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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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glücklichsten Zeiten seines Lebens.”
    Als sie zu Ende gesprochen hatte, merkte Gwen, wie ironisch es war, dass dieser Ort, der einst von Liebe erfüllt war, nun befleckt werden würde von Spannung und Unsicherheit.
    Es sei denn, dachte sie.
Es sei denn …
    Der alte Mann presste ein ungeduldiges Geräusch aus seiner Kehle, bedeutete Ray und Dorian, die Vorratskisten anzuheben, und begann erstaunlich schnell die Straße hinaufzugehen. Er führte die Amerikaner in einen baufälligen Stall und führte ein Paar Burros aus einer übel riechenden Box.
    “Einer ist für die Lady”, übersetzte Ray langsam. “Juan sagt, die
Casa
ist nicht so weit weg … nur etwa eine Meile von hier.”
    “Ich kann laufen”, protestierte Gwen.
    “Es wäre besser, einen guten Eindruck zu machen”, flüsterte Ray, und Gwen bestieg zögernd den Rücken des Burros. Juan schnallte die Kisten auf den anderen Packesel, drückte Ray eine Laterne in die Hand und schnalzte mit der Zunge. Die Burros fielen in einen unregelmäßigen Trab entlang des fast unsichtbaren Pfades, der sich zwischen gefährlich aussehenden Kakteen und unidentifizierbaren Büschen hindurchschlängelte. Schlangen und Echsen huschten den Burros aus dem Weg. Gwen lernte schnell, sich von den plötzlichen Bewegungen nicht erschrecken zu lassen.
    Nach gut zwanzig Minuten kam die
Casa
in Sichtweite. Sie schmiegte sich gegen ein verfallenes Gehege, und die überwucherten Überbleibsel eines Kopfsteinpfades schlängelten sich zur Eingangstür. Als sie näher kamen, erkannte Gwen die stabilen Lehmwände, die sie als Kind berührt hatte.
    Der Dorfbewohner sprach noch einmal mit Ray und deutete auf die Tür. Dorian übernahm die Führung und öffnete sie. Die Scharniere quietschten, und etwas Kleines und sehr Schnelles huschte zurück in die Schatten.
    Innen sah es anders aus, als Gwen es in Erinnerung hatte, aber sie war bei ihrem letzten Besuch auch noch viel jünger gewesen. Was ihr damals geräumig vorgekommen war, erschien jetzt viel kleiner. Es gab ein Wohnzimmer mit einer Feuerstelle, eine winzige Küche mit einem Herd und einer Wasserpumpe und zwei weitere Räume, die mit einem kurzen Flur verbunden waren. An den Wänden hingen Fotografien von Menschen und Landschaften aus der Umgebung, und eine bunte gewebte Decke bedeckte das gefederte Sofa. Der Boden war erst vor Kurzem gefegt worden, und die schlichte Möblierung war intakt.
    “Ist gar nicht so schlecht”, bemerkte Ray und setzte seine Kiste ab. Während Dorian im Flur verschwand, zog Ray Gwen nach draußen.
    “Bist du sicher, dass du bei dem Kerl bleiben willst?”, fragte er.
    “Ich bin … für ihn verantwortlich”, sagte Gwen. “Wenigstens für eine kurze Zeit.”
    “Ihr werdet ziemlich eng aufeinanderhocken.”
    “Dorian hat mir geholfen, als die Auftragskiller wieder hinter mir her waren. Ich schulde ihm etwas dafür.”
    “Aber da ist noch mehr, oder?”
    “Wenn, ist das mein Problem.” Sie sprach mit sanfter Stimme und versuchte, den Klang und den Duft des Blutes unter Rays Haut zu ignorieren. “Du weißt, dass ich auf mich selbst achtgeben kann. Und wer soll sich schon um meinen Ruf Sorgen machen? Die Dorfbewohner?” Sie drückte seinen Arm. “Keine Sorge, Ray. Du hast schon genug getan.”
    Ray zuckte mit den Schultern. Offensichtlich war er nicht zufrieden, aber er sagte nichts mehr. Dorian kam aus dem Haus. Er sah mit zusammengekniffenen Augen von Ray zu Gwen.
    “Es ist akzeptabel”, sagte er. “Wie viel schulden wir Ihnen, Mr. Fowler?”
    “Nichts”, sagte Ray mit untypischer Kälte. “Ich habe es für Gwen getan. Aber ich sage Ihnen gleich, wenn Sie ihr irgendwie wehtun …”
    Dorian bleckte seine Zähne. Sie glänzten lang und weiß im Licht der Laterne. Gwen trat zwischen die beiden Männer.
    “Weißt du, wie du zu deinem Flugzeug zurückkommst?”, fragte sie Ray.
    “Der Junge kommt mich morgen früh abholen. Ich finde im Dorf schon irgendwas zum Übernachten.” Der alte Mann kam zu ihnen und sagte wieder etwas. Ray nickte. “Juan sagt, drinnen gibt es noch mehr Laternen, zusätzliche Decken und einige Konserven in den Schränken. Wenn ihr sonst noch etwas braucht, wendet euch an ihn. Wenn es die Sachen im Dorf nicht gibt, besorgt er sie aus Chihuahua.”
    Gwen verstand, dass Ray ihr damit erklärte, wie sie entkommen konnte, falls sie es musste. Sie würde ein Telefon finden müssen, um Walter anzurufen … und vielleicht auch Mitch, falls und wenn sie es riskieren

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