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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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konnte, was um sie herum geschah, hatten die Wachen sie schon eine Treppe hinunter in das Befragungszimmer gezwungen, das sie schon einmal benutzt hatten. Sie warfen sie auf den kalten Zementboden und ließen sie in der Dunkelheit zurück.
    Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren, als sie zurückkamen. Es waren neue Wachen. Sie nahmen ihren Knebel heraus und schleiften sie durch den Korridor. Jedes Mal, wenn sie versuchte, mit den Füßen Halt zu finden, stießen sie sie wieder um.
    Er ist nicht tot. Ich würde es wissen.
    Wirklich? Hatte sie nicht absichtlich den Bund zwischen ihnen getrennt?
    Er hat mich gebraucht, und ich konnte ihn nicht erreichen. Er hat mich gebraucht
.
    Krank vor hilfloser Angst rang sie darum, wenigstens einen einzigen Hoffnungsschimmer zu finden. Ihre Wachen hatten ihr Tempo erhöht, als sie sie eine weitere Treppe hinunterführten, die vor einer schweren Stahltür endete. Sie öffnete sich auf den Druck des größeren Mannes hin und führte auf einen kurzen Flur und eine zweite Tür, diese aus Holz und geschmückt mit einer Schnitzerei des Dreiecks und der Flamme.
    Der Raum hinter der Tür war kein einfacher Keller. Er war so groß wie ein Dutzend der großen Räume im Stockwerk darüber. Schwere Säulen stützten die Decke, und die Wände waren bemalt mit Szenen von Schwerter tragenden Engeln im Kampf gegen Dämonen, die mit gezackten Fangzähnen und Klauen dargestellt waren.
    Am Kopf des Raumes befand sich ein Podium und darauf eine Art Altar, auf dem ein rot-weißer Stoff mit dem Symbol von Pax drapiert war. Auf einem Seitentisch standen goldene Pokale. Hinter dem Podest standen sechs Figuren in weißen Roben in Reihe, deren Gesichter von rot eingefassten Kapuzen verdeckt wurden. Jede von ihnen hielt eine lodernde Fackel in der Hand. An jeder Seite des Raumes standen Sammaels Soldaten bereit.
    Gwens Wachen blieben im Türrahmen stehen, als erwarteten sie einen Befehl, ehe sie weitergingen. Gwen suchte in jeder Ecke des Raumes nach Dorian. Sie konnte ihn nicht finden. Aber sie wusste, dass etwas geschehen würde, etwas, wovor sie sich von ganzem Herzen fürchtete.
    Sie hatte ihren Gedanken kaum beendet, als ein Mann auf das Podium trat und den Platz hinter dem Sprechpult einnahm. Auch er trug eine weiße Robe, aber sein Kopf war nicht bedeckt. Ein einzelner Strahl elektrischen Lichts erleuchtete sein Gesicht und seine Schultern und umzeichnete seine Züge in scharfen Schatten. Er zog das Buch, das er ihr im Flugzeug gezeigt hatte, aus seiner Robe und legte es auf das Pult.
    “Meine Kinder”, sagte er. “Heute Nacht hat der Herr sein Gesicht von uns gewendet. Heute Nacht haben wir versagt.”
    Ein leises Stöhnen seufzte durch den Raum und schien von überall und nirgends zugleich zu kommen.
    “Heute Nacht”, sagte Sammael, seine Stimme heiser vor Wut, “ist uns der Dämon Christof mit seinen Kreaturen entkommen. Viele von unseren Brüdern sind gefallen. Unsere heilige Arbeit ist unvollendet.”
    Noch eine grollende Welle lief durch die Reihen. Schuhe kratzten auf dem Zementboden. Sammael starrte auf sein Publikum hinab, als hätte er gern jeden Einzelnen von ihnen zu einem langsamen, schmerzvollen Tod verdammt.
    “Es ist wahr”, sagte er, “dass Kyril und die meisten seiner Gefolgsleute neutralisiert worden sind. Aber das ist nicht genug. Nicht einmal annähernd genug.” Er schlug mit den Händen auf das Podium. “Fragt euch jetzt, warum eure Entschlossenheit euch verlassen hat. Fragt euch, warum der Herr euch den Sieg verwehrt hat. Fragt euch, woran es gelegen hat, dass ihr darin versagt hab, Micahs Plan zu folgen. Fallt auf die Knie und bittet um Vergebung.”
    Die Verdammnis in Sammaels Worten kam wie ein Peitschenschlag nieder. Die Figuren auf dem Podium blieben unbewegt und stumm. Flammen loderten, und irgendwo über ihnen knarrten Dielenbretter.
    Einer der Soldaten, die zwischen den Säulen standen, fiel auf die Knie. Die anderen taten es ihm in einem unregelmäßigen Rhythmus gleich, bis jeder von ihnen demütig und reuig am Boden kauerte.
    Sammael hob seine Hände mit den Handflächen nach unten und bewegte seine Lippen in einer stummen Beschwörung. “Noch ist nicht alles verloren, meine Kinder”, sagte er. “Die Zeit für eine Erneuerung nach dem Gesetz Micahs ist gekommen.” Er öffnete das Buch, das auf dem Podest vor ihm lag. “Micah sagt: ‘Derjenige soll sündenfrei sein, der sein Leben dabei lässt, das Gute zu verfolgen. Die Söhne von Engeln sollen die

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