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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Cilf
Daubs, sondern auch Hallsass und Zembe mit hinausschleppten. Ijugis, Bestar und
Migal zogen das Tor höher und banden die Zugketten fest, damit die Arbeiter
leichter ins Freie kamen. Rodraeg sah sich um. Die Höhle qualmte und zischte
wie ein Hexenkessel. Das Schwarzwachs tobte, schlug um sich und wurde immer
lauter.
    Ijugis trat neben ihn.
»Wir müssen sicherstellen, daß diese Quelle nie mehr ausgebeutet werden kann.
Mehr Wasser wäre gut.«
    Â»Kalk wäre besser«,
sagte Rodraeg unsicher.
    Â»Dann suche du deinen
Kalk. Ich leihe mir deine Klippenwälder aus und besorge mehr Wasser.«
    Â»Gut.« Rodraeg fühlte
sich überfordert. Sicher, Ijugis hatte recht.
    Wenn sie jetzt einfach
von hier flohen, würde Deterio mitsamt seinen Überlebenden die Mine schon
morgen wieder in Betrieb nehmen. Aber er wußte nicht, was noch mehr Wasser
alles anrichten konnte. Geschweige denn, ob die brodelnde Quelle sich jetzt mit
Kalk überhaupt noch würde besänftigen lassen.
    Er schnappte sich eine
Fackel von der Wand und drang in die hinteren Verzweigungen vor. Nur der
vordere Bereich war ihm bekannt, weil sich dort der Abtritt für die Arbeiter
und die Gefangenen befand. Seitlich davon schloß sich der große Raum für die
Fertiger an, wo die Rüstungsteile geformt wurden. Auch hier durchstöberte
Rodraeg die Werkbänke ergebnislos nach Kalk. Mehrere schmale Abzweigungen taten
sich im flackernden Licht der Fackel vor ihm auf, ein steinerner Irrgarten, der
mit Bedacht erkundet sein wollte, weil Rodraeg nicht abschätzen konnte, ob die
Warnungen des Terreker Dorfschulzen bezüglich der Brüchigkeit des Bodens
übertrieben waren oder nicht. Am hintersten Ende eines Abzweigs fand er Migals
Kerker, ein enges, stinkendes Loch, in dem die von Onouk durchschnittenen
Fesseln des Klippenwälders lagen. Wie ein wildes Tier war Migal hier gehalten
worden, getrennt von allen anderen, mit rohen, schrumpeligen Erdäpfeln
gefüttert, ohne Licht und Fürsprache den Schmerzen seines Körpers und seines
Stolzes überantwortet. Rodraeg schauderte, und er eilte den Gang wieder zurück.
    In der letzten der
Abzweigungen fiel er kurz auf eine Illusion des Flackerlichts herein. Ein
riesenhafter, dunkler Ritter neigte sich ihm entgegen, und Rodraeg ging in
Deckung, aber es war nur eine Strohfigur, sämtliche Einzelteile der hier
gefertigten Schwarzwachsrüstung waren ihr angelegt. Weiter hinten fand Rodraeg
das Lager. Dort stapelten sich die Brustharnische, Helme, Schilde, Arm- und
Beinschienen aus dem womöglich leichtesten harten Material des Kontinents.
Rodraeg nahm einen der Schilde vom Regal und staunte. Der Kruhnskriegerschild,
den er vorhin getragen hatte, war beinahe doppelt so schwer gewesen.
    Was für eine
geheimnisvolle Armee sollte hiermit ausgerüstet werden? Die persönliche
Leibgarde der Königin? Die Stadtgarnisonen in schwierigen, unruhigen Städten
wie Skerb, Galliko oder Chlayst? Oder ein weiterer Stoßtrupp von Verrückten,
der ins Land der Affenmenschen vorgeschickt wurde, um dort eines neuartigen
Todes zu sterben?
    Was bezweckte die
Königin mit ihrem Feldzug und ihrer Rüstungsfabrikation? Wollte sie ihr Reich
nach Nordosten ausdehnen, um den Dürreflüchtlingen aus den Sonnenfeldern oder
den Bewohnern des von giftigen Schwaden verseuchten Chlayst neue Heimstätten zu
bieten? Aber das ergab keinen Sinn. Keiner von denen würde freiwillig nördlich
der Felsenwüste siedeln. Platz für die Menschen gab es auf dem von König Rinwe
vereinigten Kontinent genug. In Hessely oder auch im Bereich des heutigen Jazat
konnte man tagelang wandern, ohne einer einzigen Menschenseele zu begegnen.
    Welches Ziel verfolgte
die Königin dann? Gab es auf dem Gebiet der Affenmenschen Schätze oder
wertvolle Rohstoffe? Gab es Prophezeiungen, die besagten, daß dort etwas von
großer Bedeutsamkeit zu finden war? Hatten die Affenmenschen einen Vorstoß
geplant, und alle Manöver der Königin dienten der Vorbeugung und Abschreckung?
Rodraeg wollte nicht ausschließen, daß Königin Thada nachvollziehbare Gründe
für ihr kriegerisches Vorgehen hatte, daß sie nicht einfach nur
größenwahnsinnig war und sowohl ihre Berater als auch die Menschen des
Kontinents ihr in diesen Wahn folgten. Aber dennoch blieb unleugbar, daß all
die königlichen Pläne schlecht durchdacht wirkten. Zweitausend Soldaten

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