Die dunkle Quelle
sie gehen auf allen Vieren wie
die Spinnenmenschen â und das weite Land der Affenmenschen hinter der
Felsenwüste, weil man es einfach nicht erobern kann. Hätten die Barone von
Galliko, Hessely, Carlyr und Ferbst nicht immer wieder Tausende, ja
Zehntausende ihrer Söldner bei sinnlosen Eroberungsversuchen jenseits der Felsenwüstenberge
verloren, hätte Rinwe den Norden wohl nie unter Aldavas Krone beugen können.
Aber jetzt kommt eine jugendliche Königin daher und will mit zweitausend Mann
und einer Wagenladung Magie Erfolg haben? Ich sage euch: Ihre Erfolgsaussichten
waren wie die des Schutzschildmagiers, meinen Schuà zu überleben.«
Rodraeg war
nachdenklich geworden. Der Bogenschütze hatte genau die selben Argumente
vorgebracht wie Baladesar. König Rinwes Weisheit. Königin Thadas Torheit.
Konnte es sein, daà eine Königin Fehler machte, die so offensichtlich waren,
daà jeder Advokat, jeder Armeeschützenausbilder und jedes Schmetterlingsmädchen
den Ausgang der Ereignisse vorhersagen konnte? Ein ganzer Landstrich war vernichtet
worden, hatte Naenn gesagt, aber nur magisch Begabte wuÃten davon. Weshalb gab
es immer noch keine Informationen in der Bevölkerung? Hatte wirklich niemand
überlebt? Würde dies möglicherweise sogar der erste Auftrag des Mammuts werden?
Herauszufinden, was hinter der Felsenwüste geschehen war?
»Du weilst noch unter
den Lebenden«, sagte Migal zu dem Bogenschützen. »Also bist du abgehauen?«
»Richtig. Als das Heer
den Anera hinunterfuhr, um sich im Sumpf der drei Flüsse nach Norden
einzuschiffen, bin ich in Schreer von Bord gesprungen und im Gewimmel der Stadt
untergetaucht. Seither werde ich gesucht. Nicht als Mörder, sondern als
Deserteur. Deshalb gibt es auch keine Steckbriefe von mir. Es ist eine reine
Armeeangelegenheit, nichts, womit man Kopfgeldjäger ködern möchte. So lange ich
keinem Endailoner Rekruten in die Arme laufe, ist alles in Ordnung, zumal die
Armee im Moment wohl andere Sorgen hat. Aber vorhin ist es halt passiert. Pech.
Ich bin diese StraÃe runtergelaufen und habe mir gerade versucht auszurechnen,
wie lange ich werde rennen müssen, bis man die Verfolgung abbläst, da habe ich
das Mammut an der Haustür gesehen und mich daran erinnert, daà hier jemand
wohnt, der Leute rekrutiert, die nicht für die Königin arbeiten sollen.«
»Du hattest also eigentlich
nicht die Absicht, dich nochmal bei uns sehen zu lassen,« stellte Rodraeg fest.
»Tut mir leid.
Eigentlich nicht. Nach meinen schlechten Erfahrungen mit der Armee kann ich mir
nicht mehr so richtig vorstellen, die Gefechte anderer auszutragen.«
»Aber sieh uns an: Wir
sind nicht die Armee.«
Der Bogenschütze
betrachtete Bestar, Cajin, Rodraeg, Naenn und Migal und nickte dann. »Wohl
kaum.«
»Wie ist eigentlich
dein Name?« wagte Cajin sich vor.
»Hellas. Hellas
Borgondi.«
»Wir haben ein
Gästezimmer«, merkte Naenn an.
»Ja«, stimmte Rodraeg
zu, »nur leider stehen da noch keine Betten drin. Du kannst, wenn du willst,
das Zimmer gegenüber von meinem haben. Es soll eigentlich unserem sechsten
Mitglied gehören, aber so lange wir nur zu fünft sind, steht es leer. Es hat
kein Fenster, aber dadurch ist es um so besser geeignet, um sich zu verbergen.
Bis drauÃen die Luft rein ist.«
»Ihr seid sehr
hilfsbereit.«
»Das ist unsere
Aufgabe«, gähnte Rodraeg. »Kommt, wir gehen jetzt schlafen. Die Nacht ist noch
lange nicht zuende.«
Cajin führte Hellas zu
seinem Zimmer, dann verschwanden auch die anderen barfüÃig tapsend hinter ihren
Türen. Ruhe und Dunkelheit kehrten ins Haus des Mammuts zurück.
Das gemeinsame
Frühstück am 8. Tag des Regenmondes verschob sich â der unterbrochenen
Nachtruhe entsprechend â deutlich nach hinten. Rodraeg wurde wieder von Cajin
geweckt, den Bogenschützen lieà man schlafen, damit er in Ruhe den Alkohol des
Vorabends verdunsten konnte.
Ãber Mittag machten
Bestar und Migal zwei Stunden lang die Stadt unsicher und kehrten rechtzeitig
zurück, um ein von Cajin raffiniert zubereitetes Mahl aufgetischt zu bekommen.
»Ich habe gestern in allen Ãbungsdisziplinen am schlechtesten abgeschnitten«, lächelte
der Junge. »Da wollte ich euch einmal zeigen, was ich ziemlich gut kann.«
»Du hast uns bisher
schon schon mehr Talente offenbart als eine
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