Die dunkle Prophezeiung des Pan
nicht bei dem Wort Schwuchtel,
sondern bei dem Wort Schlampe.
Ȁh,
Carl.« Jeremy tippte seinem Bruder auf die Schulter.
»Lass
mich. Ich habe dieses Miststück zweimal öfter angerufen,
als jede andere Tussi. Und sie knutscht mit ‘nem anderen rum, weil
der aussieht wie ein Filmstar.«
»Damit
wäre dann ja wohl geklärt, dass sie nichts von dir will«,
sagte Richard ruhig.
Carl
stellte seine Fäuste auf der Tischplatte ab und beugte sich vor.
»Komm da raus und sag das noch mal.«
Jeremy
fasste Carl jetzt am Oberarm und zog ihn zurück.
Glücklicherweise war er stärker als sein jüngerer
Bruder.
»Das ist Richard Cosgrove«, wisperte er Carl so laut ins Ohr, dass es
jeder im Pub mitbekam.
Carls
Augen weiteten sich und er trat einen Schritt zurück.
Aber
jetzt kam ich in Fahrt. Was
bildete der Idiot
sich ein? Ich hatte ihm nie irgendwelche Hoffnungen gemacht. Im
Gegenteil! »Für wen hältst du dich eigentlich?«,
fauchte ich und lehnte mich vor. »Du bist ein ganz jämmerlicher
Wicht. Ehe du weiter ausholst, erzähl mir doch mal, was du mit
Philip gemacht hast.«
»Mit
Philip?«, fragte Jeremy verwirrt.
Carl
blinzelte überrascht. »Äh, wieso ich?«
Ich
sprang auf und stellte mich dicht vor ihn hin. »Du hast ihn in
diese Geschichte mit den Wetten reingezogen. Du wusstest, dass er der
Verlockung nicht wiederstehen kann. Und jetzt schuldet er
zwielichtigen Typen Geld, die ihm drohen.«
Carl
schluckte.
»Aber
weißt du was?«, fuhr ich fort. »Die drohen ihm mit
mir! Ich müsste dran glauben, wenn er das Geld nicht beibringt.
Das habe ich dir zu verdanken, du … du …« Ich
pochte mit meinen Zeigefinger gegen seine Brust.
»Drecksack?«,
half mir Richard weiter.
»Was
kann ich dafür, wenn Philip sich nicht im Griff hat? Außerdem
hat er behauptet, du hättest genug Geld. Du könntest ihm
auf alle Fälle was borgen.«
»Philip
hat die Rechnung ohne meine Mutter gemacht«, zischte ich. Mums
Verrat schmeckte nach wie vor bitter.
»Moment
mal«, sagte Richard. »Wer wird hier jetzt bedroht? Du
oder dieser Philip? Und was verbindet dich mit ihm?«
»Philip
ist mein Bruder«, erklärte ich kurz. »Das dort ist
Jeremy, der Mann meiner Schwester und dieser … dieser …«
»Drecksack?«,
ergänzte Richard wieder.
Ich
nickte. »Ist Jeremys Bruder Carl. Er hat meinen Bruder in eine
dieser Wettkneipen geschleift, obwohl er wusste, dass Philip mehr
verspielt, als er sich leisten kann.«
Jetzt
erhob sich auch Richard. Carl reckte sich. Das machte nicht wenig
Eindruck, denn er war gut fünfzehn Zentimeter größer
als ich.
»Du
kannst dich noch so groß machen, in meinen Augen bist du nicht
größer als so.« Ich hielt Daumen und Zeigefinger
fünf Zentimeter auseinander. »Verschwinde und ruf mich nie
wieder an.« Ich wollte mich gerade umdrehen, als mir noch etwas
einfiel. »Und Carl: Sieh zu, dass du Philip hilfst und den
Karren aus dem Dreck ziehst du … du …«
»Drecksack«,
wiederholte Richard hilfsbereit.
»Können
wir bitte gehen?«, fauchte ich noch immer in Rage. Ich wollte
und konnte Carls Visage nicht länger ertragen. Außerdem
ging mir das »Drecksack« auf den Senkel.
Da
fühlte ich eine Hand an meinem Ellbogen, wandte mich um und
schubste Carl mit voller Wucht gegen die Brust. Er taumelte nach
hinten, versuchte sich an der Tischkante festzuhalten und zog den
ganzen Tisch mit sich. Es krachte ohrenbetäubend. Schlagartig
war der ganze Pub still. Man hörte deutlich eine Autoalarmanlage
aus einer Nebenstraße. Jeremy war der erste, der sich fasste.
Er stellte den Tisch auf und reichte Carl die Hand, um ihm
aufzuhelfen.
»Komm«,
sagte Richard leise, wagte es allerdings nicht mich anzufassen.
Ich
starrte noch immer erschrocken auf das Desaster, das ich angerichtet
hatte.
Carl
sah noch erschütterter aus als ich. Er rappelte sich erst auf
alle Viere und dann auf. Ich sah Blut von seinen Fingern zu Boden
tropfen. Eine Glasscherbe stach aus der Handfläche hervor.
Mir
wurde schlecht.
»Tut
mir leid.«
Das
sagte nicht ich. Das sagte Carl. Ich starrte von seiner blutenden
Hand in sein Gesicht und er sah tatsächlich zerknirscht und
erschüttert aus.
»Entschuldige.
Das wollte ich nicht«, stammelte ich heiser.
Jeremy
packte Carl und zog ihn mit sich. »Wir fahren ins Krankenhaus.
Ich kümmere mich um Philip«, sagte er im Weggehen.
Dieses
Mal nahm Richard meine Hand. »Komm. Ich bringe dich nach
Hause.«
Ich
nickte und folgte ihm willenlos.
»Meine
Güte, Feli, wie siehst du
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