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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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sie zwar betrauert hatte, als er sie für tot hielt, und seine Position bei Kyril aufs Spiel gesetzt hatte, um ihr noch einmal das Leben zu retten, auch wenn er sich auf die festeste Art an sie gebunden hatte, zu der ein Vampir in der Lage war … bedeutete das nicht, dass er sie nicht bloß als eine Belastung ansah.
    Eine Belastung, die nichts Besseres zu tun hatte, als ihn ständig dafür anzugreifen, dass er sie beschützen wollte, ohne zu bedenken, was
er
geopfert hatte.
    Gwen schloss die Augen.
Du bist dumm gewesen, Gwen. Dumm und naiv und selbstsüchtig.
    Dumm, anzunehmen, dass sie die einzige Frau in Dorians Leben war. Naiv, zu denken, dass ihre neue Verbindung sie beide davon abhalten würde, mit anderen zu verkehren. Selbstsüchtig, zu glauben, dass nur ihre Probleme wichtig waren.
    Kein Wunder, dass er versucht hat, vor mir zu verbergen, was er fühlt. Seit wir St. Albert’s verlassen haben, habe ich nichts getan, außer ihn einen Bastard und einen Lügner zu nennen. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm nie vergeben werde.
    Aber er hat jemanden, der ihn akzeptiert. Jemanden, mit dem er gearbeitet hat, der ihn auf eine Art versteht, zu der ich nie fähig wäre. Und trotz allem will er mir nicht wehtun.
    Gwen stand auf, ging ins Badezimmer und sah sich im Spiegel scharf an. Sie ließ sich auf echten Ärger ein, wenn sie nicht lernen konnte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, statt sich von ihnen an den Haaren herumschleifen zu lassen. Sie konnte nicht ändern, was mit ihr geschehen war. Sie konnte es nicht rückgängig machen, und sie konnte nicht weiterhin Dorian dafür verantwortlich machen, dass er getan hatte, was er für notwendig hielt, um sie zu retten.
    Es war an der Zeit, wieder klar zu denken. Und das bedeutete, Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen, egal wie sehr es sich verändert hatte.
    Als Erstes musste sie Mitch anrufen, sichergehen, dass es ihm gut ging, und ihm klarmachen, dass ihr Angriff auf ihn ein Unfall gewesen war. Ihre Chancen, diesem Ort zu entkommen und ein öffentliches Telefon zu finden, waren praktisch gleich null. Dorian würde sie nicht freilassen, nur damit sie sich gleich wieder in Gefahr begab. Wenn man die Geheimhaltung ihrer Mission bedachte, schien es auch nicht sehr wahrscheinlich, dass die Leute hier ihr die Erlaubnis geben würden, jemanden von draußen anzurufen. Trotzdem musste es irgendwo auf dem Gelände ein Telefon geben. Sie musste es finden, bevor jemand sie fand – und absolut sichergehen, dass sie Dorian nicht spüren ließ, wie nervös sie war.
    Sie ging zurück auf den Korridor und lauschte. Aus Dorians Zimmer kam kein Geräusch, und auch in der Nähe war alles still. Sie schlich sich den Gang hinunter und öffnete vorsichtig jede Tür, in der Hoffnung, dort zu finden, was sie brauchte. Niemand hielt sie auf. Sie hatte fast den Treppenabsatz erreicht, als sie ein Zimmer fand, das wie ein leeres Büro aussah und mit einem Telefon ausgestattet war. Mit einem Blick über die Schulter ging Gwen in das Büro, schloss die Tür hinter sich und rief beim
Sentinel
an.
    “Mitch?”
    Sie hörte, wie er scharf einatmete, und einen Herzschlag lang war Stille, als er ihre Stimme erkannte.
    “Gwen?”
    “Ja, ich bin’s. Geht es dir gut?”
    “Wo bist du? Gwen, was …”
    “Es tut mir so leid, Mitch. Ich war nicht ich selbst. Ich …”
    “Beruhige dich. Es geht mir gut.” Eine lange Stille folgte. “Geht es
dir
gut?”
    Sie wollte lachen. “Mehr oder weniger.”
    “Ist er bei dir?”
    “Jetzt gerade nicht.”
    Mitch fluchte leise. “Weißt du, was er dir angetan hat?”
    “Ja. Du hast versucht, mich zu warnen …”
    “Ich kam bereits zu spät.”
    “Ich wollte bei dir bleiben, nachdem ich … dich angegriffen hatte, aber Dorian …”
    “Du musst mir nichts erklären, Gwen. Ich verstehe es.”
    Gwen schloss die Augen. Gott sei Dank. Gott sei Dank verachtete Mitch sie nicht. Es war mehr, als sie zu erwarten gewagt hatte.
    “Ich weiß, dass ich nicht das Recht habe, dich um irgendwelche Gefallen zu bitten”, sagte sie, “aber ich würde es zu schätzen wissen, wenn du Spellman meine Kündigung weiterleiten würdest. Denk dir irgendetwas aus. Ich schicke einen formellen Brief nach, sobald ich kann.”
    “Gwen, wo bist du? Bist du in Gefahr?”
    “Dorian wird mir nicht wehtun, Mitch. Er versucht mich zu beschützen.”
    “Das hat er jedenfalls behauptet.” Gwen glaubte, das Klopfen von unruhigen Schritten zu hören.
    “Du musst von

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