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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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vorstellte. “Wir können so viel mehr sein, als wir sind, Dorian. So viel mehr.”
    Dorian sah Angela und Vida an. Sie starrten mit verklärten Gesichtern auf Sammael, als sei er ein auf die Erde hinabgestiegener Gott. Es bestand kein Zweifel daran, dass sie jedes seiner Worte glaubten.
    “Wann haben Sie diese Philosophie formuliert?”, fragte er.
    “Wir halten uns an die Lehren eines
Strigoi
, der den Namen Micah geführt hat. Er war ein sehr weiser Mann, der Ende des letzten Jahrhunderts erleuchtet worden ist.” Sammael hielt kurz inne. “Wir sind, im Gegensatz zu Micah, nicht vollkommen. Andere davon zu überzeugen, sich uns anzuschließen, ist nicht immer leicht gewesen. Wir haben vieles falsch angefangen, viele Fehler gemacht. Aber wir haben ausgeharrt. Unser Weg ist der richtige. Dieses Wissen gibt uns den Mut, den wir brauchen.” Er lächelte wieder. “Mir ist klar, dass du Zeit brauchen wirst, um über das nachzudenken, was ich dir erzählt habe. Du hast vielleicht auch noch weitere Fragen. Ich oder einer meiner Gehilfen werden sie dir gerne ausführlich beantworten.”
    Er machte eine vage Handbewegung, woraufhin Vida aus dem Zimmer schlüpfte. “Ich würde dich bitten, einen oder zwei Tage bei uns zu bleiben, damit du dich mit anderen Mitgliedern unterhalten kannst. Hör dir ihre Geschichten an.” Er bemerkte Dorians misstrauische Haltung. “Ich merke, dass es dir schwerfällt, dich in die Hände von Fremden zu begeben. Sei versichert, dass du dein Zimmer selbst wählen darfst – es stehen einige frei –, und auch deine Waffen werden wir dir nicht abnehmen.”
    “Und wenn ich gehen will?”
    “Dann kannst du das selbstverständlich tun. Auch wenn wir hoffen, dass du wenigstens deinen Weg der Rache nicht weiterverfolgen wirst.” Er setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. “Angela wird dir die Zimmer zeigen. Wenn du bereit bist, wird sie dich auch durch unser Hauptquartier führen.” Er klopfte mit einem Bleistift auf seinen Schreibtisch. “Ich sollte dich warnen, dass hier nicht nur
Strigoi
wohnen. Uns haben sich auch ein paar Menschen angeschlossen, die denjenigen willentlich Nahrung liefern, die das Haus nicht verlassen können.”
    “Dann haben Sie das Jagen nicht aufgegeben.”
    “Wir bevorzugen es, die Jagd als vorübergehende Maßnahme anzusehen, um unsere Körper bei Kräften zu halten, bis eine andere Methode gefunden wird. Wenn die Menschen erst feststellen, dass wir ihnen kein Leid zufügen wollen, können sie ihre natürliche Angst und ihre Abneigung für unsere Vorgehensweise überwinden.”
    “Sie sind sehr mutig”, sagte Angela, “wir können nur versuchen, wie sie zu werden.”
    Nachdem sie Dorian gedrängt hatte, sich eines der spärlich möblierten Zimmer im zweiten Stock auszusuchen, nahm Angela ihn mit in einen großen Gemeinschaftsraum im Stockwerk darunter, wo einige Vampire und Menschen sich ruhig unterhielten. Sie sahen auf, lächelten und tauschten Grußworte aus, als Angela ihn vorstellte. Es gab keine Anzeichen, dass die Menschen sich auf irgendeine Weise unwohl fühlten. Die freien Menschen, die der ehemalige Clan als Bedienstete, Haushaltshilfen und Handlager beschäftigt hatte, und die menschlichen Gegenüber bei unsauberen Geschäften hatten bei ihrer Arbeit immer Angst in den Augen.
    “Hier ist jemand, den du kennenlernen solltest”, sagte Angela. Sie führte Dorian zu einem schlaksigen jungen Vampir mit rotbraunem Haar und täuschend unschuldigen blauen Augen. “Dorian, das ist Nathaniel. Er war der oberste Vollstrecker für den Meister der
Strigoi
in Chicago. Als Sammael in Chicago aufgetaucht ist, um das Wort des Friedens zu verbreiten, hat Nathaniel sein altes Leben hinter sich gelassen und sich uns angeschlossen.”
    Nathaniel grinste und streckte eine Hand aus. “Willkommen, Dorian.”
    “Ich bin mir sicher, ihr zwei habt einiges zu besprechen”, sagte Angela. “Wenn du irgendetwas brauchst, Dorian, frag einfach danach. Wir halten alle zusammen.”
    Sie verließ den Raum. Nathaniel bedeutete Dorian, sich in den Stuhl ihm gegenüber zu setzen.
    “Du bist also gerade erst angekommen”, sagte der junge Vampir und streckte seine Beine aus, bis ein Stück seiner geschmacklosen Argyle-Socken zu sehen war. “Muss ein ganz schöner Schock sein. War es jedenfalls für mich, als ich zum ersten Mal gesehen habe, was Sammael vorhat.”
    Dorian bemerkte, dass die anderen Gruppen, die im Raum verteilt standen, ihre Gespräche wieder aufnahmen.

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