Die dunkle Prophezeiung des Pan
von
Frankreich und ihrem Hofstaat!
Marie
Antoinette betrachtete mich stirnrunzelnd. »Das würde
ihren seltsamen Aufzug von heute Mittag erklären. Und ihren
lädierten Blick.«
Lädierter
Blick?
»Obwohl
sie im Moment recht normal aussieht.«
Ciaran
lächelte maliziös. »Das täuscht, Majestät.
Ohne Beaufsichtigung würdet ihr das schnell feststellen.«
»Warum,
sagtet Ihr, habt Ihr Euch mit ihr verlobt?«
»Ihre
Mitgift. Ihrer Familie gehören ganz Shropshire und Wales.«
Marie
Antoinette nickte verständnisvoll und ich sah meine
Geschichtskenntnisse bestätigt: Sie war eine hohle Nuss. Jeder
andere hätte gewusst, dass Wales seit jeher dem englischen
Thronfolger gehört. Die Königin griff nach den Karten und
begann zu mischen.
Als
jeder der Spieler am Tisch seinen Anteil in der Hand hatte, lächelte
mich Ciaran zuckersüß an, nahm meine Hand und küsste
meine Fingerspitzen. »Du bist mein Glücksbringer, das
weißt du, oder?«
Rundum
seufzten ein paar Damen vernehmlich.
Ich
lächelte genauso zuckersüß zurück. »Aber
klar, Honigbärchen, wenn ich die zwei Asse da sehe, kann ja
nichts mehr schiefgehen.«
Dieses
Mal wurde gekichert.
Ciarans
Augen blitzten verärgert. Meine Hand wurde fallengelassen wie
ein Nadelkissen.
Er
verlor die Partie. Nicht zuletzt deshalb, weil ich jedes Mal, wenn er
eine hohe Karte erhielt, entzückt in die Hände klatschte.
»Felicity,
Liebling, möchtest du nicht in den Spiegelsaal gehen und den
Musikern lauschen?«, sagte Ciaran nach der zweiten verlorenen
Runde genervt.
»Vielleicht
möchte Mademoiselle nach ihren Puppen sehen?«, mutmaßte
die Dame, die ich als Madame de Polignac noch in Erinnerung hatte.
»Oder
sich spannende Geschichten über Drachen und Ritter anhören?«,
sagte eine weitere Frau neben der Polignac.
Ich
erhob mich.
»Ich
kann Mademoiselle begleiten«, sagte neben mir ein junger Mann.
Er war höchstens Anfang zwanzig, obwohl man das schwer
einschätzen konnte bei all diesen weißgepuderten Perücken
und den geschminkten Gesichtern. Ich war mir sicher, der schwarze
Leberfleck auf seiner Wange war nicht echt. Die korallenroten Lippen
waren es auf keinen Fall. »Ich könnte ihr ein paar Fabeln
von Monsieur de la Fontaine erzählen.«
Ich
schüttelte seine Hand von meinem Arm. »Das ist nett. Aber
ich denke, ich werde im Park ein paar Elfen fangen.« Ich
schenkte Ciaran ein strahlendes Lächeln und kämpfte mich
durch die Menge aus dem stickigen Salon.
Mein
Weg führte mich schnurstracks zum Spiegelbecken. Ich musste mit
jemandem reden. Ich musste mich abreagieren. Da kein Sandsack zur
Verfügung stand, platschte ich mit der flachen Hand auf die
Wasseroberfläche und rief Mildreds Namen.
»Was soll ich
tun? Er behandelt mich dermaßen von oben herab. Dann ist er
wieder so hilfsbereit und bei der nächsten Gelegenheit bringt er
einen sexistischen Spruch. › Sie
hat Probleme mit Zahlen und Farben . ‹ Pffff.« Frustriert lief ich vor dem Spiegelbecken auf und ab.
Mildred
hatte ihren Kopf in die Hand gestützt und rührte mit dem
freien Finger im Wasser vor sich, wie mit einem Löffel im
Cappuccino.
»› Ihre
Mitgift. Ihrer Familie gehört ganz Shropshire.‹ Wenn ich das schon höre. Und die dämlichen Lackaffen
glauben ihm jedes Wort! Dieser aufgeblasene, arrogante …«
»Meine
Güte, wann sagst du Lee endlich, er soll damit aufhören! In
jedem kitschigen Hollywoodfilm ist deutlich zu erkennen, dass sich
ein Mann nur dann so verhält, wenn er die Frau liebt.«
Ich
blieb abrupt stehen und starrte sie an. »Lee? Ich spreche von
Ciaran!«
Mildreds
Finger blieb in der Luft hängen. Sie starrte genauso verblüfft
zurück. »Ciaran?«, hakte sie piepsig nach.
»Ja,
natürlich. Lee ist nach wie vor verschollen.«
Mildred
wurde blass. Noch weißer als das Mondlicht sie sowieso schon
scheinen ließ.
»Ich
dachte, du wüsstest mittlerweile, wo er ist«, stammelte
sie.
Ich
schüttelte den Kopf.
»Ciaran
weiß es auch nicht? Gute Göttin.«
Ich
kniete mich vor das Becken. »Mildred, hast du mit Lee
gesprochen, als er hier war?«
Sie
schüttelte den Kopf. »Nein. Nur mit dir. Ich habe Lee das
letzte Mal in Westminster gesehen, bei eurem Picknick.« Ihre
Augen glänzten. Bestimmt dachte sie an Lee im nassen T-Shirt,
und wie er es auszog.
»Kannst
du aus deinen Träumen noch einmal für einen Moment
auftauchen?«, fragte ich Mildred. Sie sah mich an. »Hast
du mit diesem Connor, dem ermordeten Wachmann, Kontakt
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