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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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nehme ich an”, sagte er und erhob sich mit ausgestreckter Hand. “Ich habe mich schon auf unsere Begegnung gefreut.”
    Dorian betrachtete die ausgestreckte Hand. Es war keine übliche Art der Begrüßung unter
Strigoi
, aber die Geste schien ihm harmlos. Er erwiderte den Händedruck des Mannes und ließ schnell wieder los.
    “Mr. Sammael, nehme ich an”, sagte er.
    “Sammael. Wir haben hier keine Nachnamen.”
    Wenigstens das war keine ungewöhnliche Sitte unter
Strigoi
. Mitglieder eines Clans benutzten normalerweise nur dann Nachnamen, wenn sie mit Menschen zu tun hatten, die nichts von der Existenz von Vampiren wussten. Dorian sah sich im Zimmer um. Er bemerkte das Fenster hinter dem Tisch und berechnete den Abstand zur Tür. Dann stellte er sich unauffällig näher zum Ausgang.
    “Ich erinnere mich nicht daran, Ihren Namen im Clan gehört zu haben”, sagte er mit neutraler Stimme.
    “Haben Sie auch nicht. Ich bin erst vor einem Jahr nach Manhattan gekommen und habe mich, wie man sagt, bedeckt gehalten.” Er nickte Angela und Vida zu. “Diese jungen Damen waren die Protegés von Raouls Vasallen. Ich nehme nicht an, dass Sie ihnen schon einmal begegnet sind.”
    “Aber wir haben deinen Namen gehört. Oft”, sagte Angela.
    “Deshalb haben wir Sie gebeten zu kommen”, sagt Sammael. “Ihre einzigartigen Fähigkeiten könnten für unsere Arbeit einen enormen Wert haben. Die Arbeit für den Frieden.” Er kam um den Schreibtisch herum, ging an den Regalen entlang und fuhr mit den Fingerspitzen über die Rücken der Bücher, die dort standen. “Kennen Sie die Geschichte der
Strigoi
, Dorian? Unser Volk hat sich diese Welt Tausende und Abertausende von Jahren lang mit den Menschen geteilt. Vielleicht stammen wir von gleichen Vorfahren ab. Wir werden es niemals wissen.”
    “Was hat das mit mir zu tun?”
    “Bei Pax glauben wir, dass es die Verantwortung der
Strigoi
ist, mit der Menschheit in Frieden zu leben.”
    Dorian begegnete Sammaels unglaublicher Aussage mit Überraschung, aber auch mit Skepsis.
Pax.
Das lateinische Wort für Frieden. Er hatte schon früher von pazifistischen Organisationen gehört, doch sie waren alle von Menschen gegründet gewesen. Die Vorstellung, dass
Strigoi
so etwas tun würden, überstieg fast seine Vorstellungskraft.
    “Vielleicht kann ich beginnen, Ihre Fragen zu beantworten, indem ich Ihnen die Grundlage unseres Glaubens erkläre”, sagte Sammael, als hätte er Dorians Gedanken gehört. “Lange ehe die ersten Vampire Bündnisse geschlossen haben, um ihr eigenes Überleben zu sichern, war den
Strigoi
klar, dass sie menschliches Leben nicht einfach, wie es ihnen gefiel zerstören konnten. Hätten sie das getan, wäre es ihrer eigenen Ausrottung gleichgekommen.” Er trat an den Globus und gab ihm einen leichten Stoß. “Aber dieser Standpunkt folgte praktischen Bedenken, nicht moralischen. Zu lange haben unsere Anführer hier und im Rest der Welt die Menschheit nur als Vieh betrachtet, das man benutzt und, wenn nötig, entsorgt.”
    Dorian faltete die Hände hinter dem Rücken und spürte die Klinge unter seinem Mantel. “Die Menschen sind den
Strigoi
gegenüber weit in der Überzahl.”
    “Ja. Aber sehen Sie sich nur an, was gerade in Manhattan geschieht. Die Splittergruppen führen einen verbissenen Krieg um die Führung des Clans und der Vampire, die nach Raouls Tod ohne Oberhaupt dastehen. Unschuldige Menschen sind zwischen die Fronten geraten. Bisher haben die Polizei und die Politiker noch nicht gemerkt, dass die Anzahl der Toten durch Gewalttaten zugenommen hat, aber diese Situation wird nicht für immer anhalten. Solange wir
Strigoi
untereinander kämpfen und Menschen nur als unwichtige Verluste abschreiben, schwebt unsere Rasse in Gefahr.” Er stützte eine Faust auf den Tisch. “Unsere einzige Antwort, unsere einzige Hoffnung auf Rettung ist, diesen Krieg zu beenden und einen neuen Weg zu akzeptieren. Den Weg der Demut. Den Weg des Mitgefühls. Den Weg des Friedens.”
    Seine Stimme brach an den letzten Worten. Dorian betrachtete Sammaels Gesicht. Aus seinen Augen sprach die Wahrheit, ehrlich und arglos, wie bei einem ganz naiven Menschen.
    “Ich weiß”, fuhr Sammael fort, “dass du nicht daran gewöhnt bist, an Frieden und Kompromisse zu denken. Deine ganze Welt bestand aus Gewalt. Aber so muss es nicht immer sein, mein Freund.” Er hob die offene Hand. “Du hast jemanden verloren, der dir wichtig war … einen Menschen, der dem Barbarentum

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