runde führte ihn zurück zu Ruk. »Was sagst du, Ruk von Akkens Stamm, Bruder von
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