Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
gab es im Wald Schlachten, beide länger als einen Tag. Da war aber noch mehr, einmal haben nur wir Elfen eine Kolonne von Zwergen am Waldrand abgefangen und…«
Sie bemerkte seinen Blick und hielt inne. Seine Hände ruhten in seinem Schoß, beschmutzten seine einfache Tunika mit Teig.
»Was ist?«
»Entschuldige bitte«, erwiderte er. »Du klingst so anders. Ich meine, du hast gekämpft! Ich kann das in deinen Worten spüren, da ist so… so ein Gewicht.«
Ich bin noch dieselbe, die ich vorher war , wollte Deilava antworten, aber noch bevor sie die Worte aussprechen konnte, wusste sie, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen. Das Gegenteil stimmte: sie hatte sich verändert, ihre Erlebnisse hatten sie verändert.
»Alle, die dabei waren, haben gekämpft«, erklärte sie stattdessen und senkte den Blick. »Es ist nichts Besonderes.«
Selbst in ihren Ohren klang das schwach.
»Das stimmt nicht. Wir haben hier nicht viel von dem Krieg gehört, aber manchmal kamen doch Läufer auf den Wegen nach Süden hier entlang. Und was sie erzählt haben… klang furchtbar.«
Selbstverständlich kannte Deilava die Berichte. Unter Narems Führung war sie fast nur im Wald aktiv gewesen, aber es hatte immer wieder Kontakt zu anderen Gruppen gegeben, anderen Kriegern, die von den Schlachten auf der Ebene und im Gebirge berichtet hatten. Dort waren die Kämpfe noch erbitterter gewesen.
»Da, wo ich gekämpft habe, gab es nicht so viele Zwerge. Sie hatten hauptsächlich am Waldrand Lager errichtet, einige Festungen an wichtigen Orten, und damit begonnen, Bäume zu schlagen. Sie hatten Bewohner der Umgebung dazu gezwungen, für sie zu arbeiten. Unser erstes Ziel war, so viele wie möglich zu befreien.«
»Ich bin froh, dass du gegangen bist«, erklärte Qeren unvermittelt. Deilava sah ihn überrascht an. »Ich meine, weil es jemand tun musste. Die Geister haben dich beschützt, du bist wieder zu uns zurückgekehrt, also war dein Pfad gut.«
Darauf wusste sie keine Antwort. In den Ästen über ihr hatte sich ein Vogelpärchen eingefunden, das leise zwitscherte, als wollten die beiden Vögel ihre Geheimnisse mit niemandem teilen.
Stimmte, was er gesagt hatte? War es richtig gewesen, dass ausgerechnet sie gegangen war? Hatten die Geister über sie gewacht? Sie erinnerte sich an die Kämpfe, an all die Augenblicke, in denen eine falsche Entscheidung oder auch nur ein wenig Pech ihren Tod bedeutet hätte. Sie hatte sich nicht erwählt gefühlt und auch niemals gedacht, dass jemand über sie wachte. Außer Narem und einigen anderen, auf die Deilava umgekehrt ebenso achtgegeben hatte. Natürlich wusste sie, dass die Geister überall waren, und vielleicht hatten sie ihr tatsächlich geholfen. Nicht offensichtlich, aber auf viele kleine Arten. Ein Geräusch zur rechten Zeit im Wald, das eine Wache ablenkte. Eine Ahnung, die Deilava sich ducken ließ, bevor der Armbrustbolzen über ihren Kopf pfiff.
»Seid ihr endlich so weit?«
Die Frage riss die Elfe aus ihren Überlegungen. Andira glitt geschmeidig wie eine Waldkatze auf die Plattform. Ihre nackten Füße machten kein Geräusch, und selbst das Vogelpärchen fühlte sich durch ihre lautlose Annäherung nicht gestört.
Deilava schob den Mörser ein Stück auf sie zu und nickte. Obwohl Qeren seinen Teig während ihres Gesprächs ignoriert hatte, war auch dieser bereit.
Vorsichtig erhob sich Deilava. Sie war gut einen halben Kopf größer als Andira, fühlte sich neben der alten Jägerin aber immer noch wie ein halbes Kind. Andira trug eine simple Stoffhose, die von einem schmalen Ledergurt gehalten wurde. Sie hatte helle Haut, was ungewöhnlich für eine Elfe des Waldes war. Ihre Tätowierungen waren blass; Andira ließ sie nur selten neu stechen. Sie bedeckten ihren Oberkörper und ihre Arme, verschwanden unter dem Stoff der Hose und verliefen ihren Hals empor, bis sie sich unter dem Haar verloren. Das Haar selbst, braun mit einem rötlichen Schimmer, war zu vielen kleinen Zöpfen geflochten, die in einem großen Zopf um den Kopf gewickelt waren.
»Dann bringt es runter. Die anderen warten schon darauf.«
Qeren wischte den Rest des Mehls von der Plattform, dann nahm er das Brett mit dem Teig, während Deilava den Mörser samt Stößel auf die Schulter hob.
Andira lief vor, sprang mit langen Sätzen über den Ast, der auf die darunterliegende Ebene hinabführte. Deilava und Qeren folgten ihr etwas langsamer, aber ebenso leichtsinnig. Obwohl sie sich gut dreißig Schritt über
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