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Die dunkle Quelle

Die dunkle Quelle

Titel: Die dunkle Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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dritten
Wachschicht wurden sie alle von Bestar geweckt. »Es hat gerade angefangen.«
    Da war es wieder:
Deng-dengdeng-dengdeng. Deng-dengdeng-dengdeng. Deutlich näher, weg vom Seeufer
und tiefer im Wald, aber immer noch gedämpft und unterirdisch, verhüllt von
Erdreich und Stein.
    Â»Das kann höchstens
noch tausend Schritt entfernt sein«, schätzte Rodraeg. »Was meint ihr? Können
wir uns im Dunkeln dorthinbewegen? Morgen, wenn es hell wird, hat das Geräusch
schon wieder aufgehört, und dann haben wir keinen Anhaltspunkt mehr.«
    Â»Wir können es
versuchen, aber es ist nicht ungefährlich«, gab Migal zu bedenken. »Man sieht
ja kaum die Hand vor Augen.«
    Â»Laßt es uns wagen.
Aber sehr vorsichtig. Nicht, daß einer von uns in eine alte Ogerbärenhöhle
stürzt.«
    Â»Können wir denn keine
Laterne anmachen?« fragte Hellas. »Wir haben doch schließlich zwei.«
    Â»Zu auffällig«, befand
Rodraeg. »Wenn man uns sieht, haben wir keine Gelegenheit mehr, uns unbemerkt
mit dem Schauplatz vertraut zu machen.«
    Â»Wir gehen direkt
hintereinander«, schlug Bestar vor. »Ich gehe voran, ihr bleibt in meiner Spur,
dann seid ihr sicher.«
    Da sie nicht sehen
konnten, ob irgendwo in ihrer Nähe ein Wildpfad oder lichteres Gelände war,
orientierten sie sich allein an dem Geräusch und drangen mitten ins sperrigste
Dickicht vor. Bestar bahnte sich so gut es ging einen Weg, aber besonders
geräuschlos war er dabei nicht.
    Â»Das hat doch keinen
Sinn«, zischte Hellas. »Da können wir genausogut Licht machen, und ›He, hallo!‹
rufen, so lärmig wie wir hier langtrampeln.«
    Â»Hast du eine bessere
Idee?« fragte Rodraeg ebenfalls flüsternd zurück.
    Â»Ja, verdammt. Bleibt
einfach hier und rührt euch nicht. Ich erkunde die Gegend und suche uns einen
geeigneten Weg.« Ohne eine Bestätigung abzuwarten, tauchte der Bogenschütze
seitlich ins Unterholz ein. Schon nach drei Schritten war nichts mehr von ihm
zu sehen und zu hören. Rodraeg hielt den weiterstampfenden Bestar fest und hieß
die beiden Klippenwälder, hier mit ihm abzuwarten.
    Eine Drittelstunde
verstrich. Rodraeg wurde schläfrig, denn er hatte seit seiner Wache höchstens
drei Stunden geschlafen. Gerade als er anfing, sich Sorgen zu machen, ob der
Bogenschütze sie in der Finsternis überhaupt wiederfinden würde, raschelte
linkerhand das Gebüsch, und Hellas Borgondi huschte daraus hervor.
    Â»Wir haben ein
Problem«, flüsterte er schwer atmend. »Ich habe Wachtposten im Wald gesehen,
mindestens zwei, aber wahrscheinlich sind da noch mehr. Gardisten. Mit Schild,
Schwert und Speer.«
    Â»Gardisten?« Rodraeg
staunte. »Aus Terrek?«
    Â»Keine Ahnung. Im
Dunkeln kann ich keine Farben erkennen. Ist aber nicht sehr wahrscheinlich.
Beim Spazierengehen in Terrek bin ich eher zufällig über die Baracke
gestolpert, wie sie dort ihre Gardegarnison nennen. Da schieben höchstens fünf
Männlein Dienst, und die waren gestern alle noch in Terrek.«
    Â»Hm. Vielleicht
Endailoner. Oder aus Chlayst. Seltsam. Was machen wir jetzt?«
    Â»Gar nichts. Im Dunkeln
kommen wir nicht weiter. Wir können die Posten nicht gut genug sehen, sie
dagegen reagieren bei jedem Geräusch. Einer alleine kommt da vielleicht durch,
aber nicht zu viert, das können wir vergessen. Wir warten, bis es heller wird,
und dann versuche ich, uns an allen Posten vorbeizulotsen.«
    Â»Leider hören wir dann
die Mine nicht mehr.«
    Â»Wo Wachtposten sind,
gibt es etwas zu bewachen. Wir sind also schon fast da.«
    Rodraeg schnaufte. »Du
hast recht. Zur Not können wir morgen nacht nochmal auf das Geräusch warten.
Jetzt legen wir uns noch ein paar Stunden hin. Bestar wacht weiter, dann
Migal.«
    Â»Ich bin jetzt munter«,
widersprach Bestar. »Ich wache durch und wecke euch, wenn die Sonne durch die
Bäume scheint.«
    So geschah es. Weitere
vier Stunden später wurden sie erneut von Bestar geweckt. In der Mine, erzählte
der Klippenwälder, war nur zwei Stunden lang gehämmert worden, seither nicht
mehr.
    Nach einer kurzen,
kalten Mahlzeit führte Hellas sie an.
    Langsam, nahezu auf dem
Bauch kriechend, drangen sie tiefer in das Gebiet vor, aus dem sie in der Nacht
die Bergbaugeräusche gehört hatten. Der Tag würde warm werden, Gräser und Laub
rochen nach Regen, aber der

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