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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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Gefühle darlegte, die er empfand, als er sich gezwungen sah, Menschen nachzustellen, um sich zu ernähren. In seiner Agonie war er davon überzeugt, für immer verdammt zu sein, und hatte den Beruf hinter sich gelassen, der sein Leben gewesen war. Er war tagelang durch die Wildnis gezogen, ohne Ziel umhergewandert und hatte sich ausgehungert, bis er gezwungen gewesen war, sich neue Beute zu suchen.
    Nach fünf Jahren der Qual stand Micah kurz vor dem Hungertod. In seinem Delirium hatte er eine Epiphanie erlebt, eine Offenbarung, die ihn aus der Dunkelheit zog und ihm zum ersten Mal seit seiner Umwandlung wieder Hoffnung gab. Das nächste Vierteljahrhundert hatte er damit verbracht, zu meditieren und zu beten und nach den Antworten zu suchen, die es ihm ermöglichen würden, Erlösung zu finden.
    Der Herr hatte mich nicht verlassen. Er hatte mich nur vor eine große Herausforderung gestellt: Ich musste das Monster in mir durch die Kraft der Liebe überwinden. Ich musste andere wie mich finden und ihnen predigen, musste Sein Wort zu denen tragen, die verloren waren.
    Er hatte die erste Pax-Gemeinde gegründet, eine Gruppe, die sich dem Frieden verschrieben hatte und die für die liebevolle Zusammenarbeit mit den Menschen, von denen seine Art abhängig war, arbeitete. Es war nicht einfach gewesen, die verstreuten amerikanischen
Strigoi
zusammenzubringen. Sie waren von Natur aus so wild wie das Grenzland. Aber Micah hatte weitergemacht. Dreißig Jahre nach seiner Offenbarung hatte Pax fünfzig Mitglieder, Vampire und auch Menschen. Und Micah begann seine Philosophie in einem einfachen Buch niederzuschreiben.
    Die Welt war für den Menschen geschaffen worden, und
Strigoi
mussten sich angesichts dieser einfachen Wahrheit bescheiden zeigen. Kein Mensch sollte gegen seinen Willen überführt werden. Blut sollte, wenn möglich, nur Spendern entnommen werden, die bei Bewusstsein waren und spenden wollten. Ein Vampir musste bereit sein, zu sterben, um menschliches Leben zu retten, und schlussendlich auf das Ziel hinarbeiten, Frieden und Bruderschaft zwischen
Strigoi
und Menschen zu schaffen. Darin würde er die wahre Erlösung finden, im Kampf für das Gute für alle Menschen.
    Vergebung, sich selbst und anderen. Disziplin, den Versuchungen, die der Vampirnatur eigen waren, zu widerstehen. Und über allem: Liebe.
    Als Gwen ausgelesen hatte, war es bereits kurz vor Sonnenaufgang. Sie schreckte plötzlich aus ihrem Stuhl hoch und befürchtete fast, dass Dorian zurückgekehrt war, ohne dass sie es gemerkt hatte.
    Er war nicht da. Es gab nichts zu befürchten.
    Nichts zu befürchten.
Auch das war eine von Micahs Lehren.
    Gwen überkam eine angenehme Ruhe. Ihr Geist war klarer, als er es seit Wochen gewesen war. Der Ekel vor sich selbst und die Abscheu, die sie seit ihrer Umwandlung empfunden hatte, verblassten zu einem entfernten Murmeln. Sie erinnerte sich an die Notiz ihres Vaters über das Buch, das er von einem Mann namens Aadon bekommen hatte … ein Mann, der ihm Informationen über gewisse Morde durch Gangs versprochen hatte und der dann tot im East River aufgetaucht war.
    Dad wusste
es
, dachte sie. Er hatte gewusst, dass es Vampire in New York gab, und doch hatte er nicht versucht, noch einen Artikel zu veröffentlichen, und er hatte seine Beweise auch niemandem mitgeteilt. Stattdessen hatte er das Buch hier versteckt, wo niemand es jemals finden konnte.
    Niemand außer ihr selbst, natürlich.
    Als du das getan hast, wusstest du, dass es tatsächlich so etwas wie eine Blutsekte gibt, dachte Gwen.
Du hast gewusst, dass du nicht verrückt bist.
    Und er hatte gewusst, dass es wenigstens ein paar anständige Vampire auf der Welt gab. Wenn er noch lebte … Wenn er gewusst hätte, was aus Gwen geworden war …
    Oh, Dad. Du hättest mir in jedem Fall beigestanden. Du hättest mir geholfen, zu akzeptieren, was ich …
    Das Geräusch von Schritten vor der
Casa
ließ Gwen aufschrecken. Dorian machte viel weniger Geräusche, wenn er sich bewegte, und sie wusste, dass sie es spüren würde, falls er sich in der Nähe befand. Ohne nachzudenken, legte sie das Buch in sein Geheimfach zurück, stellte die anderen Bücher wieder an ihren Platz und ging an die Tür.
    Jemand klopfte. Gwen zögerte nur einen Augenblick, dann öffnete sie.
    “Gwen”, sagte der Mann. “Gott sei Dank habe ich dich gefunden.”
    “Mitch!” Sie trat zurück. Ihre Instinkte schlugen Alarm. “Was machst du hier? Wie bist du …”
    Er trat über die Schwelle

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