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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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geworden in dem,
was sie tut. Das kann genügen. Das könnte aber auch, im Falle des Mammuts, ein
Fehler sein.
    Â»Wollt Ihr noch einmal
nach Bestar sehen?«
    Â»Schläft er?«
    Â»Tief und fest.«
    Â»Dann ist alles gut mit
ihm. Er wird es überstehen, kräftig, wie er ist. Ihr aber kaut um Euer Leben,
mein Junge, das rate ich Euch.« Sie drückte Rodraeg den Kräuterstrauß in die
Hand, der nahm ihn, schnupperte sinnloserweise daran und nickte.
    Â»Wir stehen in Eurer
Schuld. Wie können wir Euch entlohnen?«
    Â»Werdet gesund, dann
habe ich den Mistkerlen wieder zwei abgetrotzt.«
    Â»Ã„h – wem?«
    Sie deutete mit dem
Zeigefinger nach oben. »Den Göttern. Zwei Seelen weniger, mit denen sie
herumspielen können. Sie machen Schnee aus den Toten, wußtet Ihr das schon?
Roten Schnee.«
    Â»Nnnein. Ich habe noch
nie roten Schnee gesehen.«
    Â»Ihr wart ja auch noch nie
tot!« Sie lachte scheppernd, winkte und eilte davon.
    Ratlos betrachtete
Rodraeg den Kräuterstrauß, während Niers die Tür sorgsam schloß.
    Â»Sie ist ein bißchen
verrückt«, sagte der Waldläufer, »aber wenn sie ›kaut‹ sagt, dann kaut.«
    Rodraeg nahm einen
Halm, schob ihn sich mit den Dolden voran in den Mund und kaute darauf herum.
Es schmeckte scharf und bitter, und beim Einatmen durch den Mund spürte Rodraeg
Kälte, die beinahe schmerzte.
    Als Niers eine Stunde
später zu ihm hinübersah, kaute Rodraeg immer noch.
    Die Sonne ging schon
unter, als es erneut klopfte. Niers warf wieder vorsichtige Blicke nach
draußen, dann öffnete er die Tür. Es war Gimon Achildea, allein. Er unterhielt
sich leise mit Niers, der mehrmals nickte und bei der Tür stehenblieb. Achildea
trat näher, Rodraeg und Hellas erhoben sich höflich, aber sie einigten sich
schnell auf gegenüberstehende Sitzgelegenheiten.
    Â»Man sucht immer noch
nach Euch«, berichtete der Alte. »Wir werden Euch deshalb für morgen früh eine
Reisegelegenheit organisieren, aber es wäre hilfreich, wenn wir wüßten, in
welche Himmelsrichtung Ihr von hier aus wollt.«
    Rodraeg dachte einen
Moment nach und versuchte, möglichst diskret grünen Speichel und Pflanzenfasern
in eine Zinntasse zu spucken. Das Arrangement der Personen im Raum erinnerte
ihn unangenehm an das erste Gespräch mit Deterio in der Blockhütte. Niers sicherte
die Tür gegen Fluchtversuche ab, und irgendwann würde sich das gütige Gesicht
des alten Mannes zu einer angriffslustigen Fratze verzerren. Von wem hatte
Rodraeg die Information, daß Achildea gegen ›Batis‹ war? Von Deterio. Konnte es
sich um einen komplizierten Plan handeln, alles über das Mammut herauszufinden?
    Nein. Rodraeg tadelte
sich innerlich selbst. Er durfte die schauerlichen letzten Wochen nicht
dergestalt auf sich einwirken lassen, daß er überall nur noch Fallen und
Arglist vermutete. Er hatte Achildea vom ersten Augenblick an vertraut, und er
beschloß, dieser Intuition auch weiterhin zu folgen. Hinterlist paßte nicht zu
Gimon, Sefahe, Geskara und Niers.
    Â»Warchaim«, sagte er
heiser. »Das Haus des Mammuts steht in Warchaim.«
    Â»Dann ist es einfach.
Niers, lauf zu Benter Smoi und sage ihm, er soll sich in der Morgendämmerung
hier mit seinem Wagen einfinden.«
    Â»Aber Benter hat nur
einen Esel. Der wird keine drei Männer ziehen können.«
    Â»Zwei können
nebenherlaufen. Mitfahren muß nur der Große, das wird schon gutgehen.«
    Niers nickte und ging
hinaus. Die Tür war freigegeben. Rodraeg atmete auf.
    Â»Interessiert Ihr Euch
für das, was dieser Tag ergeben hat?« fragte Achildea.
    Â»Selbstverständlich.«
    Â»Also. Der junge Mann,
den wir mit vereinten Kräften aus der Höhle geholt haben und dessen Name wohl
Wellingor Deterio ist, lebt, ist aber in sehr schlechtem Zustand. Er wird in
der Gardegarnison behandelt, von dem kostspieligen Medicus, den die dort immer
hinzuziehen, wenn sie nicht weiterwissen. Von den Kruhnskriegern sind wohl drei
geflohen, wahrscheinlich in unterschiedliche Richtungen, und eine vierte
Kruhnskriegerin stampft mit bandagiertem Gesicht in unserer kleinen Garnison
herum und sorgt dafür, daß unsere paar Gardisten nicht einschlafen.«
    Â»Zembe«, nickte Rodraeg.
    Â»Alle anderen
Kruhnskrieger sind tot. Des weiteren vier Terreker Arbeiter, die bei den
Kämpfen außerhalb der

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