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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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Soldaten – Abdiel und Balthial, Cassiel und Camarion, Mihr und Nisroc und die anderen – hatten ihre Waffen bereit gemacht und warteten jetzt auf Sammaels Befehl. Dorians Eskorte trat an seine Seite. Sie verließen das Hauptquartier leise durch eine Hintertür und zogen so nicht die Aufmerksamkeit der nichts ahnenden Menschen oder weiblichen
Strigoi
auf sich, die sich um Pax’ alltägliche Geschäfte kümmerten. Ein leichter Schneeschauer fiel vom Himmel und verlieh dem Abend einen Frieden, der bald mit Blut besudelt werden würde.
    Dorians Wachen traten näher an ihn heran und beobachteten ihn misstrauisch aus dem Augenwinkel. Genau wie Sammael hatten sie keine Ahnung, was auf sie zukommen würde.
    Der Schnee fiel heftiger, als sie den Broadway erreichten. Sammaels Männer verteilten sich. Einige – nicht zu erkennen in ihrer einfachen Straßenkleidung – machten sich daran, menschliche Umstehende aus dem Weg zu schaffen, während andere wie Schatten immer näher an das Hotel heranschlichen. Die Welt war in einen weißen Vorhang gehüllt. Sammael starrte hinauf zu den Fenstern im ersten Stock des Hotels und wartete auf ein Signal.
    Es geschah ganz plötzlich. Ein Fenster öffnete sich, ließ den kalten Wind hinein, und schloss sich dann wieder. Sammael nickte den Männern neben sich zu, die über die Straße rannten. Dorians Wachen folgten und zogen ihn halb hinter sich her.
    Er hätte sie, ohne nachzudenken zur Seite stoßen können, ihnen die Kehlen herausreißen und sie von der Brust bis zum Bauch aufspalten. Das monströse Ding, das an ihm nagte, heulte nach Blut. Er kämpfte mit jedem Schritt dagegen an und versprach ihm, dass es bald seinen Anteil bekommen würde.
    Ich könnte dich nicht sterben lassen, Gwen, dachten die letzten Fetzen seines Verstandes mit Nachdruck.
Vergib mir.
    Der Portier des Hotels stand nicht an der Tür, als Sammael und die anderen sie durchschritten. Die vergoldete Lobby war fast leer, und hinter dem Empfangstresen stand kein einziger Angestellter, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Die Männer, die Sammael geschickt hatte, traten aus Türen und Korridoren, verkleidet als normale sterbliche Gäste in schlichten Mänteln und Hüten. Einer von ihnen gesellte sich zu Sammael und sprach flüsternd mit ihm.
    “Sie sind im großen Ballsaal”, sagte Sammael zu den anderen, die bei ihm standen. “Nehmt eure Positionen ein.”
    Die Soldaten zogen sich zurück. Ein Hotelpage, der gerade durch die Lobby ging, erstarrte. Seine Augen wurden groß, als er begriff, was vor sich ging, und hinter dem Tresen verschwand. Dorians Begleiter führten ihn zu einem breiten Flur. Er schüttelte sie ab und starrte erst den einen, dann den anderen an, bis sie sich zurückzogen.
    Der Korridor führte zu etwa einem halben Dutzend Türen, die alle fest verschlossen waren. Sammael führte sie bis zum Ende, das durch ein Paar reich verzierter Doppeltüren gekennzeichnet wurde, und presste ein Ohr gegen das Holz.
    Dorian konnte die dumpfen Farben der Tapeten oder den hochflorigen Teppich nicht länger sehen. Alles war rot verhangen. Ein tiefer Schmerz hatte in seinem Bauch angefangen und arbeitete sich durch seine Brust bis in seine Schultern, als würden seine Knochen durch seine Haut platzen. Seine Finger waren zu Klauen geworden, seine Zähne die Fänge eines Tigers. Sein Blut pulsierte erst heiß, dann kalt in seinen Adern. Er starrte Sammael an und erinnerte sich, wie Gliedmaßen in seinen Händen zerbrochen waren und Blut die Wände der Gasse beschmiert hatte.
    Es ist noch nicht vorbei, flüsterte eine Stimme, die ihm halb bekannt vorkam.
Du schuldest mir immer noch etwas. Gib nicht auf. Gib nicht auf, ohne zu kämpfen.
    Er befreite sich von der entfernten Erinnerung und drängte sich an den Wachen vorbei, bis er direkt hinter Sammael stand, die Muskeln zum Angriff gespannt.
    Das laute Knallen von Gewehrschüssen hallte durch die Tür und ließ Dorian erstarren. Sammael drehte sich um und sah ihm in die Augen. Er sah nicht überrascht aus und fürchtete sich auch nicht vor der Kreatur, die vor ihm kauerte.
    “Es hat angefangen”, sagte er. “Komm, mein Engel, und töte.”
    Er stieß die Türen auf und rannte in den Raum, der dahinter lag, Dorian rannte ihm nach. In seinem Kopf hallten die Schreie der sterbenden
Strigoi
wider.
    Kyril und seine Vasallen kauerten in blutbespritzten Smokings hinter einer mickrige Barrikade aus umgedrehten Tischen und Stühlen. Panische Frauen in teuren Abendkleidern

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