Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
Linken hielt er ein Messer, gegen die Trolle gerichtet.
»Schmeiß das weg!«, knurrte Ruk.
»Genau. Mit dem winzigen Ding kannst du gegen uns nichts ausrichten«, stimmte Breg zu und musterte den Keibos mit einem höhnischen Schnauben.
»Wir werden dich nicht töten«, sagte Ruk. »Leg das Messer weg, und du lebst.«
Der Keibos blickte von einem zum anderen, als könne er nicht glauben, was er da hörte. Ruk meinte, Verzweiflung auf seinen Zügen zu erkennen. Der Mond schien nun genau auf die Lichtung, und Ruk konnte sehen, dass die Augen des Keibos in dem Licht ebenso silbrig schimmerten wie die Elfenklinge, die er in der Hand hielt.
»Das kann ich nicht«, antwortete der Angehörige des Pferdevolks mit seiner gutturalen Stimme. »Wenn ich zu meinen Ahnen gehe, sollen sie wissen, dass ich mich nicht ergeben habe.«
»Dann wird’s dir wie den anderen ergehen«, knurrte Breg und deutete auf den verdrehten Leib des Keibos, der unter den Bäumen lag. Er spuckte aus, eine blutige Masse zu seinen Füßen.
»Aber wenn ich sterbe, dann nicht durch eure Hand.« Mit diesen Worten hob der Keibos die Klinge, und noch bevor einer der Trolle reagieren konnte, stach er sie sich über dem Brustbein tief in den Hals. Ein Schwall dunklen Blutes quoll aus der Wunde hervor, dann brach der Keibos nahezu lautlos zusammen.
Breg ging auf ihn zu und hob seinen Kopf an den langen Haaren an. »Er ist tot«, sagte er überflüssigerweise.
Ruk nickte. Der Keibos hatte kein Gefangener sein wollen.Das konnte er verstehen, und beinahe widerwillig zollte er ihm Achtung für diese Entscheidung.
Dann wandte Ruk sich Tamma zu, die noch immer am Boden lag. Der Pfeil des Keibos ragte aus ihrer Augenhöhle. Ruk ließ sich neben ihr auf ein Knie nieder und schüttelte sie sacht mit einer Hand. Die große Trollin bewegte sich jedoch nicht.
Trolle konnten beinahe jede Verletzung überleben, Fleisch und Knochen heilten schnell. Und doch gab es auch bei ihnen Wunden, die sich nie mehr schlossen. Der Pfeil des Keibos war der Trollin tief ins Gehirn gedrungen, und Ruk vermutete, dass sie sofort tot gewesen war.
Er wusste, dass er den Schaft nicht lösen konnte, ohne das Auge aus der Höhle zu ziehen, also beließ er den tödlichen Pfeil dort, wo er war.
Ksisa kniete sich neben ihn. »Sie war eine große Jägerin«, sagte sie leise.
Breg verpasste dem Leichnam des Keibos einen Tritt. »Ihr verdammten Viecher!«, schrie er. »Diese verfluchten, hinterhältigen Elfenwaffen sind an allem schuld.«
Ksisa sah ihn an und blickte dann Ruk in die Augen. Er konnte sehen, dass sie um Tamma trauerte, aber da war auch noch etwas anderes.
»Die Keibos sind gefährliche Gegner«, sagte sie. »Wer weiß, wie viele es hier noch von ihnen gibt. Wir sollten nicht lange hierbleiben.«
Ruk nickte. »Du hast recht.«
»Was ist mit Tamma?«, fragte Breg.
Ruk schüttelte den Kopf. »Wir können sie nicht mitnehmen«, sagte er.
Breg ballte die Fäuste, und einen Moment lang fürchtete Ruk, dass er auf ihn losgehen würde, aber dann stieß er lediglich ein wildes Knurren aus.
»Was ist mit den Waffen und den Sachen der Keibos?«, wollte Ksisa wissen.
Ruk stand auf und nahm nacheinander drei Beutel aus den Bäumen, die ihre Gegner dort hingehängt hatten. Als er einen Blick hineinwarf, konnte er die meisten Gegenstände darin nicht zuordnen. Werkzeuge vielleicht? Er nahm alles heraus, was nach Nahrung roch, und ließ den Rest achtlos zu Boden fallen. Nachdem er die essbaren Dinge in einen seiner eigenen Beutel gepackt hatte, entschied er sich, auch noch eins der Elfenmesser hinzuzufügen.
»Für Israk« erklärte er. »Ich will ihm zeigen, was für Waffen sie haben.«
»Und was machen wir jetzt?«, verlangte Breg zu wissen.
Diese Frage hatte sich Ruk auch bereits gestellt. Sie wussten nun, wo das Gebiet der Keibos begann und welche Art von Kämpfern diese waren, aber das war nicht genug. Israk würde mehr Fragen stellen, und Ruk wollte die Antworten darauf finden.
»Wir nehmen ihre Spur wieder auf und suchen ein weiteres ihrer Lager«, sagte er bestimmt.
»Wenn sie alle so sind wie dieser hier, wird es nicht leicht, einen von ihnen zu fangen«, stellte Ksisa mit einem Blick auf den Keibos fest, der sich selbst das Messer in den Hals gestoßen hatte.
»Wir werden das nächste Mal vorsichtiger sein. Schneller. Und schlauer. Das gilt übrigens auch für dich, Breg«, sagte Ruk.
»Ach, halt doch die Schnauze«, gab Breg zurück.
12
J e tiefer sie in den Wald
Weitere Kostenlose Bücher