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Die dunkle Macht des Mondes

Die dunkle Macht des Mondes

Titel: Die dunkle Macht des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Krinard
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Keiner der Männer schien bewaffnet zu sein.
    “Du kannst dich entspannen”, sagte Nathaniel, “im Hauptquartier macht niemand Ärger.” Er verschränkte seine Hände über seinem flachen Bauch. “Ich habe von dir gehört. Der Name Dorian war sogar in Chicago eine Legende. Als ich umgewandelt wurde und Karls Vollstrecker mich angeworben haben, warst du mein großes Vorbild.”
    “Das ist bedauerlich”, sagte Dorian und blickte zur Seite.
    “So schien es mir damals nicht. Ich wurde ein Experte in dem, was ich tat, genau wie du. Aber im Gegensatz zu dir habe ich schließlich gemerkt, dass es so etwas wie Gut und Böse gibt und dass ich auf der falschen Seite stand.”
    “Sammael hat dich überzeugt.”
    “Ich hatte bereits ernsthafte Zweifel. Hatte mich in ein Mädchen verliebt, das in einem Büro die Straße runter vom Hauptquartier gearbeitet hat. Hatte die Gelegenheit, sie zu meinem Protegé zu machen, aber letztendlich konnte ich es einfach nicht. Hatte die wilde Idee, sie vielleicht mal zu heiraten.”
    Vor Dorians innerem Auge tauchte so plötzlich Gwens Gesicht auf, dass er aufkeuchte. “Heiraten?”
    “Ich hab’ gehört, die Köter machen das manchmal. Hat nicht ein Werwolf direkt hier in New York einen Vampir geheiratet?”
    “Ja.”
    “Also ist es nicht unmöglich. Egal, ich wusste, dass ich mich komplett verändern müsste, um mit ihr zusammen sein zu können. Nur ging das nicht, wenn ich weiter für Karl gearbeitet hätte. Und wenn man nicht für Karl arbeitet …” Er zuckte mit den Schultern. “Und da habe ich gehört, wie Sammael von Pax gesprochen hat, und ich wusste, dass ich meine Fähigkeiten zu etwas anderem einsetzen konnte, als Menschen wehzutun. Ich habe mich hier die vergangenen Wochen eingeigelt, und jetzt warte ich darauf, meine Aufgabe zu beginnen.”
    “Du willst dich einer der Splittergruppen als Vollstrecker anbieten.”
    “Christofs, genauer gesagt.” Er sah Dorian in die Augen. “Einige von uns haben die Splittergruppen bereits unterwandert – ehemalige Vollstrecker, wie du und ich.”
    “Wie viele?”
    “Unser Ziel ist zwanzig in jeder Fraktion. Aber es ist Qualität, die zählt, nicht die Menge. Wir müssen die Besten sein, damit wir nahe an die Anführer herankommen. Nahe genug, dass sie uns uneingeschränkt vertrauen.”
    “Und was ist mit der Arbeit, die ihr für sie erledigen müsst, um ihr Vertrauen zu verdienen?”
    Nathaniels lebhaftes Gesicht wurde hart. “Wir tun, was wir tun müssen, um dem höheren Zweck zu dienen.” Er beugte sich vor. “Du könntest für uns eine Menge bewirken, Dorian. Jede der Splittergruppen würde morden, um dich bei sich zu haben.”
    Morden.
Dorian war bereit gewesen, Kyril zu ermorden und mit ihm so viele seiner Anhänger wie möglich, bis sie ihn überwältigt hätten. Jetzt wurde er darum gebeten, sich denen, die er verachtete, anzuschließen. Er sollte in genau das Leben zurückkehren, dem er abgeschworen hatte.
    Für dauerhaften Frieden. Für die Gerechtigkeit, für die Gwen ihr Leben gelassen hatte.
    “Ich weiß, was du verloren hast”, sagte Nathaniel, “aber hier geht es nicht um Rache. Es geht um keinen von uns persönlich. Wenn du deinen Hass nicht loslassen kannst, dann wirst du der Sache nur schaden.”
    Dorian neigte den Kopf. Er konnte immer noch Gwens Stimme hören:
Ich glaube … was Sie auch getan haben, welche Sünden Sie auch begangen haben … ich glaube, dass Sie wirklich Abbitte leisten wollen.
    Vielleicht hatte sie nicht wirklich daran geglaubt. Aber sie hatte auch gefragt, wie er Abbitte leisten wollte, und er hatte sie davon überzeugt, dass er ihr nicht helfen würde.
    Jetzt hatte er eine zweite Chance. Die Chance, eine Welt zu erschaffen, in der Gwen nicht gestorben wäre. Eine Welt, in der wenigstens eine Mafia nicht länger die Macht haben würde, ihre Schreckensherrschaft weiterzuführen.
    Dass er sich Pax anschloss, würde Gwen nicht wieder zum Leben erwecken. Aber wenn sie gewusst hätte, was die Gruppe erreichen wollte, hätte sie ihr gern ihre volle Unterstützung angeboten. Das Wenigste, was Dorian tun konnte, war, an ihre Stelle zu treten.
    Er stand auf. “Ich teile meinen Entschluss morgen mit”, sagte er.
    “Mehr können wir nicht verlangen.” Nathaniel stand auf und bot Dorian auf menschliche Weise die Hand an. Dieses Mal zögerte Dorian nicht, sie zu nehmen.
    “Dann hat er zugestimmt.”
    Angela nickte. Im Gold ihrer Haare fing sich das Lampenlicht. “Er hat sich heute

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