Die dunkle Macht des Mondes
einzufangen wie Wolken. Dorians hungriger, brennender Blick. Seufzer und Liebkosungen, ein so überwältigender Genuss, dass es fast schmerzhaft war. Verlangen, so tief wie der tiefste Abgrund des Ozeans. Hitze und klebrige Nässe an ihren intimsten Stellen.
Nimm mich, Dorian.
Hatte sie das wirklich gesagt? Hatte sie sich wirklich auf dem Hotelbett ausgestreckt, alle Kleidung ausgezogen und Dorian dazu eingeladen, ihr die Unschuld zu nehmen?
Gwen stöhnte und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Die Beweise für ihre Teilnahme waren nicht zu leugnen. Als Mitch an der Tür geklopft hatte, hatte sie nichts getragen außer ihre Strümpfe und Pumps, und Dorian hatte nur halb bekleidet am Fuße des Bettes gestanden. Oh, da hatte sie etwas angezettelt. Etwas, das sogar sie, eine moderne, arbeitende Frau, nicht angefangen hätte, ohne zu wissen, woran sie war.
Jedenfalls würde das jeder denken, der Gwen Murphy kannte. Aber es war alles viel zu schnell passiert. Sie erinnerte sich nicht daran, plötzlich beschlossen zu haben, ihre Keuschheit in den Wind zu schreiben, unabhängig davon, was sie für Dorian empfand, und selbst wenn der Schock und die Dankbarkeit über seine plötzliche Genesung sie benebelt hatten.
Oh, sie hatte ihn schon lange vor dieser Nacht küssen wollen. Sie hatte sich sogar gestattet, und das mehr als einmal, an den kräftigen Körper zu denken, den sie im Schlafzimmer ihres Apartments liebkost hatte, und an die Härte seiner Männlichkeit in ihrer Hand. Sie hatte einige verstörend erotische Träume über ihn gehabt, und sie hatte sich vorgestellt, wie es sein würde, nackt neben ihm zu liegen.
Aber sie war auch nicht scharf darauf gewesen, ihn glauben zu lassen, dass sie irgendein Flittchen war, dass durch die Spelunken der Unterschicht zog und bereit war, für einen Drink jeden Preis zu zahlen. Sie war nicht prüde wie die alten Viktorianer, aber sie wollte auch keine sexuelle Beziehung, die nicht von Gefühlen getragen wurde. Und sie hatte keinen Beweis gehabt, dass er sie ebenfalls wollte, nicht einmal, nachdem er angefangen hatte, beim
Sentinel
zu arbeiten. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob er sie jemals wollen würde.
Also hatte sie darauf gewartet, dass er den ersten Schritt tat. Lief es nicht normalerweise so, selbst in dieser modernen Welt?
So hätte ich es getan – wenn ich bei Sinnen gewesen wäre.
Sie setzte sich wieder auf, schlang die Arme um die Knie und zog sie an ihre Brust. Egal, wie sehr sie sich konzentrierte, die Details jener Nacht wurden nicht deutlicher als die Stunden, die sie verloren hatte, nachdem Dorian sie umgewandelt hatte. Dorian hatte ihr jedenfalls nicht das Gefühl gegeben, dass er ihr … Zusammentreffen für wichtig hielt, als er in der nächsten Nacht zurück in ihr Hotelzimmer gekommen war, um Mitchs Anschuldigungen, was seine wahre Natur betraf, zu bestätigen. Aber er war auch dort gewesen, um sie umzuwandeln, nicht, um sie zu lieben. Als sie aufgewacht war, war seine erste Sorge gewesen, ihr Nahrung zu besorgen, dann, sie Kyril vorzustellen und zu Pax zu fliehen.
War es ein Wunder, dass Gwen es nach allem, was seitdem geschehen war, geschafft hatte, diese unerträglichen, schamhaften, ekstatischen Bilder in eine kleine Schachtel zu verschließen und sie dort zu verstecken, wo sie sie nicht mit einem Begehren ablenkten, das sie in ihrer jetzigen Situation kaum ausdrücken konnte?
Diese Schachtel jedenfalls war kurz davor, aufzubrechen. Jim hatte den ersten Sprung verursacht, als er ihr sein Blut gegeben und die erotischen Gefühle neu geweckt hatte, die ihr Körper noch nicht vergessen konnte. Dorian hatte den zweiten Sprung verursacht, als er ins Zimmer gekommen war und Jim angestarrt hatte, als wollte er ihn zur Hölle schicken, woraufhin sie sich entschlossen hatte, sich zu nehmen, was sie wollte.
Nur um dann zu sehen, wie er Angela küsste.
Vielleicht interpretierst du zu viel in die Sache hinein, dachte sie.
Vielleicht ging der erste Schritt von Angela aus …
Oder vielleicht war im Hotelzimmer gar nicht das geschehen, was Gwen gedacht hatte. Er hatte
nicht
gesagt, dass er sie sehr gern hatte. Sie hatten sich
nicht
fast geliebt.
Oder vielleicht gab es in Dorians Leben Dinge, die sie sich nicht vorstellen konnte, Dinge, die nichts mit ihr zu tun hatten. Sie hatten sich drei Monate lang nicht gesehen. In dieser Zeit konnte eine Menge passiert sein.
Ich habe dich sehr gern.
Auch wenn Dorians Worte nicht echt gewesen waren, auch wenn er
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