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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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drückten sich in die Ecken. Ein toter Barkeeper lag ausgestreckt auf seinem Tresen, und ein halbes Dutzend männlicher Vampire lag, mit Schusswunden im Kopf oder durch das Herz, auf dem prächtig gemusterten Teppich.
    Ein frischer Kugelhagel zischte durch die Luft, als Dorian durch das Niemandsland zwischen der Tür und Kyrils zerbrechlichem Schutzwall sprang. Dorian spürte den Schmerz, als die Kugeln ihn in Arme und Beine trafen, aber es war nicht schlimmer als ein paar Flohbisse. Er sprang über den Tisch und stieß die Vasallen und Leutnants zur Seite wie Kegel.
    Dann stand er Kyril gegenüber, und all der Hass, der in seinem Bauch brannte, brach aus ihm heraus wie Eiter aus einer Wunde. Er schlug zu und warf Kyril mit nur einem Treffer zu Boden. Kyrils Vollstrecker warfen sich auf ihn. Er zuckte mit seinen Schultern, und sie fielen mit vor Schreck geweiteten Augen von ihm ab.
    Töte, verlangte die Stimme seines Meisters.
Töte.
    Das hier war nicht der wahre Feind. Dieser hier hatte nicht
sie
in seiner Gewalt. Aber er war hier und hilflos, und der andere war fort. Dorian packte Kyril am Hals und hob ihn hoch.
    “Dorian!”, keuchte Kyril zwischen erstickten Atemzügen. “Ich gebe dir … alles … alles, was du willst …”
    Dorian packte fester zu und schüttelte Kyril wie eine Ratte. Die Wirbel in Kyrils Hals begannen unter Dorians Fingern zu knirschen.
    “Dorian!”
    Die Stimme der Frau, scharf wie ein Klappmesser, durchdrang Dorians Rausch. Er wendete langsam seinen Kopf. Eine Frau stand schutzlos mitten im Raum, ihr rotes Haar zerzaust über einem blassen sommersprossigen Gesicht, ihre grünen Augen weit aufgerissen und verzweifelt.
    “Dorian”, sagte die Frau, “nicht …”
    Eine einzelne Maschinenpistole stotterte ihre Todesnachricht. Das Mädchen warf sich auf den Boden. Dorian ließ Kyril los und sprang über die Barrikade. Kugeln rauschten an seinen Ohren vorbei. Er hob das Mädchen in seine Arme, rannte auf die Bar zu und setzte sie dahinter ab.
    “Dorian”, sagte das Mädchen und richtete sich auf ihre Knie auf, “wir müssen hier raus.”
    Er hörte ihr zu, hörte die Worte, aber verstand sie nicht. Der Geruch von Blut stieg ihm in die Nase und blendete alles andere aus. Als die Schüsse wieder losgingen, drückte er das Mädchen nach unten, stand auf und machte sich weiter auf die Suche nach Beute.
    Kyril versteckte sich immer noch hinter seiner Barrikade. Der andere stand am Ende des Raumes und wurde von einem Quartet aus
Strigoi
in hellen Hemden und Hosen geschützt.
    “Töte sie!”, brüllte der Dunkle.
    Kleine Hände zogen an seinem Bein. “Kämpf dagegen an, Dorian!”
    “Töte!”
    Die Stimmen prallten in seinem Schädel aufeinander und brannten ein rotes Labyrinth durch sein Gehirn. Das Monster brüllte und schrie. Der Griff des Mädchens war wie eine Kette, die es zurückhielt und ihm das Blut, das es brauchte, versagte.
    Er drehte sich mit einem Knurren zu ihr um. Er hob seine Hand. Sie sah ihm furchtlos in die Augen.
    Gwen.
    Seine Muskeln verkrampften sich mitten in der Bewegung. Sein Körper wurde steif. Ein Chaos aus Erinnerungen lähmte ihn. Schmerz toste durch seine Nerven. Das Monster kratzte an seinen Augen und blendete ihn. Es wurde größer und größer, zerquetschte seine Organe und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Es begann, sich durch seine Haut zu kämpfen, jeder Schlag kräftiger als der zuvor.
    Gwen.
    Er trug den Namen mit sich in die Dunkelheit.
    Sie brachten Gwen zurück ins Hauptquartier von Pax, gefesselt und geknebelt und wie ein Fleischklumpen zwischen zwei der weniger verletzten Wachen hängend. Sie konnte nur wenig um das Bild herum erkennen, das sich in ihren Gedanken festgebrannt hatte: Dorian, zu ihren Füßen ausgestreckt, die Augen verdreht, bis nur noch das Weiße zu sehen war, zuckend wie ein tollwütiger Hund.
    Er lebt, sagte sie sich.
Er muss einfach.
    Aber sie hatte keinen Beweis dafür. Sie hatte das Gefühl, dass Sammaels Soldaten das Hotel, kurz nachdem Dorian gefallen war, verlassen und dass sie über Kyrils unvorbereitete Anhänger gesiegt hatten. Bestimmt hätten sie Dorian nicht dort liegen lassen.
    Es sei denn, sie hatten ihn umgebracht.
    Gwen stolperte, als ihre Begleiter den hinteren Bereich des
Import
-Gebäudes erreichten und sie vor sich herschoben. Sie nahm einen Hauch von Chaos wahr, Männer und Frauen, die sich schnell durch die Flure bewegten, besorgte Gesichter und erschreckte Aufschreie. Ehe sie sich darüber klar werden

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