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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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und umarmte sie. Das Gefühl seiner Arme war merkwürdig und ihr unangenehm, als wäre er ein vollkommen Fremder für sie geworden.
    Nach einem Augenblick bemerkte Mitch ihre Steifheit. Er ließ sie los und starrte in ihr Gesicht, die Brauen zusammengezogen, der Mund verkniffen.
    “Geht es dir gut?”, fragte er. “Gwen, sieh mich an.”
    Sie sah ihm in die Augen. Was er in ihrem Blick las, schien ihm nicht zu gefallen.
    “Ich beobachte diesen Ort schon seit Stunden”, sagte er mit scharfer Stimme. “Ich habe Black nicht gesehen. Du bist doch allein?”
    “Ja, Mitch. Warum bist du hergekommen? Ich hatte dich gebeten …”
    “Ich weiß, worum du mich gebeten hast.” Er blieb im Türrahmen stehen, bis Gwen ihm aus dem Weg ging. Er legte seinen Hut ab und knöpfte seinen leichten Trenchcoat auf, den er über den Rücken des Schaukelstuhls legte. “Hier hast du die letzten zwei Monate gelebt?”
    Gwen ignorierte die Frage. “Wie hast du mich gefunden?”
    “Das war nicht schwer, nachdem ich endlich wusste, wen ich fragen konnte.” Er beobachtete sie. Sein Gesichtsausdruck wurde dabei immer niedergeschlagener. “Gib Fowler nicht die Schuld. Er war überzeugt, dass du in Schwierigkeiten bist.” Er ging in die kleine Küche, fand ein Glas und füllte es mit Wasser aus der Pumpe. “Wo ist Black?”
    “Er könnte jeden Augenblick zurück sein.” Sie trat einen Schritt auf ihn zu. “Du hättest nicht kommen sollen. Das Risiko war zu groß.”
    “Glaubst du wirklich, ich kann mir nicht selbst helfen?”
    “Ich will nur nicht, dass irgendwer zu Schaden kommt.”
    “Das wird niemand, solange Black sich fernhält.” Mitch lächelte grimmig. “Die guten Bürger von San Luis haben mir gesagt, dass er schon ein paar Tage nicht hier war. Scheint, als hätten die Dorfbewohner ein Auge auf euch. Sie klangen nicht sehr freundlich, als ich deinen Namen erwähnt habe.” Er trank sein Wasser und verzog über den Geschmack das Gesicht. “Was hast du ihnen angetan?”
    “Nichts.”
    “Nichts, außer ihr Blut zu trinken.”
    “Du solltest gehen, Mitch. Jetzt gleich.”
    Er setzte das Glas ab. “Nicht ohne dich.”
    Gwen ging zum Fenster. Sie vermied dabei das Licht, das durch die Vorhänge fiel. “Hat Ray dich gebracht?”
    “Nein. Er hatte zu tun.”
    “Aber auf dich wartet ein Flugzeug.”
    “Auf uns.”
    “Du … hast das Pulver?”
    Mitch griff in seine Jacke und zog eine kleine Glasflasche heraus, die mit einem grünlichgrauen Pulver gefüllt war. Er schraubte den Deckel ab. Der Geruch nach getrockneten Kräutern stieg aus dem offenen Behältnis, stechend und bitter.
    “Mein Freund hat dieses Zeug vor Jahren auf dem Balkan gesammelt”, sagte Mitch. Er streute etwas Pulver in seine Hand. “Es kann als Abwehrmittel gegen Vampire dienen, aber es hat auch gewisse andere Fähigkeiten.”
    Gwen starrte das Pulver an. Sie konnte kaum glauben, dass alles so einfach sein sollte. Als Angela angedeutet hatte, dass es einen Weg gab, den Bund zwischen Meister und Protegé zu brechen, hatte sie gesagt, dass das Wissen nicht jedem zugänglich war. Und doch hatte Mitch die Antwort gefunden. Er hielt Gwens Zukunft in seiner Hand.
    Das ist, was du wolltest. Es ist, was getan werden muss.
Wenn sie erst fort war, hätte Dorian eine Quelle der Provokation weniger, wenn der Neumond ihn überkam. Einen Grund weniger, zu töten.
    Und er wäre seinen Dämonen allein überlassen.
    “Und?”, sagte Mitch.
    Gwen schluckte und hob den Kopf. “Was muss ich tun?”
    Mitch holte sein Glas, füllte es erneut mit Wasser und schüttete das Pulver hinein. Er wirbelte das Wasser im Glas herum, bis es einheitlich grau war. “Trink.”
    Gwen nahm das Glas. Ihr war plötzlich nicht gut. Sie hob das Gebräu an ihre Lippen, und der erste Schluck war genauso eklig, wie sie es erwartet hatte. Sie kippte den Rest hinunter, ehe sie ihre Meinung ändern konnte.
    Nichts. Keine plötzliche Veränderung, kein Anzeichen, dass sie die Verbindung zu Dorian verloren hatte. Vielleicht brauchte die Wirkung einige Zeit, um sich bemerkbar zu machen. Oder vielleicht war der Bund zwischen ihnen so dünn geworden, dass sie nicht merken konnte, ob das Pulver gewirkt hatte, bis sie im Flugzeug zurück in die Staaten saß.
    “Fertig”, sagte Mitch mit vor Triumph hoher Stimme, “jetzt verschwinden wir von hier.”
    “Wenn der Trank nicht wirkt, dann werde ich nicht verschwinden können.”
    “Das werden wir schon herausfinden.” Er nahm ihren Ellenbogen

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