Die dunkle Macht des Mondes

der
Strigoi
zum Opfer gefallen ist.”
    Dorians Haut begann vor Misstrauen zu vibirieren. “Woher wissen Sie von ihr?”
    “Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, alle zur Zeit unabhängigen
Strigoi
in Manhattan zu beobachten”, sagte er. “Es gibt mehr von ihnen, als man meinen möchte, jetzt, wo kein einzelner Meister die Kontrolle hat. Wir wissen, wo jeder Mann und jede Frau wohnt, und mit wem er oder sie sich umgeben. Wir haben von deiner Freundschaft mit Miss Murphy erfahren und uns natürlich dafür interessiert, weil sie so wunderbar unsere Ziele bei Pax verkörpert.”
    “Wussten Sie, dass sie sich in Gefahr befand?”
    “Unser Wissen beschränkte sich auf das, was wir aus der Entfernung beobachten konnten. Wenn wir uns bewusst gewesen wären, dass einer von euch sich in Gefahr durch die Splittergruppen befand, hätten wir sofort eingegriffen.”
    Eingegriffen.
Als ob ein leidenschaftlicher, aber wahrscheinlich wahnsinniger Mann darauf hoffen konnte, einen
Strigoi
-Killer mit ein paar Worten des Friedens aufzuhalten.
    “Ich sehe, du zweifelst”, sagte Sammael. “Vielleicht fragst du dich, wie viele
Strigoi
sich einer so radikalen Philosophie wie der unseren anschließen mögen.” Er machte eine Handbewegung, die das Zimmer und alles darum herum einschloss. “Dieses Gebäude beherbergt über einhundert engagierte Individuen, die dem alten Weg entsagt haben, einige aus Manhattan und andere, die gekommen sind, um uns dabei zu helfen, den Grundstein für einen neuen Weg zu legen.”
    Dorian musste zugeben, dass Sammaels Behauptungen zutreffen konnten. Als der Clan auseinandergegangen war, hatten sich nicht alle Vampire den Splittergruppen angeschlossen. Viele waren nach Raouls Tod frei gewesen und hatten diese Freiheit nicht dagegen eintauschen wollen, einem neuen Meister zu dienen.
    Einige dieser Männer und Frauen konnten sich sehr wohl von der Idee angezogen fühlen, eine andere Art Familie zu haben, eine, die nicht auf Angst basierte, sondern auf Wohlwollen. Wenn ein Vollstrecker das Gefühl haben konnte, es müsse sich etwas ändern, dann konnte es anderen wohl auch so gehen.
    Sammael wurde von seinen Anhängern offensichtlich respektiert, wenigstens von denen, die Dorian getroffen hatte. Er schien eine neue Führungsrolle zu repräsentieren. Aber waren seine Schüler freiwillig konvertiert?
    “Ich darf wohl annehmen, dass Sie diese … Organisation kontrollieren?”
    “
Kontrolle
ist so ein brutales Wort, Dorian. Ich führe an, ich berate, ich versuche zu inspirieren. Eine Arbeit wie die unsere erfordert Planung und Sorgfalt, damit keine Leben verloren werden. Wir unterschätzen das Talent und die Sturheit derer, die wir zu bekehren wünschen, nicht.” Er hielt Dorians Blick stand, und sogar Dorian konnte sein Charisma spüren. “Miss Murphys Tod muss nicht umsonst gewesen sein. Du kannst uns helfen, dafür zu sorgen.”
    “Wie?”
    Sammaels entspannte Fassade machte einer abgeklärten Intensität Platz. “Beide Splittergruppen sind darauf bedacht, sich die erfahrenen Vollstrecker einzufangen, um mit ihnen ihre Armeen aufzustocken. Wir bei Pax haben angefangen, diesen Bedarf für uns zu nutzen, indem wir ehemalige Mitglieder des Clans, die jetzt an unsere Ziele glauben, rekrutieren. Wir haben mit unseren Männern beide Fraktionen infiltriert und das Vertrauen ihrer Anführer erschlichen, damit wir sie letztendlich überreden können, sich zu Verhandlungen bereit zu erklären.”
    “Sie überreden?” Dorian lachte kurz auf. “Haben Sie eine Armee, um dieses Wunder zu vollbringen?”
    “Die Überzahl ist nur selten die Garantie für den Sieg”, sagte Sammael ruhig. “Wir haben die Überzeugung auf unserer Seite. Überzeugung und das Wissen, dass das, was wir versprechen, nicht nur unser Volk retten wird, sondern auch dem unnützen Töten ein Ende macht, das uns nicht besser als Tiere sein lässt.”
    “Und wenn der Waffenstillstand erst erreicht ist?”
    “Werden wir eine neue Form der Regierung für die
Strigoi
dieser Stadt vorschlagen, eine, die sich nicht auf die Führung der Unbarmherzigsten stützt. Protegés werden nur noch geschaffen, wenn die Menschen sich willentlich dazu entschließen. Jeder bekommt eine Stimme. Und mit der Zeit werden wir uns den Menschen zeigen und unsere einzigartigen Stärken nutzen, um die Welt zu verbessern, die wir mit ihnen teilen.” Er blickte auf die gegenüberliegende Wand, als sähe er dort die Zukunft abgebildet, die er sich so deutlich