Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Prophezeiung des Pan

Die dunkle Prophezeiung des Pan

Titel: Die dunkle Prophezeiung des Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
Vom Netzwerk:
Ich stand in der Tür zum Großen
Gemach, in dem sich wahnsinnig viele Menschen lachend, schwatzend und
sehr laut tummelten. Und ich hatte Lampenfieber. Schlimmer als damals
in der vierten Klasse, wo ich bei einem Theaterstück fünf
Sätze zu sagen hatte.
    Bei
der Aufführung im vierten Schuljahr hatten wir allerdings oft
genug geprobt. Das hier glich dagegen einem Improvisationstheater im
Haifischbecken.
    »Nein,
bin ich mir nicht. Aber es hilft nichts. Also gib dich einfach
natürlich, sei höflich und überlass den Rest mir.«
    »Gott
steh mir bei«, murmelte ich.
    Ciaran
nahm meine Hand und hakte sie unter seinen Arm. Seine Hand blieb
allerdings auf meiner liegen. Die kühlen fünfundzwanzig
Grad halfen mein Lampenfieber etwas zu senken. Und sie waren sehr
angenehm in diesen überhitzten, miefigen Räumen. Hier
konnte man deutlich riechen, dass in diesem Jahrhundert die
Körperpflege aus überhöhtem Parfümgebrauch
bestand. Ich taumelte einen Schritt zurück.
    »Mir
wird schlecht«, murmelte ich zu Ciaran.
    Er
beugte den Kopf zu mir herunter und hauchte mir leicht ins Gesicht.
Sofort umhüllte mich eine angenehm kühle Wolke aus Lakritz-
und Salbeiduft. »Reiß dich zusammen, Felicity. Wir gehen
zur Königin, spielen mit ihr eine Runde Hoca und dann suchen wir
diese Jeanne.«
    »Und
dann?« Ich atmete noch einmal tief durch.
    »Dann
sehen wir weiter.«
    Wir
trafen die Königin in einem Salon weiter hinten an. Sie saß
an einem runden Tisch und spielte mit ein paar Höflingen Karten.
Rundum war alles voll. Jeder wollte ihr zusehen. Trotzdem kamen wir
gut durch. Ich überlegte, dass, wenn Madonna einmal in einem
Casino säße, mit Sicherheit ein größerer
Auflauf um sie herum stünde. Andererseits machten uns die Leute
bestimmt auch Platz, weil Ciaran eine sehr beeindruckende Person war.
Die meisten Menschen überragte er um einen Kopf. Nur Lee war
größer.
    »Monsieur,
ihr hattet mir eine Runde Billard versprochen.« Eine Frau mit
unerhört tiefem Dekolleté hing sich an Ciarans andere
Seite. Sie sah mich nur kurz an und schenkte dann Ciaran ein
bezauberndes Lächeln. Ihre Zähne waren makellos weiß
und eben. Wie ich bei meinem letzten Besuch hier schon festgestellt
hatte, war das eine Seltenheit.
    »Später,
Madame. Die Königin wollte meine Verlobte kennenlernen.«
    Jetzt
war ich einen längeren Blick wert. »Eure Verlobte?«
Sie musterte mich abschätzig von oben bis unten. »Ich gehe
davon aus, Mademoiselle, Ihr wisst, was für ein Glück Ihr
habt. Unser Monsieur Ciaran ist der beste Fang bei Hofe. An Eurer
Stelle würde ich mich beim Essen hier zurückhalten. Madame
de Polignac hat ihre Ansprüche in Bezug auf Euren Verlobten
allzu deutlich kundgetan.«
    »Madame
de Polignac weiß ganz genau, dass ich verlobt bin«,
wandte Ciaran ein.
    »Habt
Ihr ihr davon vor oder nach der leidenschaftlichen Affäre
erzählt?« Jetzt warf sie mir ein strahlendes Lächeln
zu und verschwand in der Menge.
    Ich
hob die Augenbrauen. »Ich glaube, die hat versucht, mich
eifersüchtig zu machen.«
    »Ist
es ihr gelungen?«
    »Sagen
wir mal so, wenn du mit der Billard spielen gehst, ist das, als würde
man die Geschenke unverpackt unter den Weihnachtsbaum legen.«
    Ciaran
lachte leise. »Du hast nicht geantwortet. Ich werte das mal als
ein Ja.«
    Eine
Antwort wurde mir erspart, denn die Königin hatte Ciaran über
die Menschen hinweg entdeckt und winkte uns herbei. Vor uns teilte
sich die Menge wie das rote Meer vor Moses.
    »Mademoiselle
scheint sich erholt zu haben«, stellte Marie Antoinette fest.
»Sie strahlt ja regelrecht. Setzt Euch und spielt mit mir eine
Partie.«
    Zwei
Stühle wurden schnell an den Tisch geschoben und wir setzten
uns. Die Karten auf der Mitte des Tisches wirkten mit einem Mal
regelrecht bedrohlich. Und noch mehr der Geldstapel daneben. Nicht
nur, dass ich dieses Spiel nicht beherrschte, ich würde auch
meine Spielschulden nicht bezahlen können. Verflixt. Wieso bekam
ich das mit dem Gedankenlesen nicht hin? Dann könnte Ciaran mir
über Blickkontakt Anweisungen erteilen. Aber zumindest konnte er
meinen Gedanken folgen.
    Ciaran
lächelte der Königin zwinkernd zu. »Majestät,
meine Verlobte ist leider nicht in der Verfassung zu spielen. Sie ist
… wie soll ich sagen … Sie hat Probleme sich Zahlen und
Farben zu merken.«
    Ich
musste mich arg beherrschen, ihn nicht gegen das Schienbein zu
treten. Er hatte tatsächlich die Frechheit mich als
zurückgeblieben hinzustellen? Vor der Königin

Weitere Kostenlose Bücher