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Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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erklärte ich überlegen.
    Die
beiden Elfen sahen sich mit gerunzelter Stirn an.
    »Hier
riecht es nach feuchter Erde, einer verwesenden Maus, Farn, Moos und
ganz extrem nach Veilchen«, erklärte mir der andere Elf
kopfschüttelnd.
    Ich
sah ihn an. »Verwesende Maus?«
    Er
nickte, schnupperte und hob dann in sechs Metern Entfernung ein paar
welke Blätter an. Darunter lag in der Tat eine verwesende Maus.
Eklig anzusehen, aber für meine Nase nicht zu riechen. Zumindest
nicht in dieser Entfernung. Ich roch nur das Blumige.
    »Das
sind die Veilchen«, sagte der Elf, der mich beobachtet hatte.
»Aber ich meine mich zu erinnern, dass Lee ein wenig nach
Veilchen roch.«
    Der
andere Elf kam zurück und wischte die Finger an seiner Hose ab.
Ich bückte mich zu einem kleinen Busch voller dunkelblauer
Blüten. Ich musste mich nicht weit vorbeugen. Der Duft war
betörend und ja, es roch nach Lee.
    »Komm,
lass uns weitergehen«, schlug der Ruderer-Elf vor.
    Ich
folgte ihm, wenn auch enttäuscht. Hoffentlich fanden wir Lee und
dann war es mir egal, wenn er nach Schweiß roch.
    Wir
waren erst ungefähr zwei Kilometer unterwegs und ich bereits
außer Atem. Der Anstieg war wesentlich steiler, als es von
weitem ausgesehen hatte. Ich hoffte, der Eingang würde nicht
über ebenso steile Treppen wie bei diesen griechischen Klöstern
führen. Dann würde ich streiken.
    Prompt
wurde es noch ein wenig steiler. Die Elfen schwitzten und keuchten
natürlich nicht. Im Gegenteil. Sie amüsierten sich
königlich über meine menschliche Unzulänglichkeit.
    »Ich
kann nicht mehr. Ich brauche was zu trinken«, japste ich nach
einem Aufstieg von mindestens vierzig Grad Steigung über zwei
Kilometer hinweg. Ich stützte eine Hand an einem Baumstamm ab
und die andere an meinem Oberschenkel.
    »Sobald
wir diese Biegung hinter uns haben, findest du eine Quelle.«
Die beiden Elfen standen mit höhnischem Grinsen vor mir. Sie
wirkten, als hätte eine Touristenbahn sie hier abgesetzt. Nicht
einmal ihre Haare sahen zerzaust aus, obwohl wir andauernd durch Äste
und Gebüsch gekrochen waren.
    »Nur
noch diese Biegung?«, hakte ich schwer atmend nach.
    »Wenn
du nicht mehr keuchst, kannst du das Wasser hören«, sagte
der eine. Er hatte am linken Mundwinkel eine kleine, leuchtendrote
Narbe. Die fiel mir jetzt erst auf, wo er lächelte.
    Ich
rappelte mich auf und ging weiter. Hoffentlich waren wir bald da und
ich wäre die beiden Idioten los. Es war mir ganz gleich, ob sie
meine Gedanken hörten.
    Zumindest
hatte der Elf Recht behalten: nur zehn Meter weiter floss Wasser. Der
Wald gab eine Mauer aus riesigen Steinquadern frei, uralt, mit Moos
und Efeu bewachsen, und mittig war eine keltische Spirale
eingraviert, aus der Wasser quoll. Das Wasser wurde von einem Becken
aufgefangen. Ich ließ mich davor auf die Knie fallen und musste
mich zurückhalten, nicht meinen Kopf in das Wasser zu stecken.
Trotzdem wurde ich nass. Der Wasserstrahl floss urplötzlich viel
stärker und spritzte mir bis in den Nacken. Erschrocken taumelte
ich zurück und fiel auf den Po.
    Ich
erwartete bereits weiteres höhnisches Gelächter, als ich
mich aufrappelte. Stattdessen kam nichts. Ich sah zu den beiden
Elfen. Deren Augen waren riesig vor lauter Unglauben. Sie starrten
mich an, und als sie meinen Blick bemerkten, wandten sie den ihren
schnell ab.
    Ich
war immer noch durstig, richtete mich auf und beugte mich über
das Becken mit glasklarem Quellwasser. Sofort wurde der Wasserstrahl
stärker. Ich trat einen Schritt zurück. Das Wasser floss
normal. Ein Schritt nach vorn. Es wurde stärker. Es musste
irgendeine Magie in dieser Quelle wohnen, die auf menschliche
Körperwärme oder dergleichen reagierte. Ich stellte mich an
die Seite, damit ich nicht nass wurde und trank.
    Nachdem
ich mir auch Gesicht und Nacken gekühlt hatte, wandte ich mich
zu meinen Begleitern. »Wir können weiter.«
    Sie
drehten sich nur wortlos um und verschwanden im Dickicht. Ich seufzte
und folgte ihnen. Was auch immer sie erschreckt hatte, mir wäre
beinahe lieber gewesen, sie hätten über mich gelacht.
    Eine
gute Stunde wanderten wir schweigend durch den Wald. Hin und wieder
konnte ich vom Höhenweg aus einen Blick auf die Insel werfen,
auf das Meer, den Nebel in der Ferne und die Wiesen mit angrenzendem
Strand. Dann eröffnete sich vor uns ein befestigter Weg, der zu
einer Brücke führte. Das Tor war geschlossen, ging
allerdings beim ersten Klopfen einen Spalt auf.
    Der
rasierte Kopf eines jungen Mannes

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