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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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sein, findest du nicht?«
    Die Antwort ließ Deilava belustigt schnauben. »Wenn du höflich sein willst, dann entferne diese Fesseln und lass uns frei.«
    Jetzt tippte sich Regvald mit dem Zeigefinger ans Kinn und sah zerknirscht aus. »Ihr seid nicht meine Gefangenen. Es wäre Israk gegenüber nun nicht besonders höflich, würde ich über seine Gefangenen bestimmen. Ich fürchte, deinem Wunsch kann ich also nicht entsprechen.«
    »Kannst ihnen die Fesseln abnehmen«, knurrte Israk. »Die entkommen uns nicht.«
    Fragend hielt Narem die Arme nach vorn. Der Zwerg zögerte, dann aber zog er seinen langen Dolch und befreite Narem mit einem schnellen, geschickten Schnitt. Die Klinge drehte sich in seinen Händen, während er zu Deilava schritt, zog silbrige Kreise im Fackellicht. Er war schnell mit den Fingern. Ihr Blickkontakt brach nicht ab, und dennoch schnitt er das Seil, das um ihre Handgelenke geschlungen war, mit einer einzigen Bewegung durch, ohne dass dabei die Klinge ihre Haut berührt hätte.
    »Ist es so besser?«
    Seine Frage klang spöttisch, aber Deilava rieb ihre schmerzenden Handgelenke und nickte, denn es war besser. Die Arme bewegen zu können war ein winziges Stück Freiheit, das sie wiedererlangt hatten.
    »Jetzt sollten wir aber zum Geschäft kommen«, stellte Regvald fest und ließ den Dolch wieder in der Scheide verschwinden.
    »Und das wäre?«
    »Ich bin sicher, dass ihr viele Fragen habt. Und ich werde sie euch beantworten. Im Gegenzug beantwortet ihr die Meinen. Ein Stein für einen Stein, ja?«
    Deilava kannte die Redensart nicht, verstand sie aber.
    »Was bringt es uns, dir Fragen zu stellen?«, entgegnete Narem. »Wir sind Gefangene.«
    »Ah, korrekt. Aber niemand weiß, was die Zukunft bringt. Vielleicht werdet ihr befreit, vielleicht lässt man euch gehen. Ihr seid gekommen, um die Trolle auszuspionieren, und ich mache euch das einmalige Angebot, all eure Fragen zu beantworten.«
    Misstrauen breitete sich in Deilava aus. Dieser Zwerg war so anders als alle anderen, die sie jemals getroffen hatte. Wie er sich bewegte, wie er sprach.
    »Was ist mit deinem Bart?«, fragte sie aus einem Impuls heraus.
    Für den Hauch eines Augenblicks zeigte sein Gesicht eine zornige Maske, die aber so schnell wieder verschwand, dass man nicht sicher sein konnte, ob es nicht eine Täuschung durch Licht und Schatten gewesen war.
    »Gilt unser Handel also?«
    Narem nickte. Auch Deilava stimmte zu. Es gab wenig, was sie zu verbergen hatten, und vieles, was sie nicht wussten.
    Regvald grinste zufrieden und nickte bedächtig. »Fein, fein. Also, ich lasse euch den Vortritt. Der Bart … nun, das ist eine lange Geschichte. Ich will es einmal so ausdrücken: Es ist mir nicht mehr erlaubt, ihn wachsen zu lassen.«
    Es dauerte einige Momente, bis ihr einfiel, dass sie schon gehört hatte, wie Krieger des Kleinen Volkes Elfen als Bartlose beschimpft hatten, und sie begriff. »Du bist also entehrt?«
    »Ah! Ich bin dran, nicht wahr?« Sofern ihn ihre Frage getroffen hatte, ließ er sich diesmal nichts anmerken.
    Deilava blickte zu Narem, der ihr zunickte. Sie mussten geschickt sein, mussten ihre Antworten genau abwägen, jedes Wort sicher wählen.
    »Hat das Waldvolk seinen Sieg gefeiert?«
    Die Frage überrumpelte Deilava. Verwirrt zog sie die Stirn in Falten.
    »Nein«, antwortete Narem gelassen. »Die Rückkehr derjenigen, die in den Krieg gezogen waren, wurde gefeiert, es wurde um jene getrauert, die nicht zurückkehrten. Aber es gab kein Fest für den Krieg.«
    »Stecken die Zwerge hinter dem Angriff der Trolle?«, entfuhr es Deilava. Es war die wichtigste Frage, auf die sie am dringendsten eine Antwort benötigten.
    Doch Regvald ließ sich Zeit. Sein Blick wanderte zu Israk, der stoisch neben den Elfen stand, als ginge ihn das ganze Gespräch nichts an.
    Als der Zwerg sich schließlich zu einer Antwort bequemte, sah er Deilava wieder direkt in die Augen. »Ich habe den guten Israk hier beraten. Mein Wissen über die Länder am Fuße der Berge, ihre Bewohner und deren Stärken und Schwächen kam den Trollen sicherlich zupass.«
    Es war kein Geständnis, aber auch kein Leugnen. Deilava war sich sicher, dass es eine deutlichere Verbindung als diese gab, aber sie wusste zu wenig über den Kontakt zwischen Zwergen und Trollen, um weitere Schlüsse daraus ziehen zu können.
    »Du bist einer der Ausgestoßenen, nicht wahr?« Narem strich sich über die Wangen, wo bei einem normalen Zwerg der Bart wachsen würde. »Du

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