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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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sein.”
    “Danke.”
    “Wir haben nicht vergessen, dass auch wir einst menschlich waren.” Er stand auf, um die Befragung für beendet zu erklären. “Wenn Sie noch irgendetwas brauchen, sagen Sie einfach Angela Bescheid.”
    “Gwen muss bald trinken”, sagte Dorian.
    “Das können wir arrangieren.” Er nickte Vida zu, die Gwen am Arm nahm und sie aus dem Zimmer führte.
    “Keine Sorge”, sagte Vida. “Du bist hier sicher, unter Freunden. Was mit dir geschehen ist, ist uns allen geschehen.”
    Gwen sah zurück auf die Tür. “Du klingst, als gefiele es dir nicht, Vampir zu sein.”
    “Überrascht dich das?” Sie sah Gwen ernst in die Augen, während sie weiter den Korridor hinabgingen. “Bist du glücklich darüber, dich von menschlichem Blut ernähren zu müssen? Bist du glücklich darüber, von der Menschheit für ein Monster gehalten zu werden?”
    “Kyril und seiner Bande scheint das nichts auszumachen.”
    “Sie haben jede Vorspiegelung von Moral längst aufgegeben. Viel zu lange haben
Strigoi
sich einer Überlegenheit gerühmt, die sie nicht besitzen. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, unserer Art die Tugend zurückzubringen.”
    Sie hielt an und legte Gwen die Hände auf die Schultern. “Ich weiß, dass du Sammael erzählt hast, du warst eine willige Umgewandelte, aber ich kann sehen, dass das nicht stimmt.”
    “Ich –”
    “Micah, der Gründer von Pax, lehrt uns, dass Vergeben eine der größten Tugenden ist. Aber er hat auch gesehen, dass der Vampirrasse nicht gestattet werden konnte, so weiterzuleben wie bisher. Sie haben das grundlegende Recht der Menschen ignoriert, sich selbst und ihre Welt zu regieren. Wir sind nicht die Überlegenen. Wir sind …”
    “Vida.”
    Sammael kam auf sie zu und lächelte milde. “Bitte hilf Miss Murphy, sich einzurichten, und sorge dann dafür, dass ein Freiwilliger zu ihr kommt.”
    Vida war kleinlaut und still, als sie Gwen eine Treppe in den ersten Stock hinaufführte. “Wir haben mehrere freie Gästezimmer”, sagte sie, als sie den Treppenabsatz erreichten, “wollt ihr getrennt untergebracht werden?”
    Gwen war klar, dass Vida wissen wollte, ob sie lieber Abstand von Dorian wollte. Der Gedanke war wie eine Nadel, die Gwen in die Brust stach.
    “Ihr würdet euch immer noch nahe sein”, sagte Vida, “die Trennung tut nur weh, wenn ihr euch weiter voneinander entfernt.”
    Plötzlich wurde Gwen klar, dass sie wirklich nichts mehr wollte, als von Dorian getrennt zu sein, und wäre es nur für ein paar Stunden. “Danke”, sagte sie steif.
    “Denk nur daran, dass du nicht mehr alleine bist. Du kannst dich gerne jederzeit an mich wenden.” Sie öffnete die Tür zu einem kleinen Schlafzimmer und führte Gwen hinein. “Einer unserer Menschen wird bald zu dir kommen”, sagte sie. “Wenn du vorher noch irgendetwas benötigst, dann drück einfach auf den Summer neben dem Bett.”
    Sie ging, und Gwen sah sich das Zimmer einmal ganz genau an. Es gab ein Bett, einen Tisch mit Lampe, ein Bücherregal und einen schlichten Holzstuhl. Eine weitere Tür führte in ein privates Badezimmer. An der Wand hingen einige Stillleben mit Blumen und die Zeichnung eines Dreiecks, das von einer Flamme überdeckt wurde. Das Fenster war mit schwarzer Farbe übermalt worden, was Gwen das beängstigende Gefühl von völliger Isolation vermittelte. Sie zog ihre Handschuhe aus und stellte sich mitten in den Raum, taub bis auf die Knochen.
    Hier bin ich, dachte sie.
Ein Vampir unter Vampiren.
    In ihrer Kehle baute sich ein Druck auf, der zu einem hysterischen Lachen zerplatzte. Sie ließ sich aufs Bett fallen, breitete die Arme weit aus und lachte, bis ihr der Hals wehtat.
    Ich bin ein Monster.
    Das Wissen, das sie bisher immer verdrängt hatte, begann auf eine neue Art zu ihr durchzudringen. Es war anders gewesen, als sie zum ersten Mal den Drang zu trinken verspürt hatte oder als sie Kyril begegnet war, selbst als sie St. Albert’s betreten und gemerkt hatte, dass ihre Anwesenheit dort nur eine Lüge war.
    Bisher hatte die Wut sie angetrieben … Wut und der Zwang, mit einem gefährlichen neuen Regelwerk umgehen zu müssen. Man konnte kein guter Reporter sein, wenn man nicht selbst in den widrigsten Umständen einen klaren Kopf behielt.
    Aber die Wut reichte nicht länger aus. Jede ihrer Abwehrmaßnahmen brach in sich zusammen. Es war, als führe sie in einem Automobil, das nur noch mit Benzindampf unterwegs war, und jetzt waren auch die letzten Dämpfe verflogen.

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