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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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schworen auf die Kraft der Steine. Und
unsere Schulleiterin war immerhin jemand, der mit beiden Beinen fest
auf dem Boden stand. »Und wie kamst du von Cornwall nach
Schottland?«, wollte ich wissen.
    »Zwischendurch
war ich noch in Somerset. Aber alles der Reihe nach. Im Bodmin Moor,
knappe zwei Meter von der Stelle entfernt, wo Colin gefunden worden
war, fand ich eine Eintrittskarte für Ynis Witrin. Also machte
ich mich auf den Weg nach Somerset. Tatsächlich fand ich am
Glastonbury-Tor einen Stein mit Runen. Der Stein hatte spürbare
Schwingungen und die Runen sprachen ganz klar für Fingal’s
Cave wie Staffa auch genannt wird.«
    Ich
malte mir einen behauenen Stein aus, der zwischen all den anderen
Steinen am Boden lag und wie ein Handy vibrierte.
    Lee
sah mein skeptisches Gesicht.
    Ich
sagte: »Ich weiß, dass Ynis Witrin der alte Name für
das legendäre Glastonbury-Tor ist, und ich weiß, dass dort
jeden Tag viele Touristen hin pilgern. Ich kann mir aber nicht
vorstellen, dass der Stein einfach so dort herumlag«
    »Natürlich
nicht. In dieser Ausgrabungsstätte gibt es einen Fogou, der ist
noch nicht ausgegraben, aber vor kurzem ist man ihm ziemlich nahe
gekommen. Wir wussten nicht, dass es einen weiteren Stollen in
Somerset gibt. Der Runenstein lag in diesem Fogou, diesem Stollen,
eingemauert hinter einem großen Fels, der ebenfalls mit Zeichen
behauen war.«
    Meine
Gedanken überschlugen sich. Ich richtete meinen Blick auf die
Dächer Londons hinter dem bodentiefen Fenster. Weshalb hatte der
Schatten auf Cornwall gedeutet, wenn es Hinweise auf die Hebriden
gab? Die Insignien hatten Schwingungen? Weshalb hatten die Elfen
Fafnirs Auge dann noch nicht gefunden?
    »Fay,
es tut mir sehr leid, dass ich den Ball verpasst habe. Aber es war so
aufregend eventuell eine der Insignien zu finden. Ich hätte
ansonsten wenigstens zwischen Cornwall und Somerset kurz vorbeikommen
können.«
    »Nicht
schlimm«, winkte ich ab. »Ehrlich. Der Ball muss eine
Katastrophe gewesen sein.«
    »Ich
mach es wieder gut. Wir gehen zum Jahresabschlussball.«
    »Du
brauchst nichts wiedergutzumachen, Lee«, sagte ich ernsthaft.
Und dann ließ ich die Bombe platzen: »Ich habe Fafnirs
Auge.« Ich sah Lee in die Augen und dachte an die Fibel Karls
des Großen mit dem großen, extravaganten Bernstein.
    Lee
starrte mich an. Sein Mund klappte auf und er setzte sich aufrecht
hin.
    Ich
dachte an den eingewickelten Stein in meinem Schulspind.
    »Fay.«
Seine Stimme war so heiser, er flüsterte beinahe. »Fay,
bist du dir sicher?«
    Ich
nickte. »Ziemlich. Ciaran hat mir davon erzählt. Er hat im
Geschichtsunterricht das Bernsteinzimmer angeschnitten und ich habe
den Stein aus der Fibel erkannt.«
    »Fay,
wir suchen Fafnirs Auge, seitdem die Nazis das Bernsteinzimmer
verschleppt haben. Wir vermuten es in Rom. Die Katakomben des
Vatikans sind riesig und nicht vollends erforscht. Cowan, ein Agent
in Italien, glaubte dort entsprechende Schwingungen zu spüren.
Fafnirs Auge ist die mächtigste Insignie überhaupt. Wie
kommt es dann, dass du sie verstecken kannst, ohne dass sie erspürt
wird?«
    Ich
zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Mir erklärt ja keiner
was außer dir. Jetzt wurde verfügt, dass ich auf Avalon
unterrichtet werden soll. Ich sage dir, darauf habe ich überhaupt
keinen Bock. Bis jetzt wollte mich niemand einweihen und jetzt will
ich nicht mehr. Ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich denke,
weniger zu wissen, ist gesünder.«
    Lee
lächelte. »Mag sein, Fay. Aber du bist die Verheißene.
Ich bezweifle, dass man dich unwissend lassen sollte.«
    »Fang
du nicht auch noch an«, stöhnte ich. »Ich bleibe
dabei: Ich möchte Lehrerin werden. Das andere ist euer Kram.«
    »Ich
glaube, du würdest eine prima Agentin für den FISS
abgeben.«
    Ich
rollte die Augen und wir schwiegen eine Weile. Dann fragte ich:
»Wirst du es ihnen sagen?«
    Lee
sah mich an. Ich wusste, er war sich unsicher. Sein Leben lang hatte
er von den Insignien gehört, seit Jahren wurden sie gesucht.
Jetzt waren wir im Besitz eines Teilstücks und alles stand Kopf.
Morde wurden deswegen in jüngster Zeit verübt. Und uns
beiden war klar, dass es im nächsten Umfeld des Königs
jemanden gab, der mehr wusste und ehrgeiziger war als in den
Jahrhunderten zuvor. Mich beschäftigte dabei weniger die Frage,
wer der Täter sein könnte, als vielmehr, weshalb er so
lange gewartet hatte.
    »Genau
das frage ich mich auch«, sagte Lee leise, der meinen Gedanken
gefolgt war.

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