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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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vorher passiert.”
    “Ich …” Gwens Mund wurde trocken. “Ich habe es mir schon gedacht.”
    “Dann musst du es verstehen.” Er stellte sich hinter sie, die Fäuste an seinen Seiten geballt. “Du musst darauf vorbereitet sein.”
    Auf das nächste Mal vorbereitet sein, meinte er. Als ob man sich auf so etwas je vorbereiten konnte. Sie nahm sich zusammen.
    “Sag es mir.”
    “Es passiert einmal im Monat”, sagte er. “Bei Neumond.”
    Neumond. Der war letzte Nacht gewesen. Gwen war das fehlende Mondlicht aufgefallen, aber sie hatte sich nie vorstellen können, dass der Stand des Mondes etwas mit Dorians Wahnsinn zu tun haben könnte.
    “Mondsüchtig” war ein altmodisches Wort für Geisteskrankheiten, aber jede Legende, die sie kannte, bezog sich auf den Vollmond, und nie auf sein Gegenteil.
    “Wie?”, fragte sie heiser. “Warum?”
    Dorian geriet ins Stocken und zog sich in eine entfernte innere Landschaft zurück, die sie nicht erreichen konnte. “Du wirst es nicht noch einmal erleben”, sagte er.
    “Du meinst, du kannst es kontrollieren?” Sie ging einen Schritt auf ihn zu. Hoffnung begann hart in ihrer Brust zu klopfen.
    Dorian zog sich langsam zurück, bis seine Hüfte gegen den Schreibtisch stieß. “Nein”, sagte er. “Wenn es wiederkommt, werde ich mich entfernen.” Er sah aus dem Fenster auf den Flugplatz, auf dem das Wasser des schmelzenden Schnees glitzerte.
    “Kyril hat jetzt doppelt so viele Gründe, uns zu jagen”, sagte er und wechselte abrupt das Thema, “wir müssen vielleicht monatelang in Mexiko bleiben.”
    “Kyril kann uns nicht auf ewig jagen.”
    Welche Antwort Dorian auch gewählt hätte, sie wurde davon unterbrochen, dass Ray das Büro betrat. Er sah von Gwen zu Dorian.
    “Betty ist fertig”, sagte er. “Sicher, dass ihr nicht noch ein paar Sachen einkaufen wollt, ehe wir losziehen?”
    Gwen erlangte ihre Fassung zurück und schüttelte den Kopf. “Wir können es nicht riskieren. Wir müssen auf dem Weg zwischenlanden, oder?”
    “Ja.” Er schürzte die Lippen. “Ihr werdet die Sonnenbrillen nicht mehr brauchen, wenn wir erst in der Luft sind.”
    Gwen räusperte sich. “Mr. Black hat eine Art Allergie gegen Sonnenlicht”, sagte sie.
    “Wirklich?” Er sah Dorian noch einmal abschätzend an. “An den hinteren Fenstern gibt es so was wie Vorhänge. Ihr könnt da hinten sogar schlafen, wenn ihr wollt.”
    “Danke, Ray.” Sie folgten dem Piloten zur Tür. “Dorian?”
    Er kam nach. Seine Schritte waren schwer genug, um fast so viel Geräusche zu machen wie ein Mensch. Ray führte sie auf den Flugplatz und zu einem altgedienten De Havilland Doppeldecker mit offenem Cockpit und verdeckter Kabine. Das Flugzeug hatte offensichtlich schon bessere Tage gesehen, aber Ray streichelte es liebevoll und küsste die abgesprungene Farbe einer langbeinigen Schönheit, die die abgestoßene Nase des Flugzeugs hinter dem Propeller zierte. Er öffnete die Luke, die zur Kabine führte, und ließ die Leiter hinab. Er half Gwen hinauf und ließ Dorian selbst hochklettern. Einer von Rays Pilotenkollegen drehte den Propeller, während Ray die Maschine startete.
    Gwen hatte im Laufe ihrer Karriere erst wenige Male ein Flugzeug betreten, aber sie freute sich kaum an der neuen Erfahrung. Dorian saß unbewegt in seinem Sitz und zeigte kein Interesse daran, die Vorhänge zu öffnen, um einen Blick auf die Landschaft unter ihnen zu werfen.
    Ray musste mehrmals anhalten, um aufzutanken. Normalerweise wählte er dazu Flugplätze, die kaum mehr als Lichtungen oder flache Dreckwege waren. Das Wetter wurde immer wärmer, je weiter sie gen Süden und Westen reisten. Sie verbrachten die erste Nacht in einem kleinen Hotel in Little Rock, alle drei in Einzelzimmern. Gwen besuchte mehrere bescheidene Geschäfte, um Kleidung und andere Notwendigkeiten einzukaufen. Sie fand auch lockerere Kleidung für Dorian, der sie ohne Kommentar annahm.
    Mitte des zweiten Nachmittags landeten sie auf einem primitiven Flugplatz außerhalb der Stadt Chihuahua. Ray wechselte einige gestelzte Sätze mit einem uralten Verwalter, der die größtenteils verlassenen antiken Flugzeuge bewachte, und der alte Gentleman schickte einen Jungen in die Stadt. Nach weniger als einer Stunde erschien ein junger Mann in einer uralten Blechkiste und brachte Gwen, Dorian und Ray nach Chihuahua. Das Wetter war gerade warm genug, um ihre langen Wollmäntel ein wenig ungemütlich zu machen, und Gwen spürte viele neugierige

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