Die dunkle Quelle
Glück, weil
uns gleich jemand zum Essen eingeladen hat!« Bestar klopfte Rodraeg lachend auf
die Schulter. Der beglich die Zeche, die selbst für fünf Personen deutlich
niedriger war als für drei in den Stuben. Dann gingen sie hinaus in den
tröpfelnden Regen und durchs nächtliche Warchaim zum Haus des Mammuts.
An der von den
gegenüberliegenden Hauslichtern der Von Heydens matt beschienenen Eingangstür
blieb Bestar stehen, zeigte auf Cajins gemaltes Mammut und sagte: »Sowas habe
ich schon mal gesehen.«
»Ein Mammut? Soweit ich
weiÃ, gibt es schon lange keine mehr.«
»Nein, nicht in echt.
Du weiÃt doch, Migal. An der Hütte vom alten Selt.«
»Stimmt«, bestätigte
Migal. »Aber nicht so zottelig. Und er nannte es auch anders. Nicht âºMammutâ¹.
Irgendwas mit âºEâ¹.«
»Ja.« Bestar grübelte,
was gar nicht zu ihm passen wollte. »âºElfenantâ¹ oder so ähnlich. Der alte Selt
sagte, im Regenwald der Spinnenmenschen leben solche Tiere mit einem Arm als
Nase. Riesig groÃ, gröÃer als Büffel.«
In der Encyclica war kein âºElfenantâ¹ verzeichnet, da war Rodraeg
sicher. Ãberhaupt kein Tier, das einem Mammut ähnlich war. »Wer ist der alte
Selt?«
»Selt Fremmender«,
erklärte Migal. »Die Klippenwälder haben viele Abenteurer hervorgebracht, die
den Kontinent gesehen haben, aber unter denen, die heute noch leben, ist Selt
Fremmender der berühmteste. Seine Hütte ist mit Schnitzwerk verziert, das er selbst
angefertigt hat und das von seinen Fahrten erzählt. Da sind groÃe geflügelte
Drachen dabei und Spinnenmenschen und Knochenmänner, die auf Schiffen mit
Entermessern fechten, und ein gepanzertes Einhorn und ein Elfenant.«
»Und ein nacktes
Riesenweib und Haihunde und Felsen mit Gesichtern und ein Schatz aus tausend
Zeptern«, schwärmte Bestar.
»Hm«, brummte Rodraeg.
»Diesen Fremmender würde ich gerne mal kennenlernen. Der weià vielleicht mehr,
als in Büchern steht.«
»Sicher weià der mehr
als Bücher«, sagte Bestar überzeugt. »Du muÃt uns nur mal nach Taggaran
begleiten. Da stehen die Hütten unserer Väter, und ganz in der Nähe die vom
alten Selt.«
»Sehr gerne. Doch zuvor
betreten wir erstmal diese bescheidene Hütte hier. Falls sie euch zusagt, wird
sie bis auf weiteres unser gemeinsames Heim.«
Cajin und Naenn standen
erwartungsvoll hinter der Tür im Flur und hieÃen die beiden Neuankömmlinge
willkommen. Mit Cajin gab es keine Probleme, aber bei Naenn stockte den beiden
Schwertkämpfern doch der Atem. Sie wurden rot, drucksten und rempelten herum
und schienen das artikulierte Sprechen komplett verlernt zu haben.
Rodraeg wandelte das
peinliche Starren und Stammeln in eine rasche Hausführung um, und unter groÃem
Getöse und Jubelgeschrei bezogen die zwei breitschultrigen Burschen schlieÃlich
die beiden ObergeschoÃzimmer mit Fenstern zur StraÃe. Migal nahm das direkt
neben Rodraegs Zimmer, Bestar das auf Naenns Gangseite, mit dem noch leeren
Zimmer zwischen seinem und ihrem.
Unten in der Küche
stellte Naenn flüsternd Rodraeg zur Rede. »Was bei allen Göttern sind denn das
für welche? Höhlenmenschen? Die zerbrechen doch alles, was sie in die Pranken
bekommen â und jeden unserer Stühle!«
»Ich fand sie
ausgesprochen zart im Umgang mit dir.«
»âºUnbeholfenâ¹ ist wohl
ein besseres Wort als âºzartâ¹. Rodraeg, die beiden sind ja noch Kinder! Kinder
mit Bartflaum und Rotz an der Nase und viel zuviel Schwert in der Faust.«
»Sagt wer? Das alte,
weise Schmetterlingsmädchen? Ich weiÃ, daà die beiden noch nicht für sich
alleine stehen sollten. Aber sie erinnern mich an zwei Kuellener, die mir oft
beim Tragen von Aktenkisten geholfen haben. Ich bin mit solchen Leuten immer
gut klargekommen â ich weià auch nicht, wie, aber es funktioniert. Und zwei
Schwerter in vier Fäusten werden wir noch sehr gut gebrauchen können.«
»Sonst war niemand
dabei?«
»Heute nicht. Morgen
versuche ich mit Migals und Bestars Hilfe noch jemanden aufzutreiben. Das soll
dann fürs erste genügen.«
Oben war immer noch
Tumult. Möglicherweise veranstalteten die beiden Klippenwälder eine
Kissenschlacht mit dem brandneuen Bettzeug. Selbst Cajin blickte besorgt zur
rieselnden Decke.
Rodraeg brach
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