Die dunkle Prophezeiung des Pan

…
unentschlossen.«
    »Du
riechst nach Speck«, sagte ich mürrisch. Mein Magen begann
zu knurren.
    »Du
riechst, als hättest du ein Bad nötig«, konterte er
beleidigt.
    Elfen.
Wenn sie nicht beängstigend waren, waren sie arrogant und frech.
Der Speck erinnerte mich an Frühstück, Toast und Eier. Mein
Magen knurrte stärker.
    Dann
fiel mir etwas ein.
    »Habt
ihr eigentlich alle einen eigenen Duft?«, fragte ich, trat
näher an den anderen Elfen heran und schnupperte. Er roch nach
Kandis und schob mich von sich weg.
    »Ja.
Selbstverständlich. Ihr riecht ja auch unterschiedlich.«
    »Aber
er riecht nach Speck«, sagte ich vorwurfsvoll und deutete auf
den zweiten Wachmann.
    »Weißt
du, du gehst mir auf den Zeiger.«
    »Gibt
es hier Uhren?«
    Die
Elfen rollten die Augen und ich war sofort abgelenkt, denn sie
führten mich durch einen verliesartigen Gang zu einer Mole.
Anscheinend stand Oberons Schloss an einem See.

AVALON

    Mehrere
Boote lagen an der Mole vertäut. Einer der beiden Elfen stieß
unser Boot ab, während der andere die Ruder ergriff.
    Ich
korrigierte mich. Das war kein See. Das war das Meer. Der Nebel wurde
dichter. Obwohl ich noch immer ein wenig Angst hatte, beruhigte mich
der Anblick des Meeres auch. Immerhin hatte ich meine Kindheit an der
Küste Cornwalls verbracht.
    »Wie
komme ich eigentlich vom Strand aus zurück nach London?«,
versuchte ich ein Gespräch in Gang zu setzen, als die Anderwelt
immer weiter im Nebel verschwand.
    »Beam
dich doch hin«, antwortete der Ruderer hämisch.
    Blödmann.
»Wir sind doch nicht bei Star Treck. Oder habe ich spitze
Ohren?« Ich schlug mir vor die Stirn. »Ach nein. Das seid
ja ihr.«
    »Du
kommst nicht direkt zurück zur Menschenwelt«, antwortete
der Grauäugige hinter mir. »Wir haben Befehl dich nach
Avalon zu bringen.«
    »Avalon?«
Lee hatte mir doch Avalon zeigen wollen.
    Der
Nebel war mittlerweile so dicht, ich konnte kaum mehr den Elfen vor
mir erkennen. Nebel hatte ja die seltsame Eigenschaft, auch Geräusche
zu schlucken. Sogar in London. Wenn es da neblig war, kamen einem die
Motorengeräusche gedämpfter vor. Aber das hier war ein
anderer Nebel. Man hörte nicht einmal mehr das Plätschern
des Wassers am Bootsrand. Nicht die Rudereinschläge. Nichts.
Totenstille.
    Und
dann … wurde es wieder heller. Erst nur zaghaft, aber der Elf
am Bug nahm wieder klare Konturen an. Der Nebel lichtete sich, die
ersten Sonnenstrahlen kämpften sich durch die Schwaden. Ich
konnte auf einmal wieder Farben erkennen. Grün vor allem. Das
Grün nahm Formen an. Es war eine Wiese, die in einen Wald
überging. Über dem Wald erhob sich ein Berg, auf dessen
Spitze ein Kreis aus perfekt ausgerichteten Megalithen stand.
Stonehenge war nichts gegen diesen Steinkreis. Ich starrte mit
offenem Mund hinauf und deshalb wäre mir beinahe die Festung auf
der linken Seite entgangen. Sie wirkte wie aus Stein gewachsen. In
den Fels waren Fensteröffnungen und Säulen gehauen und
darüber ein Gebäude aus großen Steinquadern erbaut.
Während der Wohnsitz des Elfenkönigs wie das Schloss
Neuschwanstein gewirkt hatte, sah diese Festung aus wie eine
Katharerburg auf den südfranzösischen Höhenzügen.
    »Wo
sind die Apfelbäume?«
    »Was?«,
fragte der Elf hinter mir.
    »Lee
hat mir mal von den Apfelbäumen auf Avalon erzählt. Wo sind
sie?«
    »Ihr
Menschen seid doch alle gleich«, sagte der andere vorn am Bug.
»Ihr verbindet Avalon immer nur mit Apfelbäumen und
verlangt nach den üblichen Klischees.«
    »Wenn
ich Klischees verlangen würde, hättet ihr mir auf der Fahrt
hierher eure Namen vortanzen müssen«, entgegnete ich
spitz.
    Er
drehte sich um und tippte sich an die Stirn.
    Wir
legten an. Der Elf am Bug sprang ins Wasser und zog das Boot an Land.
Ich kletterte umständlich hinaus. Auf die Idee mir eine Hand zur
Hilfe anzubieten kam keiner der beiden. Zu Fuß wanderten wir
den Hügel hinauf in Richtung Festung. Eigentlich war es keine
Festung. Es gab keine Verteidigungsanlagen, Zinnen oder schützende
Mauern. Je näher wir kamen, desto mehr erinnerte es an eines
dieser griechischen Metéora-Klöster oder die Gräberstadt
Petra in Jordanien. Nur dass dieses Gebäude älter wirkte,
stabiler, fester.
    Mir
stach ein Duft in die Nase. Ein blumiger Duft. Ein sehr vertrauter.
Eifrig sah ich mich um. »Lee?«
    Die
Elfen schauten mich verblüfft an.
    »Lee!
Komm raus!«, rief ich erneut.
    »Wie
kommst du darauf, dass er hier wäre?«, fragte der Ruderer.
    »Ich
kann ihn riechen«,