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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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für ein
Kupferstück pro Person ein paar Angaben herunterspulten, über den Larnus, über
Kuellen und über den Bürgermeister.
    Jetzt, da das Jahr noch
so jung war, war außer ihnen niemand hier. Die Drohung von Schnee und Regen
hing noch zu spürbar in der Luft, und die Wege hier herauf mit ihren
ausgetretenen Stufen waren steil und glatt.
    Â»Der Kontinent
verändert sich«, sagte Naenn leise. »Noch ist er wild und ungezähmt und voller
herrlicher und gefahrvoller Wesen, aber die Menschen haben sich fast überallhin
ausgebreitet und beginnen, ihren Zugriff fester zu schrauben. In den Städten
entstehen sogenannte Fabrikationen, in denen sich Menschen zusammenschließen,
um Erfindungen zu machen und vielen weiteren Menschen Lohn und Arbeit zu geben.
Ein goldenes Zeitalter für die Menschen ist im Werden, aber alle anderen haben
darunter zu leiden. An vielen Stellen wird geschürft, gegraben, getaucht und
gerodet. Es wird geerntet, ohne daß vorher gesät wurde. Das Gleichgewicht
zwischen der allem innewohnenden Magie und dem verarbeitbaren Wert des Materials
beginnt zu wanken. Der Feldzug gegen die Affenmenschen des Nordostens hat zu
einer furchtbaren Katastrophe geführt. Man weiß nichts Genaues, der königliche
Hof läßt nichts verlauten, aber einige unabhängige Magier und Seher sprechen
von der Verwüstung eines ganzen Landstriches, von einem Eingriff in das
natürliche Kräftegefüge des Kontinents, der einen gewaltigen Schock auf
astraler Ebene durchs Land rasen ließ.
    Bei uns
Schmetterlingsmenschen gibt es einen Text, der seit Jahrtausenden mündlich
überliefert wird. Er lautet folgendermaßen:
    Die
Kraft des Gleichgewichtes ist es, dank der Himmel und Erde zusammenwirken, dank
der die vier Jahreszeiten, die vier Elemente und die vier Oberen Götter in
Harmonie kommen, dank der Sonne und Mond scheinen, dank der die Sterne ihre
Bahnen ziehen und uns mit ihrem unendlichen Licht Magie gewähren, dank der die
drei großen Ströme fließen, dank der alle Dinge gedeihen, dank der Gut und Böse
und Licht und Dunkel geschieden werden, dank der Freude und Zorn den angemessenen
Ausdruck finden, dank der die Unteren gehorchen, dank der die Oberen erleuchtet
sind, dank der alle Dinge trotz ihrer Veränderungen nicht in Verwirrung kommen.
Weicht man vom Gleichgewicht ab, so geht alles zugrunde. Erhält und ehrt man
das Gleichgewicht, so lautet der Name des Kontinents: Vollkommenheit.
    Der Kreis ist ein
Zusammenschluß von Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das
Gleichgewicht zu ehren und zu erhalten und dort einzugreifen, wo der Kontinent
geschädigt wird. Das Land kann nicht für sich selbst sprechen. Es gibt keine
Advokaten für Flüsse, Bäume, Berge und Tiere. Wir selbst müssen diese Advokaten
sein, und wir müssen sie sein, bevor es zu spät ist.«
    Â»Aber wie wollen
Menschen beurteilen können, was das Land will und braucht?«
    Â»Früher sagte man, der
Kontinent spricht zu uns durch die Götter. Doch die Götter haben sich
zurückgezogen, seit Jahrhunderten schon. In einigen Städten gibt es zwar noch
Tempel, aber dort wird Brauchtum verwaltet und magische Energie. Die Stimmen
der Götter sind in der Entfernung verhallt.
    Also sind wir auf uns
allein gestellt. Mehr noch: Der Kontinent ist uns überlassen worden, unserer
Verantwortung. Ob das zum Guten oder zum Schlechten führt, liegt ganz allein an
uns.
    Um Urteilskraft zu
erlangen, um erkennen zu können, was zum Guten und was zum Schlechten führt,
setzt sich der Kreis aus Vertretern verschiedener Völker zusammen. Ein
Schmetterlingsmensch aus dem Larnwald, ein Untergrundmensch aus dem Targuzwall,
ein Magier aus der Hauptstadt und eine alte Frau, die ihr ganzes Leben lang als
Bäuerin Zwiesprache mit dem Land hielt. Geplant war ursprünglich auch, einen
Affenmenschen dazuzubitten, einen Riesen aus dem Wildbartgebirge und einen
Spinnenmenschen aus dem östlichen Regenwald – aber das scheiterte daran, daß
Affenmenschen, Riesen und Spinnenmenschen nicht durch den Kontinent reisen
können, ohne wegen ihrer Andersartigkeit von furchtsamen Dörflern erschlagen zu
werden. Deshalb versucht der Kreis wenigstens Kontakt zu diesen drei Völkern zu
halten, um auch deren Meinungen zu hören, bevor etwas entschieden wird.«
    Rodraeg nickte. »Das
klingt ungewöhnlich und vernünftig

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