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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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dran.
Verfluchte Elfen. Schweiß trat auf meine Stirn und ich atmete
keuchend.
    Die
Luft um mich herum schmeckte mit einem Mal nach Minze und
Zitronenmelisse und etwas Herberem. Einem Küchengewürz, ich
kam nur nicht drauf, welchem. Auf jeden Fall waren die Schmerzen
schlagartig verschwunden.
    »Alles
klar?«, fragte Eamon und strich mir die schweißnassen
Haare aus der Stirn.
    Sobald
er meine Haut berührte, fühlte ich einen leichten
elektrischen Schlag. Eamons Augen weiteten sich überrascht. Ich
schielte auf die umstehenden Elfen. Die hatten es mitbekommen, denn
auch sie sahen verblüfft aus.
    In
diesem Moment ertönte das Krächzen eines Raben über
uns. In dieser Stille klang es umso lauter und wir starrten alle
hinauf. Eine Krähe hatte sich auf der Mauer niedergelassen und
starrte mit schräggelegtem Kopf auf uns herunter.
    Eamon
seufzte. »Mein Vater will dich sehen.« Er legte eine Hand
auf meinen Rücken und schob mich vorwärts.
    Das
Gebäude erinnerte mich an eine Mischung aus römischem
Palast und Renaissanceschloss. Da waren Säulengänge, die
kleine Innenhöfe umgaben und lange Flure mit gotischen Bögen.
Alle Wände, an denen wir vorüberkamen (und es waren
unendlich lange Wände), waren mit Fresken bemalt oder Teppichen
behangen. Ich staunte. Jeder Archäologe hätte mit
Sicherheit einen Arm oder ein Bein geopfert, um all diese seltenen
und kostbaren Malereien sehen zu dürfen.
    Zwei
Elfen gingen voran, der Rest inklusive Hermes, UPS und FedEx folgte
hinter uns.
    »Wie
kommst du hierher?«, fragte Eamon. Er klang merkwürdig
angespannt.
    »Durch
das Gemälde in Lees Haus.«
    Eamon
warf mir einen verblüfften Blick zu. »Ach, Felicity, warum
hast du nicht auf uns gehört?«, sagte er in einem
bedauernden Tonfall.
    »Inwiefern?«,
fragte ich verwirrt und sah ihn an. Er wirkte ehrlich bedrückt.
    »Hat
dir nicht jeder davon abgeraten, das Gemälde näher zu
erkunden?«
    »Nein.
Niemand«, sagte ich eingeschnappt. »Mir erklärt ja
nie jemand etwas. Ich bin zwar angeblich die Verheißene, aber
auch die Unwissende. Steht das nicht in eurem Buch der Prophezeiung?«
    »Du
bist es nicht mehr«, sagte Eamon knapp.
    »Was?«
    »Das
Buch der Prophezeiung hat dich aus seinen Seiten gelöscht. Du
bist nur noch ein Mensch, der zufällig hier hineingezogen
wurde.«
    Moment
mal. »Und was mache ich dann hier?«
    Eamon
zuckte die Achseln. »Es gab in der Vergangenheit schon ein paar
Menschen, die die Grenze des Elfenreichs überwinden konnten. Ein
paar waren ausgebildete Druiden. Andere … nicht. Deine
Anwesenheit hier ist zwar ungewöhnlich, aber nicht unmöglich.«
    »Was
wurde aus den anderen?«, fragte ich zaghaft.
    Eamons
Blick sagte alles. Aber FedEx hinter uns musste es aussprechen: »Die
wurden ins Moor gebracht. Was glaubst du, warum Moorleichen nicht
verwesen?«
    Jetzt
wurde mir übel. Egal wie ich zu diesem ganzen prophezeiten Unfug
stand, er hatte mir noch immer eine Art Schutz geboten. Ich krallte
meine Nägel in Eamons Arm. »Eamon, was bedeutet das? Ihr
werdet mich doch nicht ins Moor bringen!«
    Wieder
war sein Blick genug.
    Die
beiden Elfen vor uns stießen eine große Tür auf. In
der Halle dahinter waren zahlreiche Personen und alle sammelten sich
um einen Punkt. Tatsächlich kam ich mir vor wie in einem
Metro-Goldwyn-Mayer-Film aus den fünfziger Jahren. Es entsprach
alles genau dem Klischee, das man sich von einem mittelalterlichen
Thronsaal à la Hollywood machte: Podest, Thron, säulengesäumte
Halle und umherstehendes Publikum in langen, hellen fluffigen
Gewändern, die Joan Fontaine alle Ehre gemacht hätten. Die
Männer trugen Hosen in ebenfalls hellen Farben. Was fehlte war
ein Narr.
    Obwohl
– der war ich.
    Der
Mann auf dem Thron hob erstaunt den Kopf, als wir eintraten. Eamon
führte mich bis vor das Podest. Erst dort blieb er stehen. Er
verneigte sich und zog mich mit hinunter. Ich versuchte meinen Arm zu
befreien, doch Eamon verstärkte seinen Griff und ich gab auf.
    »Was
soll das?«, fragte der Elfenkönig mit gerunzelter Stirn.
Er war ein Mann wie sämtliche anderen Elfen, die ich bisher
gesehen hatte. Genauso groß wie ich – und Eamon –,
azurblaue Augen, helle Haut und hellblondes Haar, das in den
zaghaften Sonnenstrahlen fast weiß schimmerte. Nur eines
unterschied den König von allen anderen Elfen: Er besaß
eine Aura, die mich beinahe frösteln ließ.
    Ich
hatte immer gedacht, nur blaue Augen konnten wirklich eisig schauen.
Ich hatte mich nicht geirrt. Unter dem Blick

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