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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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ich heute
keinen einzigen Treffer hin.«
    Â»Keinen einzigen
Treffer? Aber Ihr habt doch jedesmal getroffen?!«
    Â»Nein, noch gar nicht.
Ich ziele auf den Kopf der Scheuche, nicht den Körper.«
    Als Rodraeg durch die
nicht abgeschlossene Tür des Mammuthauses trat, erzählten Migal und Bestar
gerade Cajin und Naenn am großen Tisch zum offensichtlich wiederholten Male von
ihren Heldentaten auf dem Marktplatz.
    Â»Wie ist es bei dir
gelaufen, Rodraeg?« unterbrach Naenn die allgemeine Heiterkeit.
    Rodraeg machte ein
Kartenspielergesicht. »Och, mal sehen. Wenn wir morgen früh Besuch erhalten,
dann sind wir fünf unverschämte Glückspilze, aber wenn nicht, dann machen wir
uns dennoch einen schönen Tag am Fluß.«
    Â»Was hast du vor mit
uns?« fragte Cajin.
    Â»Morgen, meine
Freunde«, lächelte Rodraeg, »wollen wir mal sehen, was jeder von uns in
Wahrheit auf dem Kasten hat.«

9

Schütze, Bote, Brief
    Den folgenden Tag
verbrachten sie außerhalb der Stadtmauern in einem Wäldchen am Flußufer: Sie
machten Lauf-, Kampf- und Schwimmübungen. Migal erwies sich als in allen
Disziplinen überragend, Bestar war immer ein wenig zu ungestüm, Rodraeg konnte
mit den Klippenwäldern niemals mithalten, Naenn hielt sich vornehm aus allem
raus, und Cajin erwies sich als Nichtschwimmer und Nichtkämpfer, aber recht
ausdauender Läufer. Immerhin hatten sie eine Menge Spaß miteinander, und bei
der abendlichen Rückkehr verpflichtete Rodraeg die beiden Klippenwälder, ihm
den richtigen Umgang mit dem Anderthalbhänder beizubringen.
    Mitten in der Nacht
klopfte es an die Tür. Leise zwar, dennoch fordernd.
    Cajin, der nachts
abschloß, weil er vermeiden wollte, daß Trunkenbolde oder Gauner eindrangen,
war schon an der Tür, bevor ein anderer überhaupt reagieren konnte.
    Â»Laßt mich bitte ein,
nur für einen Moment«, raunte eine männliche Stimme von draußen.
    Â»Warum sollte ich das
tun? Wer seid Ihr?«
    Â»Delbane hat mir
gesagt, wo ich euch finden kann.«
    Rodraeg schlief in
dieser Nacht tief wie ein auf dem Meeresgrund liegender Stein, deshalb kostete
es Cajin einige Mühe, ihn wach zu bekommen. »Rodraeg? Rodraeg!«
    Â»Wassissnlos? Cajin?«
    Â»Unten ist, glaube ich,
der Bogenschütze, auf den wir gestern vergeblich gewartet haben. Er erweckt den
Anschein, auf der Flucht zu sein.«
    Â»Auf der Flucht? Ich
komme sofort runter.«
    Rodraeg zog sich etwas
über. Als er auf den Flur trat, sah er im Mondlicht des Fensters die Köpfe von
Bestar, Migal und Naenn aus ihren jeweiligen Zimmern wachsen. »Kommt ruhig mit,
der Bogenschütze ist uns besuchen gekommen.«
    Â»Wir sollten besser
nicht zuviel Licht machen, sonst sieht das von außen verdächtig aus«, hatte der
Bogenschütze geraten, deshalb drängten sie sich nun alle in Rodraegs kleinem,
fensterlosen Schreibzimmer bei verschlossener Tür. Cajin hatte eine Öllampe
entzündet, der Bogenschütze hatte auf Rodraegs Stuhl Platz nehmen und
verschnaufen dürfen. Alle anderen standen oder kauerten erwartungsvoll um ihn
herum. Naenn hatte sich eine Decke übergeworfen und erleichtert zur Kenntnis
genommen, daß die beiden Klippenwälder immerhin ihre Hosen trugen.
    Â»Ich fürchte, ich
schulde euch allen eine Erklärung«, begann der Bogenschütze, der die Kühle der
Nacht noch in seinen Kleidern trug und dessen angespanntes Gesicht durch sein
weißes Haar noch bleicher wirkte. Sein elegant geschwungener Langbogen lehnte
an Rodraegs Schreibtisch. »Zunächst einmal muß ich euch versichern, daß ich
nicht die Absicht habe, euch in irgend etwas mit hineinzuziehen. Falls man mich
hier erwischt, braucht ihr bloß zu sagen, daß ihr meine Geschichte nicht kennt,
dann kann euch niemand etwas vorwerfen. Ich habe mich auch nicht absichtlich
hierher geflüchtet. Ich war im Leer das! um die Ecke
und habe versucht, im Met Vergessen zu finden. Aber ich bin ein miserabler
Trinker. Ich brauche eine Stunde, um mir einen Humpen die Kehle
hinunterzuzwingen, und dadurch bleibt jegliche Wirkung aus. Ja, ich weiß, ich
könnte es mit etwas Härterem versuchen, aber dabei quält das Trinken nur noch
mehr. Jedenfalls wollte ich gerade gehen, als eine Patrouille der Stadtgarde
die Schenke betrat, wahrscheinlich, um die Einhaltung der Sperrstunde zu
kontrollieren. Es war einfach unglaubliches Pech. Einer der

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