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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Blockhütte auf den Kopf, brachen Schränke auf und durchwühlten sie. Der
Lärm, den sie dabei veranstalteten, konnte von Zembe durchaus als Zeugnis eines
brutalen Kampfes wahrgenommen werden.
    Den Kalksack fanden sie
nicht. Rodraeg fiel auf, daß er nichts über die hinteren Höhlenverzweigungen
wußte, in die Migal gebracht worden war. Wahrscheinlich gab es dort hinten noch
ein Lager für Gerätschaften, Gefäße und Arbeitsmaterialien. Zwei passende
Holzklötze zogen sie aus dem Brennholzstapel neben dem Ofen. Die Rucksäcke und
Waffen des Mammuts fanden sie in einem stabilen Wandschrank, dessen Türen
Ijugis mit einem Holzklotz zertrümmerte. Dort schimmerte er im Ölfeuerschein,
der Anderthalbhänder des Straßenräubers. Eigentlich war er zu groß und
auffällig für Rodraegs Plan, aber einer der beiden vom Erdbeben konnte ihn
mitnehmen. Rodraeg fingerte seinen Rucksack auf, stellte zufrieden fest, daß
noch alles vollständig war, sogar seine 23 Taler, und steckte sich sein
Allzweckmesser hinten schräg in den Gürtel, das schmutzige Hemd darüber. Den
Anderthalbhänder nahm er in die Hand.
    Â»Das ist der Plan:
Jeder von euch nimmt einen Holzscheit. Ihr schleicht euch aus der Hütte und pirscht
euch außerhalb des Fackelscheines an das Gittertor heran, der eine von rechts,
der andere von links. Die Kruhnskriegerin, die hinter dem Gitter liegt, darf
euch nicht bemerken, weder sehen noch hören. Kriegt ihr das hin?«
    Â»Kleinigkeit«, sagte
Onouk. »Klar«, sagte Ijugis. »Wir brauchen uns nur die Talwand
entlangzudrücken, dann kommen wir ungesehen ans Tor.«
    Â»Gut. Sobald ich dort
bin, die das Tor für mich hochziehen und ich unten durchrolle, stellt ihr eure
Holzklötze aufrecht unten in die Öffnung, so daß das Tor verkeilt, wenn es sich
wieder senkt. Während ich die Kruhnskriegerin überwältige, um an die Kettenschlüssel
zu kommen, schlüpft ihr unterm Tor durch. Der eine von euch – am besten mit
einem Schild ausgerüstet – muß für ein paar Augenblicke die vier Kruhnskrieger
aufhalten, die links hinterm Tor an der Kettenwinde stehen. Der andere schmeißt
unverzüglich so viel Wasser wie möglich in die Schwarzwachsgrube, damit die
Arbeiter in Panik geraten und auch ihr etwas übereifriger Vorarbeiter sie nicht
aufs Kämpfen einschwören kann. Wenn wir es schaffen, daß die zwanzig Arbeiter
Hals über Kopf aus der Höhle fliehen, haben wir es da drinnen nur mit vier
Kruhnskriegern zu tun, und wenn meine Jungs sich die Ketten aufgeschlossen
haben, werden wir zu sechst spielend mit denen fertig.«
    Â»Klingt gut, bis auf
eine Winzigkeit«, bemerkte Ijugis. »Wenn wir wissen, daß hinter dem Tor eine
Söldnerin auf dem Boden liegt, warum schalten wir sie dann nicht mit einem
Speerwurf aus? Dann ist es von Anfang an ein Gegner weniger.«
    Rodraeg blinzelte
angestrengt. Die Wahrheit war, daß er Zembe nicht töten wollte. Sie hatte Migal
nicht umgebracht, obwohl es ihr möglich gewesen wäre. Sie hatte sich auch
Rodraeg gegenüber immer anständig verhalten. Er hoffte, daß er sie bewußtlos
schlagen konnte, sie den Rest der Kämpfe verschlief und später ihren
Enkelkindern erzählen konnte, in ihrer Jugend mit dem berühmten Mammut
aneinandergeraten zu sein. Das war natürlich romantischer Unfug. Es würde
Handgemenge geben, Blutvergießen und Todesröcheln. Warum konnte Rodraeg selbst
nach einundvierzigtägiger zermürbender Zwangsarbeit diese seltsame Empfindung
nicht loswerden, daß alle anderen – die Kruhnskrieger eingeschlossen – von ihm
beschützt werden mußten? Beschützt vor ihren Gegnern, vor den Gefahren des
Kontinents und der in ihnen selbst schlummernden Gewalttätigkeit?
    Â»Wenn wir sie
ausschalten«, sagte er stockend, »dann sind die anderen alarmiert und öffnen
mir womöglich gar nicht das Tor, weil sie Feinde in unmittelbarer Nähe wissen.
Dadurch wäre nichts gewonnen, sondern alles verloren.«
    Â»Ich habe verstanden«,
bestätigte Ijugis eigenartig betont. »Dann legen wir jetzt los. Gib mir deinen
Schild, ich übernehme die Kriegerseite.«
    Â»Gut. Und du« – Rodraeg
hielt Onouk sein Schwert hin« – könntest mir das hier mitnehmen und unterm Tor
durchschieben, damit ich drinnen bewaffnet bin. Wenn ich mitsamt dem Schwert
zum Tor laufe,

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