Die dunkle Quelle
Hundertschaft Hausverwalter«, lobte
Rodraeg mit vollgestopftem Mund. »Aber das hier überbietet alles.«
»Richtig«, bestärkte
Naenn. »Kämpfen muà nur jemand können, der nicht kochen kann.«
Hellas Borgondi wollte
nicht zu ihnen hinunterkommen und lieà sich seine Portion von Cajin aufs Zimmer
bringen. »So eine Kammer ist genau das richtige für einen Mann, der nicht weiÃ,
wohin er sich wenden soll«, sagte er, nachdem er sich bedankt hatte.
Tatsächlich saà er dort in dunkler Abgeschiedenheit und starrte bleich vor sich
hin.
Noch während die
anderen zu Tisch saÃen, klopfte es erneut an der Haustür. Rodraeg ging selber
hin, denn es war gut möglich, daà dies Gardisten auf der Suche nach dem
Deserteur waren. Vor der Tür stand jedoch ein regen- und schweiÃfeuchtes Pferd,
das Rodraeg neugierig mit der Nase anstupste, sowie ein sonnengegerbter,
kleinwüchsiger Mann. »Seid Ihr Rodraeg T. Delbane?«
»Der bin ich.«
»Ich habe einen
Siegelbrief aus Aldava für Euch. Wenn Ihr hier gegenzeichnen könntet.«
Er hielt Rodraeg einen
Wachskratzer, ein Pergament mit wachsbeschichtetem Feld und ein Brett als
Unterlage entgegen. Rodraeg signierte. »Seid Ihr nur für diesen einen Brief aus
Aldava gekommen?«
»Fürwahr, so ist es.
Drei Tage gestreckter Galopp bei Regen und Wind. Aber keine Sorge: Die Gebühr
wurde schon in Aldava entrichtet. Hier ist der Brief.« Er holte den Umschlag
aus seiner wetterfesten Satteltasche. Auf der Vorderseite prangte ein mit
schwungvoller Feder getuschter, nicht ganz geschlossener Kreis. Rodraeg spürte,
wie ihm eine Gänsehaut über die Arme lief.
»Nur, damit ich das
richtig verstehe: Ihr arbeitet nicht für die Königliche Poststelle?«
»Oh nein«, lachte der
Bote, der sich über den Steigbügel wieder hoch auf sein Pferd schwang, »wir
sind die Konkurrenz. Carhard & Bernsten, private Kurierdienste. Wenn es
wirklich schnell gehen soll. Stets zu Diensten, Gevatter!« Er winkte, gab seinem
Pferd die Sporen und sprengte davon.
Rodraeg kehrte mit dem
Brief in der Hand ins Haus zurück. Cajin paÃte ihn schon im Flur ab. »Und?«
fragte er aufgeregt. »Unser erster Auftrag?«
»Ich wüÃte nicht, was
es sonst sein sollte. Mit Eilkurier, vom Kreis. Bevor ich ihn vorlese und wir
ihn zusammen erörtern können, muà ich aber erst noch etwas regeln. Habt einen
Moment Geduld«, sagte er zu den Essenden, die erst innegehalten hatten und sich
jetzt beeilten, ihre Mahlzeit zu beenden.
Rodraeg ging die Treppe
nach oben. Im Licht des nördlichen Fensters brach er das Siegel, öffnete den
Brief und überflog ihn. Er schluckte und nickte gleichzeitig. Dann steckte er
den Brief sorgfältig wieder in den Umschlag, ging zum Zimmer des Bogenschützen
und klopfte. »Hellas? Wir müssen kurz reden. Wir haben ein Problem.«
»Es ist nicht
abgeschlossen.«
Borgondi saà auf dem
Boden, die Arme um die Knie geschlungen. Cajins Essen stand neben ihm und wurde
langsam kalt.
»Wir â¦Â«, begann
Rodraeg stockend, »wir haben unseren Marschbefehl erhalten. Ein Auftrag, der
uns unverzüglich aus Warchaim fortführt. Das Problem ist folgendes: Ich möchte
den Auftrag und die diesbezügliche Planung jetzt natürlich mit meinen Leuten
besprechen. Aber ich gehe das Wagnis nicht ein, daà sich ein Fremder im Haus
befindet, der Dinge mitanhören könnte, die besser geheim bleiben sollten.«
Der Bogenschütze
lächelte müde. »Verstehe. Entweder ich verlasse jetzt das Haus und setze mich
dem Risiko aus, von herumschnüffelnden Patrouillen geschnappt zu werden, oder
ich erkläre mich bereit, bei euch mitzumischen. Letzteres hast du ja von Anfang
an im Sinn gehabt.«
»Das ist richtig. Aber
ich hatte keine Ahnung, daà der Brief heute kommt und daà du dich vorher in Not
an uns wendest. Das ist Pech. Oder Glück. Oder Schicksal. Was spricht denn
dagegen, daà du dich uns anschlieÃt? Ich verlange keine ewigwährende Treue. Nur
diese eine Sache hier in diesem Briefumschlag. Wenn das erledigt ist, kannst du
gehen oder bleiben.«
»Kannst du abschätzen,
wie lange dieser Auftrag dauern wird?«
»Einen Mond.
Höchstens.«
Der Bogenschütze legte
die Stirn auf die Arme. »Ich weià nicht.«
»Was spricht denn
dagegen?«
»Vieles. Das Mädchen
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