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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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zu erschaffen.”
    Kyril zeigte den Rand seiner Zähne. “Du hast behauptet, kein Interesse daran zu haben, Miss Murphy zu deinem Protegé zu machen.”
    Es war nicht oft vorgekommen, dass Gwen Dorian verunsichert erlebt hatte, aber jetzt zögerte er, als hätte er keine Antwort auf Kyrils Beschuldigungen. “Als ich versuchte, sie zu töten”, sagte er langsam, “stellte sich heraus, dass … zwischen uns bereits eine Verbindung bestand.”
    “Ich verstehe. Man kann dir also nicht vertrauen.”
    Dorian neigte den Kopf. “Ich bitte um Vergebung für meine Schwäche.”
    Die Unterwürfigkeit in seiner Stimme stellte Gwen die Nackenhaare auf. Wie sich Dorian als Bediensteter benahm, war, als würde ein Wolf freiwillig seinen Kopf durch das Halsband stecken.
    Du hasst ihn, weißt du noch?
    Der Ausdruck in Kyrils Augen schien zu sagen, dass er Dorians Schicksal ebenso abschätzte wie ihr eigenes. “Ich bin nicht gewohnt, dass man sich über meinen Willen hinwegsetzt”, sagte er in einem fast milden Tonfall. “Dennoch bist du einer meiner fähigsten Vollstrecker. Und mir ist heute danach, Gnade walten zu lassen.” Er stand auf, ging auf Gwen zu und legte seine Hand unter ihr Kinn. “Sie ist viel anziehender, als man mich hat glauben lassen. Vielleicht berufe ich mich auf mein
droit de seigneur
.”
    Dorian versteifte sich. Gwen versuchte zu ignorieren, wie reptilienartig sich Kyrils Haut anfühlte, und versuchte sich zu erinnern, was die Redewendung bedeutete, die er benutzt hatte. Vielleicht irgendetwas Mittelalterliches?
    “Meister”, sagte Dorian, “obwohl mich Euer Interesse ehrt, würde ein solcher Akt doch … das Bündnis zwischen mir und dem Mädchen beeinträchtigen.”
    “Ich bin mir über die Konsequenzen im Klaren. Ihr würdet beide leiden, nicht wahr?”
    Ohne Vorwarnung packte Kyril Gwen und küsste sie. Dabei zerkratzte er ihre Unterlippe mit den Zähnen. Er leckte das Blut von ihrem Mund, als Dorian sie wegzog und hinter sich stellte.
    “Kyril”, sagte er mit mühsam kontrollierter Stimme, “Ihr werdet sie nicht bekommen.”
    Eine Art Beben durchfuhr den Anführer der Splittergruppe. Alle Anzeichen von Belustigung waren aus seinem Gesicht verschwunden.
    “Forderst du mich heraus, Dorian?”, fragte er leise.
    “Es ist nicht mein Wunsch, den Clan anzuführen”, sagte Dorian, “aber sie ist mein Protegé. Brauch und Gesetz sind in dieser Frage eindeutig.”
    “Gesetz”, spie Kyril aus, “es gab eine Zeit, in der niemand die Wünsche eines Meisters in Frage gestellt hätte.”
    “Eine Zeit des Chaos”, sagte Dorian. “Wenn der Clan wiederauferstehen soll, müssen wir Ordnung schaffen.”
    Die zwei Vampire starrten einander an. Jedes Haar in Gwens Nacken stellte sich auf. Sie war der Hase in der Gegenwart von zwei Wölfen, und wenn es zu einem Kampf käme, hatte sie das Gefühl, dass er nicht angenehm ausgehen würde.
    Tu es nicht, bat sie Dorian schweigend, es ist dein Leben nicht wert.
    Aber sie hätte sich keine Sorgen machen müssen. Dorian neigte noch einmal den Kopf, die Schultern zusammengezogen, seine Haltung unterwürfig. “Ich werde sie nicht aus den Augen lassen”, sagte er. “Sie wird keine Schwierigkeiten machen.”
    Kyril starrte Dorian weiterhin an. “Wir werden sehen”, sagte er. Er lächelte Gwen an. “Jetzt bist du eine von uns, kleine Füchsin. Ich wünsche dir viel Freude an deinem neuen Leben.”
    Er entließ Dorian mit einer kurzen Handbewegung. Dorian schob Gwen aus dem Zimmer und zerrte sie zurück in seine Suite. In den Räumen begann er wütend auf und ab zu gehen und beachtete sie überhaupt nicht mehr. Seine Erregung war wie ein hoher Ton, der hinter Gwens Ohren surrte. Ein Klopfen an der Tür ließ ihn praktisch aus der Haut fahren. Er sprach mit jemandem auf dem Flur und verließ sie ohne ein weiteres Wort.
    Alle Gefühle, die Gwen unterdrückt hatte, brachen aus ihrem Körper hervor wie kochende Lava. Sie rannte ans Fenster. Es war gerade erst Vormittag, aber sie wusste, dass sie fliehen musste.
    Sie riss sich ihr Kleid vom Leib, achtete dabei nicht auf die Nähte, und wühlte in ihrem Koffer nach einem Paar bequem sitzender Hosen und einer schlichten Baumwollbluse. Sie zog ihre Handschuhe und ihren Mantel an und steckte ihre Brieftasche in eine der Manteltaschen. Der Topfhut, den sie getragen hatte, schien keinen ausreichenden Schutz vor der Sonne zu bieten. Auf einem Regal im Kleiderschrank fand sie einen Homburg mit breiter Krempe und setzte

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