Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
Vom Netzwerk:
lernen.« Er
fasste meine Hand und zog mich mit.
    Er
pustete mich tatsächlich nicht an. Mit dröhnendem Kopf
stolperte ich ihm hinterher.

VERSAILLES ZUM ZWEITEN

    Ciaran
hatte mich in ein hübsches, helles Appartement geführt.
Wesentlich komfortabler als das Zimmer in den Kindergemächern.
Nur die Stimmung hier war explosiver. Ciaran kochte.
    »Du
hast diese Jeanne de la Motte verraten. Sie wurde verhaftet, die
Juweliere haben das Diamanthalsband zurückbekommen und die
Revolution endete ohne die Hinrichtung des Königspaares. Marie
Antoinette und Ludwig XVI. wurden des Landes verwiesen und kamen in
Österreich unter, bis Robespierre 1791 bei einer Ansprache von
einem Königstreuen erschossen wurde. Danach regierten wieder die
Bourbonen.«
    »Echt?«
So interessant es einerseits klang, es interessierte mich nicht die
Bohne. In meinem Kopf stemmten mindestens zehn kleine Männer
Beton ab. »Ciaran, wir sind nicht am College und du bist im
Moment nicht mein Geschichtslehrer. Wenn du mir nicht helfen willst,
kannst du mich dann bitte zwei Stunden in Ruhe lassen?«
    »Verflixt,
Felicity, du kannst nicht einfach die Geschichte ändern.
Napoleon hat nie den Hauch einer Chance an die Macht zu gelangen, der
Code Napoleon wird nie geschrieben, Deutschland bleibt ein
Vielvölkerstaat und überall gibt es unterschiedliche
Gewichte, Maße und Währungen.«
    »Soweit
ich gehört habe, wünscht sich in Deutschland jeder die
D-Mark zurück. Wir Briten haben ja auch das Pfund behalten. Was
ist an unterschiedlichen Währungseinheiten verkehrt?« Ich
legte mich flach auf das Bett. Konnte Ciaran mich nicht einfach in
Ruhe lassen, wenn er mir schon nicht helfen wollte?
    »Sehr
viel ist daran verkehrt! Wir Agenten beeinflussen die Geschichte
nicht. Wir lassen ihr freien Lauf. Alles dient einem höheren
Zweck.« Er sah aus dem Fenster und fügte düster
hinzu: »Als wir es einmal ausprobierten, setzte eine
Katastrophe von gigantischen Ausmaßen ein. Die Atombombe wurde
wesentlich früher erfunden und schon im ersten Weltkrieg
gezündet.«
    Die
Beton stemmenden Männer legten eine kurze Pause ein. Ich starrte
Ciaran groß an. »Im Ernst?«
    »Ja.«
Er sah mich an und rollte kapitulierend die Augen. »Ach, komm
schon her.« Ciaran setzte sich neben mich auf die Bettkante. Er
stützte eine Hand auf dem Kissen neben meinem Kopf ab und beugte
sich über mich.
    Ich
schloss die Augen und spürte wenig später seinen Atem über
mein Gesicht wehen. Er roch nach Lakritz und frischen, aber herben
Kräutern. Einen kleinen Moment lang ließ der Geruch meinen
Magen Kapriolen schlagen. Ich schluckte hart. Dann beruhigte sich
mein Magen und mein Kopf wurde leicht und kühl. Ich öffnete
die Augen und blickte direkt in Ciarans blaugraue. »Danke«,
sagte ich erleichtert.
    Ciaran
antwortete nichts. Er sah mich nur unverwandt an. Seine Augen waren
Lees sehr ähnlich. Aber seine Lippen waren voller, vor allem
seine Unterlippe.
    Wie
wohl ein Elf küsste? Elfen rochen zumindest anders als Menschen.
Frischer. Natürlich, ohne Parfüm. Ob sie auch anders
schmeckten? Ich hatte nicht wirklich viele Vergleiche. Eigentlich nur
einen. Richard. (Den von Jack Roberts ignorierte ich, weil der mir
aufgezwungen worden war.) Aber Ciarans Lippen sahen aus, als könnten
sie gut küssen. Zumal er fast zweitausend Jahre Erfahrung hatte.
Er konnte bestimmt gut küssen.
    Ciarans
Augen verdunkelten sich. Auf einmal war er ganz nah.
    Wollte
ich mich von Ciaran küssen lassen? Was würde Lee davon
halten? Ciaran war sein Cousin. Ich war Lees Verlobte. Nun ja,
zumindest gemäß dem Buch der Prophezeiung. Außerdem
war Ciaran mein Lehrer! Wie sollte ich ihm im Unterricht
gegenübertreten, wenn wir geknutscht hatten?
    Ciarans
blinzelte und richtete sich auf. »Ich knutsche nicht«,
knurrte er und erhob sich.
    »Entschuldige«,
murmelte ich und mir wurde schlagartig am ganzen Körper heiß.
»Äh, wofür soll ich mich eigentlich entschuldigen?
Ich habe nicht damit angefangen!«
    »Ach,
hast du nicht?« Ciaran fuhr sich mit beiden Händen durch
die blonden Haare, als wüsste er nicht, was er sonst mit ihnen
anstellen sollte. Oder als müsse er sie zurückhalten, weil
er sonst etwas anderes mit ihnen anstellen würde. »Ich
besorge dir was Anständiges zum Anziehen. Da hinten ist eine
moderne Zahnbürste und Zahnpasta. Ich weiß ja, wie viel
Wert du darauf legst.«
    Sein
Abgang glich einer Flucht.
    »Bist
du sicher, dass ich mich bei all diesen Höflingen nicht
entsetzlich blamiere?«

Weitere Kostenlose Bücher