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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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die Anderwelt betreten.

DIE ANDERWELT

    Es
war so … grün .
Das Licht war anders. Leuchtender, intensiver und gleichzeitig
dunkler mit einzelnen, hellen Flecken. Es wirkte wie das Gemälde
eines Impressionisten. Alles um mich herum schien gleichermaßen
stiller und trotzdem lauter zu sein. Ich hörte keinen Wind, kein
Rauschen, aber die Vögel und Insekten waren überdeutlich zu
vernehmen. Mir war nie zuvor aufgefallen, wie viel Lärm Autos
und Flugzeuge machten, auch wenn sie meilenweit entfernt waren. Für
mich, die ich in den letzten Jahren in der Großstadt gelebt
hatte, war es beängstigend. Ich fühlte mich unwohl.
    Wohin
sollte ich mich wenden? Ich stand mitten im Wald und meinen Standort
konnte man auch mit gutem Willen nicht als Lichtung bezeichnen. Kein
Sonnenlicht zur Orientierung und die Baumstämme waren bis auf
zwei Meter Höhe rundum mit Moos bewachsen. Es roch blumig nach
Lilien, Flieder, Moos, Honig und … Speck?
    Ich
schnupperte. Definitiv gebratenes Fleisch. Ich folgte dem Geruch. Das
war gar nicht so einfach. Der Boden war mit Ranken und Farn
überwuchert, Gebüsch versperrte die Sicht und alles war mit
Moos bedeckt. Alles. Auch faule Äste und Senken. Mehr als einmal
knickte ich um und musste mich an Zweigen festhalten. Zweimal verlor
ich den Duft und kehrte um, bis er wieder intensiver wurde. Es kam
mir vor, als sei ich bereits Stunden unterwegs, aber ich konnte
nirgends eine Lichtung erkennen. Das Grün ging mir allmählich
auf die Nerven und diese seltsame Stille machte mich nervös. Ich
fühlte mich beobachtet.
    Phyllis,
Nicole, Ruby und ich hatten uns in den vergangenen drei Jahren immer
wieder Filme und Serien mit Vampiren angesehen. Die Bösewichte
waren stets plötzlich und unerwartet aufgetaucht. Mit Vorliebe
vor einsamen Wanderern oder dämlich flüchtenden Mädchen,
die aus unerfindlichen Gründen immer in den Wald statt in die
Stadtmitte rannten. Jetzt war ich selber eine dieser dämlichen
Tussis, die allein im Wald umherirrte.
    Ich
blieb erschrocken stehen. Ich irrte umher – also wie kam ich
zurück? Und selbst wenn ich zurückfand, waren dann tausend
Jahre vergangen, wie in den alten Sagen? Verdammt. Warum hatte ich
nicht eher daran gedacht?
    Im
Unterholz rechts von mir knackte es. Mein Halswirbel knackte
ebenfalls, weil ich so schnell den Kopf drehte. Aber ehe ich etwas
erkennen konnte, blieb mir die Luft weg. Meine Beine gaben nach und
ich landete auf dem Rücken. Eine Bewegung links.
    Dann
wurde mir schwarz vor Augen.
    Es
ruckelte. Mein Kopf prallte schmerzhaft gegen eine Wand. Wieder
ruckelte es.
    »O
Gott, nicht schon wieder«, murmelte ich. »Karl? Wo sind
wir?«
    Niemand
antwortete. Ich blinzelte. Erstaunlicherweise schmerzte mein Kopf
nicht. Ich lag auch nicht in einem fahrbaren Sarg, denn ich konnte
über mir den Himmel zwischen den dichten, grünen Baumkronen
sehen. Extrem grünes Laub. Die Sonne hatte kaum Chancen die
Blätter zu durchdringen.
    Ich
bewegte meine Hand – und konnte es nicht. Meine Hände und
Füße waren gefesselt. Also hob ich den Kopf.
    »Buh!«
    Erschrocken
prallte er wieder auf den harten Holzboden. Ein blonder Schopf mit
Augen von der gleichen Farbe wie der Himmel war über mir
aufgetaucht. Ringsum ertönte Gelächter. Ich drehte den Kopf
zur anderen Seite und sah zwei weitere Gestalten. Alle drei kamen mir
vage bekannt vor. Zumindest fiel mir wieder ein, wo ich war. In der
Anderwelt. Ich war durch das Gemälde gestiegen und jetzt
erkannte ich auch die drei halbnackten Elfen neben mir: FedEx, UPS
und Hermes mit seinen Segelohren.
    Ich
wollte mich aufsetzen, aber ein sehr unangenehmes Kribbeln machte
sich in meinen Fingerspitzen breit. »Okay, könnt ihr mir
die Hände ein wenig lockern? Meine Finger sterben sonst ab.«
    »Du
brauchst sie eh nicht mehr«, antwortete Hermes mit einem
hämischen Grinsen.
    Die
beiden anderen lachten laut.
    Elfen
waren wirklich die arrogantesten Wesen, denen ich je begegnet war.
Und ich hatte jahrelang den Star Club ertragen müssen. »Wieso
haltet ihr Elfen euch eigentlich für was Besonderes?«
    »Hast
du nicht Harry Potter gelesen?«, fragte UPS mit hochgezogenen
Brauen.
    »Doch,
aber darin waren Elfen äußerst hilfsbereit und freundlich
und haben sich immer Mühe gegeben, die Menschen
zufriedenzustellen.«
    Hermes
rollte die Augen. »Das waren keine Elfen. Wir meinen die, die
zaubern können. Die sind den Menschen überlegen.«
    »Weißt
du, jetzt wo du es sagst, siehst du Voldemort tatsächlich
ähnlich«,

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