Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
Karn?«
Ruk musste nicht lange nachdenken. »Marschieren wir auf ihre Stadt. Reißen wir ihre Häuser ein, zertreten wir sie wie Maden unter unseren Füßen. Kein Elf soll überleben!«
Israk grinste zufrieden, wandte sich ab. »Da hört ihr es! Kein Elf soll überleben!«
Er legte den Kopf in den Nacken und heulte laut auf, und alle Trolle stimmten mit ein.
Auch Ruk tat es ihm gleich, vereinte seine Stimme mit denen aller Trolle, in einer Horde, wie es sie noch nie zuvor gegeben hatte.
47
L ange hatte Deilava in der Dunkelheit gelauert. Dabei auf jedes Geräusch geachtet. Aber niemand war gekommen. Das Licht war aus der Höhle verschwunden, als die Trolle abgezogen waren. Jetzt war es still. Sie atmete durch.
Der Zwerg war irgendwo dort draußen. Vielleicht hatte er Krieger des Kleinen Volks bei sich. Sie würden sich in diesen Tunneln und Höhlen auskennen. Es war ihre Heimat. Aber vielleicht bin ich ihnen auch einfach egal. Eine einzelne Elfe, allein in der Dunkelheit, mit nichts als einem Zwergendolch. Welche Gefahr stelle ich schon dar?
Trotz dieser Gedanken wusste Deilava, dass sie die Höhlen so bald wie möglich verlassen musste. Hier drinnen konnte sie wenig ausrichten. Und der einzige Weg hinaus, den sie kannte, lag jenseits des Abgrunds, in den der Troll Karn gestoßen hatte. Ein kleiner Stich der Trauer traf ihr Herz. Karn hatte ihr Leben gerettet, indem er sich gezeigt hatte, und dafür das seine verloren.
Aber der weitaus größere Verlust war Narem. Noch immer konnte sie nicht fassen, was geschehen war, obwohl sie seit ihrer Gefangennahme mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. Ja, in dem Augenblick, als Regvald ihn kaltblütig ermordet hatte, war das für sie unbegreiflich gewesen. Anschließend hatte sie seinen Geist auf die Reise in die Welt der Geister begleitet, hatte die richtigen Worte gesprochen und die Geister für ihn gerufen und um Hilfe gebeten. Es war ein guter Abschied gewesen, doch er schloss nicht die Lücke, die in ihr entstanden war.
Mit der Macht der Geister hatten weder Trolle noch der Zwerg gerechnet, und das hatte sie gerettet. Ihr Angriff hatte Karn genug Zeit verschafft, die Trolle zu beschäftigen, und ihr Sprung, der sie all ihren Mut gekostet hatte, hatte sie dank der Macht der Geister in Sicherheit gelangen lassen.
Im Dunkeln würde ihr ein solcher Sprung nicht mehr gelingen, das wusste sie. Dennoch kroch sie auf allen vieren voran, bis sie den Spalt im Boden erreichte. Ihre Orientierung hatte sie noch nicht verloren, trotz der Finsternis, und sie war sicher, dass sie den Ausgang finden würde, wenn sie nur über den Abgrund gelangen könnte.
Vielleicht gab es am Rand eine schmalere Stelle oder eine Möglichkeit, an der Wand über ihn hinwegzuklettern.
Plötzlich sah sie etwas, was sie innehalten ließ. Tief unter ihr glomm ein helles, weißes Licht. Zunächst hielt sie es für eine Täuschung, eine Einbildung, geboren aus Sehnsucht nach Licht, aber das war es nicht. Es war real. Und doch auch nicht. Dort unten schien ein Licht aus der Welt der Geister.
Sie vernahm einen Ruf in ihrem Geist, fern und doch klar, keine Worte, und doch wusste sie, was sie tun musste. Vor ihren Augen schwand die Dunkelheit, obwohl sie noch da war. Nun war sie nicht mehr undurchdringlich, sondern verbarg keine Geheimnisse mehr vor ihr.
Ohne zu zögern, schob sie den Dolch in ihren Gürtel und begann, die Felswand hinabzuklettern. Es war kein einfacher Weg; der Abstieg war mühsam und gefährlich, doch in sich fand sie eine Stärke, die sie vor wenigen Atemzügen noch nicht besessen hatte. Stumm dankte sie den Geistern, während sie die steile Wand Stück um Stück bezwang.
In etwa vierzig Schritt Tiefe dann entdeckte sie auf der gegenüberliegenden Seite fast auf der gesamten Länge des Spalts einen Vorsprung, mehrere Schritt breit. Das Licht kam von hier unten, diffus und unnatürlich, aus allen Richtungen. Eine Gestalt lag dort auf dem Felsvorsprung. Der Spalt war hier fast schon schmal, und aus einem Impuls heraus drückte Deilava sich ab und sprang. Sie überschlug sich, landete geschickt auf allen vieren und richtete sich auf.
Auf dem unebenen Felsboden lag Karn auf dem Rücken, die Augen weit geöffnet und doch blicklos, Arme und Beine ausgebreitet. Blut lief ihm aus Wunden, bildete eine Lache um seinen Leib. Der Sturz hatte ihn zerschmettert. Langsam ging sie zu ihm, beugte sich über seinen massigen Leib.
Und erstarrte, als sie ein leises Atmen hörte.
Das Licht wurde
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